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Im Rhythmus der Leidneschaft

Im Rhythmus der Leidneschaft

Titel: Im Rhythmus der Leidneschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Kent
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einwenden wollte, hob sie die Hand, schloss die Augen und sang dann einen ihrer Songs. Sie sang darüber, wie schwer einem das Leben manchmal erscheint, aber dass man aus seiner Einsamkeit entfliehen könne. Das Ende der Schmerzen sei ganz nah, man müsse nur die Hand ausstrecken, und dann könne man sich selbst aus seiner Einsamkeit befreien.
    Als sie schließlich verstummte, tief durchatmete und ihn wieder ansah, erkannte Caleb Tränen in ihren geröteten Augen. Sie hatte all ihre Gefühle in den Song gelegt, und das hatten auch die übrigen Restaurantgäste bemerkt, die jetzt aufstanden und applaudierten.
    Caleb war gerührt.
    Brenna griff wieder nach ihrer Gabel und flüsterte: „Ich singe davon, seine Zukunft selbst zu gestalten. Wie kann man das als destruktiv bezeichnen?“
    Darauf wusste er auch keine Antwort. Er atmete tief durch. „Wollen Sie durch eine Beziehung mit einem Abgeordneten Ihre Mutter dazu zu bringen, Ihr Leben als Musikerin zu akzeptieren?“
    „Wenn meine Mutter und ich nur wegen meiner Musik zerstritten wären, könnte es vielleicht helfen, mit Teddy zum Weihnachtsdinner zu erscheinen. Aber es geht nicht um die Musik, daher stimmt es nicht, was Sie sagen.“
    Interessiert beugte er sich vor. „Worum geht es zwischen Ihrer Mutter und Ihnen?“
    Verärgert lehnte auch Brenna sich nach vorn. „Wenn dieses Interview nicht vorzeitig beendet sein soll, stellen Sie mir diese Frage nicht noch einmal.“
    Anscheinend war das ein wunder Punkt. Er würde später darauf zurückkommen. „Sprechen wir über Ihren Bräutigam. Wie haben Sie ihn kennengelernt? Wie hat Ihre Beziehung sich im Lauf der Monate entwickelt? Wie haben Sie beide die öffentliche Reaktion aufgenommen? Welche Konsequenzen hat das für Ihre Band?“
    Was Brenna ihm in den nächsten zwei Stunden erzählte, hatte Caleb zum Teil schon gewusst oder zumindest vermutet. Was ihn an der jungen Frau überraschte, war ihre Verletzlichkeit. Als Sängerin von Evermore gab sie sich selbstsicher und energisch, aber Ravyn Black war genauso eine Kunstfigur wie Max Savage. Oder Candy Cane.
    Ravyn Black hatte spontan voller Inbrunst einen ihrer Songs gesungen, zusammen mit ihm Folienkartoffel gegessen und sich anschließend noch ein Stück Zitronenkuchen bestellt. Das kam ihm alles etwas absurd vor.
    Alles, worüber er in seiner Kolumne als Max Savage berichtete und was dann spätabends in den Nachrichten unter seinem Namen im Fernsehen gesendet wurde, war nur die Oberfläche. Die Wahrheit lag immer tiefer darunter, und niemand wollte, dass diese Schichten ans Licht der Öffentlichkeit kamen.
    Während Brenna weitersprach und er ab und zu nachhakte, musste er immer wieder an Candy denken. Was war es, was Candy Cane zu verbergen versuchte? Gab es in ihrer Vergangenheit auch Schmerzvolles, das niemand erfahren sollte? Genau wie bei Brenna?
    „War’s das?“
    „Eines noch. Was ist zwischen Ihnen und Ihrer Mutter vorgefallen?“
    Brenna erstarrte. „Ich sagte Ihnen doch bereits, nicht weiter auf dieses Thema einzugehen.“
    „Ich weiß. Trotzdem will ich es wissen.“
    Sie stand auf. „Dann müssen Sie lernen, Ihre Neugier zu beherrschen.“
    Schon bald werde ich mit den ewigen Fragen aufhören, dachte er, aber diese eine Geschichte muss ich noch erzählen. „Wird Ihre Familie auch zur Hochzeit kommen?“
    Als Antwort hob sie im Weggehen nur den Zeigefinger.
    „Wer ist da?“
    Miranda stand in ihrer Garderobe, als es an der Tür klopfte. Sie hatte ihre Perücke noch nicht aufgesetzt und wollte nicht riskieren, dass Caleb sie jetzt sah, nachdem sie sich gestern Nacht so große Mühe gegeben hatte, ihr Inkognito zu wahren.
    „Ich bin’s. Patrice.“
    Ein Glück. „Komm rein, Süße.“
    Alans Frau kam herein und schloss sorgfältig die Tür hinter sich. Offenbar wollte sie ganz ungestört mit Miranda sprechen.
    Patrice trug ihr langes schwarzes Haar zu einem Zopf geflochten über der Schulter. Sie hatte Lederstiefel an, eine ausgeblichene Jeans und einen schwarzgrün gemusterten Pullover. Diese Kluft war für sie genauso eine Uniform wie das, was sie als Mitglied der Skiwacht auf der Piste trug.
    „Was tust du hier noch so spät am Abend?“ Miranda bemerkte, dass ihre Freundin, die sich neben sie auf die Bank vor dem Schminktisch setzte, leicht rot wurde.
    „Erzähl mir von diesem aufregenden Mann. Ich will alles hören, jedes Detail. Während meiner Schicht ist absolut nichts passiert. Keine Lawine, kein Unfall, kein Rettungseinsatz, kein

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