Im Ruecken steckt das Messer - Geschichten aus der Gerichtsmedizin
eine gewisse Bestätigung gab, bewies eine sehr bezeichnende Äußerung von ihr: ›Mein Onkel ist ein Ungeheuer. Kein Mensch kann sich vorstellen, was er mir zumutet. ‹<
Das war nun allerdings alles andere als eine erfreuliche Wendung in dem seltsam gelagerten Verhältnis dieser beiden Menschen zueinander.
Ein aufschlussreiches Zeugnis für die abnorme Form von Hitlers Bindung an Geli erhielt ich bei einer Zufallsbegegnung mit Franz Xaver Schwarz, dem Schatzmeister der Partei. Er kam, wie er sagte, gerade von einem Erpresser, den er im Auftrag Hitlers
habe aufsuchen müssen, um ihm eine Mappe mit pornografischen Zeichnungen abzukaufen. ›Pornografische Zeichnungen? ‹, fragte ich verwundert. ›Ein seltsamer Geschmack, muss ich sagen. Und warum hat Hitler gerade Sie mit einer so fragwürdigen Mission betraut?‹ ›Das ist es ja‹, knurrte Schwarz. ›Die Zeichnungen sind Hitlers ureigenstes Produkt und zeigen Fräulein Raubal in Stellungen und Detailstudien, wie sie jedes Berufsmodell ablehnen würde.‹ ›Aber wie konnten derart verfängliche Dinge überhaupt in fremde Hände geraten?‹ Schwarz hob die Achseln. ›Was weiß ich? Vermutlich hat man sie aus Hitlers Auto gestohlen und wusste, wer sie verfertigt hat - und von wem. Jedenfalls hat sich der Diebstahl für den Erpresser finanziell gelohnt, das dürfen Sie mir glauben.‹«
Tatsächlich existieren Aktzeichnungen Hitlers von Geli. Die im offiziellen Werkverzeichnis abgebildeten Studien haben jedoch keinerlei pornografischen Charakter.
Bei Schilderung der Ereignisse nach einem Theaterbesuch wird Hanfstaengl sehr deutlich: »… Auf dem Nachhauseweg kam Hitler wieder auf politische Fragen zu sprechen, wobei er gelegentlich die eine oder andere Drohung an die Adresse seiner Gegner mit einem pfeifenden Durchzieher seiner Hundepeitsche unterstrich, die er, wie üblich, auch an diesem Abend bei sich trug. Zufällig geriet dabei Gelis Gesicht in den Lichtschein einer Straßenlaterne, und ich gewahrte mit einigem Erschrecken den Ausdruck von Angst und Ekel, der beim Lautwerden dieses pfeifenden Geräusches ihr Gesicht verzerrte. Ich mochte den Gedanken, der mich bei diesem Anblick befiel, nicht zu Ende denken …«
Letztendlich erzählt Hanfstaengl noch eine Insider-Information:
»... Ergänzend hierzu hörte ich dann im Frühjahr 1937 von der geschiedenen Frau von Hitlers Halbbruder Alois folgende angeblich familieninterne Version für Gelis Selbstmord: Die von
vielen Seiten bestätigte erregte Auseinandersetzung zwischen Hitler und seiner Nichte am Vormittag des 18. September sei durch die Mitteilung Gelis ausgelöst worden, dass sie nach Wien fahren wolle, um dort ihr Gesangsstudium fortzusetzen. Dieser Absicht habe sich Hitler jedoch derart entschieden und inquisitorisch widersetzt, dass Geli schließlich alle Scheu und Vorsicht vergessen und ihm gestanden habe, schwanger zu sein, und zwar von einem jüdischen Maler und Zeichenlehrer aus Linz, den sie zu heiraten gedenke. Das Weitere könne man sich denken: Hochgradige Empörung Hitlers über diese ihm und der Partei angetanen ›Rassenschande‹, eine vernichtende Strafpredigt, möglicherweise auch Tätlichkeiten. Fazit: Um sich dieser Doppelfolter zu entziehen, sei Geli nur noch der Freitod als Fluchtweg übrig geblieben...«
Sex und Leberknödel
Hanfstaengel hat auch zu diesem Thema Informationen aus erster Hand bereit:
»Und die keineswegs geringe Anzahl von gut aussehenden Frauen, denen Hitler gelegentlich mit Anreden wie ›Mein Prinzesschen‹ oder ›Meine kleine Gräfin‹ oder gar mit unverhüllten Liebeserklärungen den Hof machte - ich wüsste auch nicht von einem einzigen, tatsächlich stattgefundenen oder vielleicht nur vermuteten Tête-à-tête mit Hitler zu berichten, über das die Beteiligten sich anders geäußert hätten als mit einem Achselzucken, einem Kopfschütteln oder mit einem hoffnungslosen Blick gen Himmel...«
Was Geli betrifft, so ist bis heute die Frage ungelöst: »Hat er, oder hat er nicht?« Die Mehrzahl der Biografen vermutet, er hat. Die Mehrzahl der Parteigenossen aus der engeren Umgebung sah dies anders: »Hitler ist nur Genie und Körper. Diesen Körper
kasteit er, dass es unsereinen jammern kann. Er raucht nicht, er trinkt nicht, er isst fast nur Grünzeug, er fasst keine Frauen an.«
Weitgehend gesichert scheint zu sein, dass Hitler unmittelbar nach dem Tode seiner Nichte völlig aufhörte, Fleisch zu essen. Dies jedoch mit einer Ausnahme: Hitler aß
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