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Im Saal der Toten

Im Saal der Toten

Titel: Im Saal der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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konnten.
    »Was zum Teufel ist hier los? Findet hier ein Casting für die Bill Cosby Show statt?«, fragte Mike und drehte sich zu Mercer um. »Das sehe ich doch auf den ersten Blick, dass hier keine Hockeymannschaft zusammengestellt wird.«
    »Die gleiche Scheiße wie letztes Mal. Hier läuft die Robo-Cop-Sache jedes Mal aus dem Ruder.«
    Als man vor vier Jahren die Taskforce gebildet hatte, nahm die Polizei nach jedem Verbrechen, das dem Muster entsprach, alle dunkelhäutigen Männer fest, die sich im näheren Umkreis auf der Straße aufhielten. Auch dieses Mal war auf den ersten Blick zu erkennen, dass niemand unter den Anwesenden auch nur im Entferntesten dem pausbackigen Verdächtigen auf der Fahndungszeichnung ähnelte.
    Ein einsamer Detective saß vor einem Computer und tippte die Personalien ein. »Was machst du da, DeGraw?«, fragte Mercer.
    »Ich versuche, sie so schnell wie möglich wieder rauszubekommen. Zwei Ärzte – das sind die ruhigen dort in der Zelle. Ein Partner in einer vornehmen Anwaltskanzlei – das ist der, der dort drüben herumbrüllt, dass er im Namen aller hier Anwesenden eine Racial-Profiling-Klage gegen uns einreichen wird. Ein Banker, zwei Köche, ein Feuerwehrmann, ein Hot-Dog-Verkäufer, ein Exsträfling mit sechs Vorstrafen wegen Bagatelldelikten, ein paar Schürzenjäger, die in den Bars auf Aufriss unterwegs waren.«
    »Warum sind sie überhaupt hier?«, fragte ich. »Das ist unglaublich!« Die übliche Vorgehensweise war, die Männer auf der Straße zu filzen, die erforderlichen Formulare auszufüllen und sie dann gehen zu lassen.
    »Die Kollegen hielten so viele Männer an, dass ihnen die Formulare ausgingen. Wir mussten sie herbringen, um ihre Daten aufzunehmen.«
    Mercer drehte die Runde, schüttelte jedem die Hand und entschuldigte sich bei ihnen, dass sie Leidtragende einer Mordermittlung geworden waren.
    »Nehmt ihr ihnen auch Speichelproben ab?«, fragte Mike.
    »Ich habe um Freiwillige gebeten. Mister Superanwalt dort hat ihnen gesagt, dass sie nicht dazu verpflichtet sind. Einer der Ärzte hat sich bereit erklärt.« DeGraw zeigte auf ein einsames Wattestäbchen in einem Pergaminumschlag. »Sonst ist keiner in der Stimmung dazu.«
    »Willst du sie fragen, Mercer?«, sagte ich. »Nur zum Zweck des Ausschlussverfahrens?«
    »Wie fies von Ihnen, Ms Cooper«, sagte Mercer. »Ich soll auf meine Brüder Druck ausüben, damit noch mehr Afroamerikaner in der Gen-Datenbank gespeichert sind!« Er ging zu den Männern, um sie zu fragen, ob einer von ihnen bereit wäre, eine Speichelprobe abzugeben.
    »Wo ist Teddy-Boy?«
    DeGraw zeigte auf das Büro des Lieutenants am anderen Ende des Raums. »Dort drinnen, falls er sich nicht schon aus dem Fenster gestürzt hat. Sei nicht zu hart mit ihm – er ist fix und fertig.«
    Theodore Kroon hatte den Kopf auf die verschränkten Arme gelegt. Er richtete sich auf, als er die Tür aufgehen hörte. Sein schmales, blasses Gesicht war tränenüberströmt und sein rotbraunes Haar zerzaust. Auf seinem Hemd und seiner Hose waren Blutflecken.
    Als er Mike Chapman sah, begann er sofort zu wimmern. »Ich habe alles angefasst, Detective. Ich konnte nicht anders. Ich wusste nicht, was ich tun sollte.«
    »Schon gut, Kumpel. Ich hätte auch nichts anderes erwartet.«
    »Meine Fingerabdrücke müssen überall in der Wohnung sein. Ich wollte sehen, ob sie noch am Leben ist, ich habe ihr die Fesseln abgenommen. Ich … ich habe sogar das Messer angefasst. Ich habe alles aufgeschrieben, so wie Sie es wollten.« Teddy schob Mike einige Schreibmaschinenblätter hin.
    »Jetzt gehen Sie erst einmal auf die Toilette und waschen sich das Gesicht! Sie nützen mir gar nichts, wenn Sie sich nicht beruhigen. Das hier ist Alexandra Cooper von der Bezirksstaatsanwaltschaft. Ich würde gerne noch einmal alles mit Ihnen durchgehen, damit Ms Cooper sich auch ein Bild machen kann.«
    Kroon schloss die Augen und holte tief Luft, bevor er aufstand und das Zimmer verließ.
    »Verstehst du jetzt, was ich meine? Die Schwuchtel kriegt so einen Mord doch gar nicht hin.«
    Die politische Korrektheitsdebatte der neunziger Jahre war spurlos an Mike vorübergegangen. »Hör bitte auf, so daherzureden. Du weißt genau, dass mich das verrückt macht. Und was, wenn ich Recht habe, dass Emily nicht vergewaltigt worden ist?«
    »Ich sehe ein, dass du müde bist, aber du wirst mich nicht ändern, Kid. Ich habe nun mal ein freches Mundwerk – wie du weißt, bin ich in Wirklichkeit ein

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