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Im Saal der Toten

Im Saal der Toten

Titel: Im Saal der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Sie funkten mich an, und ich bin so schnell ich konnte hergefahren.« Er deutete auf einen Golfwagen. »Das kann keine drei, vier Minuten gedauert haben. Ich befahl den beiden, den Mann rauszuziehen, während ich die Polizei anrief.«
    »Warum haben Sie nicht gewartet, bis wir hier waren?«
    Phelps schien von der Frage überrascht. »Aber, Detective, was wenn er noch am Leben gewesen wäre? Bewusstlos oder … oder … Ich wollte ihn nicht dort lassen, falls er noch atmete. Es tut mir Leid, wenn ich etwas Falsches getan habe.«
    Seine zwei Arbeiter ließen den Kopf hängen; scheinbar verstanden sie, dass Phelps für etwas gescholten wurde, was sie getan hatten.
    »Hey, Hal, hast du schon dort oben, von wo der Kerl runterstürzte, nach irgendwelchen Spuren gesucht?«
    »Ja. Da steht Ichikos Auto.«
    »Irgendwelche Fußspuren im Schnee?«
    »Dort sieht es aus wie in einem Ballsaal. Ganz zu schweigen von den vielen Tierspuren. Sind Sie dort oben gewesen, Mr Phelps?«, fragte Hal.
    »Nein, Sir. Trun? Hang?« Der Parkverwalter zeigte zur Kante des Wasserfalls.
    Beide Männer nickten. »Ich suchen nach Hilfe«, sagte Hang.
    Mike wandte sich an Hal. »Ein Charlie Chan ist nicht an ihm verloren gegangen. Was ist im Auto?«
    »Dr. Ichikos Brieftasche. Ausweis, Bargeld, Kreditkarten. Alles unberührt. Wir haben die Sachen auf Fingerabdrücke untersucht.«
    »Irgendein Zettel? Ein Abschiedsbrief, der nahe legt, dass er seinem Leben ein Ende bereiten wollte?«
    »Nein.«
    »Anzeichen eines Kampfes?«
    »Auch nicht.«
    »Meine Herren«, sagte Mike zu Trun und Hang. »Sie waren also gerade damit beschäftigt, Abfall aus dem Fluss zu fischen, als Sie die Leiche gesehen haben?«
    Beide Männer nickten eifrig.
    »Wo ist der Abfall jetzt?«
    Sie zeigten auf drei dunkelgrüne Plastiksäcke.
    »Um diese Jahreszeit ist es kaum der Rede wert«, sagte Phelps. »Den Rest des Jahres wissen wir uns vor Flaschen, Dosen und Picknickmüll kaum zu retten.«
    »Hol mal eine Plane, Hal«, sagte Mike.
    Sherman ging zu seinem Kombi und kam mit einem großen Segeltuch zurück, das er auf dem gefrorenen Boden ausbreitete.
    »Kippen Sie die Säcke aus.«
    »Hier? Das wird eine Schweinerei werden«, sagte Phelps und half den beiden Arbeitern, die Säcke aufzubinden und auszuleeren. Essenspapier, Zeitungen, Kaffeebecher und einige tote Vögel kamen zum Vorschein. Mike leuchtete mit seiner Taschenlampe in dem Unrat herum und schob größere Gegenstände mit dem Fuß zur Seite.
    Da blitzte etwas Kleines, Silbernes auf. Mike nahm es in die Hand und warf es gleich wieder weg – eine zerbeulte Coladose.
    Dann sah ich wieder etwas glitzern. Ich bückte mich und hob ein kleines Handy auf.
    »Gut gemacht, Coop. Haben Sie das auch aus dem Wasser geholt?«
    »Nein.« Hang zeigte nach oben. »Schnee.«
    Ich klappte es auf, um zu sehen, ob es noch funktionierte, und drückte die Wahlwiederholungstaste.
    »Nicht anfassen. Lass die Techniker herausfinden, was darauf ist.«
    »Entschuldige. Ich wollte nur sehen, ob es Ichiko gehört und wen er als Letztes angerufen hat.« Ich hielt das Handy ans Ohr, während Mike um die Plane herumging, um es mir wegzunehmen.
    Es klingelte vier Mal, dann schaltete sich ein Anrufbeantworter ein. Ich signalisierte Mike zu warten und lauschte einer tiefen Stimme mit einem ausgeprägten Südstaatenakzent: »Sie sind mit dem Büro des Rabenvereins verbunden. Bitte seien Sie so gut und hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signalton.«

 

20
     
    »Wirst du McKinney sagen, dass du gerade bei Dr. Ichikos Leiche gewesen bist?«
    »Natürlich«, sagte ich.
    »Willst du ihm auch von dem Anruf beim Rabenverein erzählen?«
    »Nicht, bis ich herausgefunden habe, was es mit diesem Verein auf sich hat.« Mike könnte morgen früh mit Hilfe des inversen Telefonverzeichnisses Name und Adresse der Nummer herausfinden, die auf dem Handydisplay erschienen war.
    Es war kurz nach halb zehn am Dienstagabend, und wir waren soeben ins neunzehnte Revier gekommen. Als Mike Scotty Taren von der Schlucht aus angerufen hatte, hatte auch dieser von einer neuen Entwicklung zu berichten.
    Pat McKinney war am Abend von einem Mann kontaktiert worden, der behauptete, etwas über das Skelett in der 3. Straße West zu wissen. McKinney hatte Scotty daraufhin gebeten, den Mann für einundzwanzig Uhr aufs neunzehnte Revier zu bestellen.
    Mike klopfte an die Tür des Captains. Durch die Milchglasscheibe erkannte ich die Umrisse von McKinney. Er öffnete die Tür und kam

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