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Im Saal der Toten

Im Saal der Toten

Titel: Im Saal der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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gerade in dieser klopfenden Foltermaschine, nachdem mich die gesamte Belegschaft der Notaufnahme von Kopf bis Fuß untersucht hat. Worüber soll ich mir sonst Gedanken machen, wenn nicht darüber, wer mir eins übergebraten hat und warum? Und was man noch mit mir vorhatte.«
    »Zeldin und Phelps sind nach unserem Gespräch zusammen mit einem Dutzend Mitarbeiter des Botanischen Gartens in einem Meeting gewesen. Kathleen Bailey ist uns von Guidis Sekretärin geschickt worden. Guidi war den ganzen Vormittag Downtown. Seine Sekretärin ist sich nicht einmal sicher, dass sie ihm davon erzählt hat, als er anrief.«
    »Kann mir vielleicht jemand sagen, was mit mir passiert ist?«, fragte ich. »Und würdest du die Blumen bitte wieder zurückbringen, Mike? Hier drinnen riecht’s wie in einem Bestattungsinstitut.«
    »Ich habe uns Pizza bestellt«, sagte Mike. »Mit einer Extraportion Peperoni und Pilzen, ohne Anchovis. Und ohne Würmer. Eillieferung. Du wirst in null Komma nix wieder auf dem Damm sein.« Er nahm die Blumen und verließ das Zimmer.
    »Ich will nur einen Teller heiße Suppe«, sagte ich zu Mercer. »Und einen Drink.«
    Das NYU Hospital lag direkt neben dem Gerichtsmedizinischen Institut. Wir kannten jedes Deli und jedes Restaurant im Umkreis des Leichenschauhauses, und ich wusste, wo es die beste Hühnersuppe und einen Dewar’s gab.
    »Die Suppe geht in Ordnung. Aber du hast heute Alkoholverbot.«
    »Wahrscheinlich habe ich auch Personenschutz?«
    Mercer lachte. »Mike und ich schlagen unser Zelt hier auf.«
    »Das ist lächerlich. Ich verstehe ja, dass sie jemanden vor dem Zimmer postieren müssen, aber ihr beide solltet nach Hause gehen und ausschlafen.«
    »Keine Widerrede, Miss Cooper.«
    »Jetzt komme ich mir nicht nur dumm vor, sondern habe auch noch ein schlechtes Gewissen.«
    »Battaglia hat seine Beziehungen spielen lassen. Das Zimmer nebenan ist leer. Einer von uns wird hier bei dir bleiben, und der andere kann sich auf dem Bett lang machen. Wir wechseln uns ab. Besser wir als irgendein Kerl vom dreizehnten Revier, der deine Lieblingsschlaflieder nicht kennt.«
    Mike kam wieder ins Zimmer. »Ja, wir bekommen Strafpunkte, wenn während unserer Schicht etwas passiert. Ich habe wegen deiner Mätzchen heute ohnehin schon Punkteabzug.«
    »Ich frage euch noch einmal: Was ist passiert?«
    Mike und Mercer sahen sich an.
    Mercer sprach zuerst. »Die Cops vom Revier denken, dass es ein Jux war. Sie –«
    »Ein Jux? Sind die verrückt? Haben die noch nie Poe gelesen?«
    »Hör erst mal zu.« Er schob das Bettgitter herunter und setzte sich zu mir aufs Bett. »Auf dem Spielplatz hinter der Orchestermuschel gab es einen Raubüberfall. Ein paar Homies fielen über eine Fünfzehnjährige her, die auf ihren kleinen Bruder aufpasste. Sie warfen sie zu Boden, schnappten sich ihren Geldbeutel und fassten sie an ein paar Stellen an, von denen sie besser die Finger lassen sollten.«
    »Ich habe die Schreie gehört. Daran erinnere ich mich noch.«
    »Es waren drei Jungs, Mitglieder einer Gang. Möchtegern-Halbstarke. Irgendwelche Arschlöcher aus dem Viertel, die den Leuten einfach Angst und Schrecken einjagen wollen.«
    »Hat man sie geschnappt?«
    »Noch nicht. Sie sind in alle Himmelsrichtungen verschwunden.«
    »Ich habe einen über die Straße laufen sehen.«
    »Ja«, sagte Mike. »Von dem ich dachte, dass du ihm hinterhergelaufen bist.«
    »Weiß das Mädchen, wer sie sind?«
    Mercer strich die Bettdecke glatt. »Sie sagt nichts. Sie muss ja weiter in der 192. Straße wohnen – ohne Personenschutz –, und das weiß sie.«
    »Und was hat das mit mir zu tun?«
    »Die Cops glauben, dass die Gang einfach nur Unfug trieb. Ein paar von ihnen haben das Südende des Parks unsicher gemacht, und die anderen haben gesehen, dass du allein warst und –«
    »Ich war vielleicht sechzig Sekunden lang allein.«
    »Es dauert nur zwei Sekunden, jemandem ein Kantholz über den Schädel zu schlagen.«
    »War es das? Ein Kantholz?«
    »Es lag zumindest eins am Treppenabsatz. Es wird gerade im Labor auf Blut- und Haarspuren untersucht«, sagte Mercer. »Dann schleppten sie dich in den Vorratskeller, fesselten dich, steckten dir einen Knebel in den Mund und legten dich unter die Bretter.«
    »Woher sollten sie etwas von dem Keller wissen? Warum –«
    »Jedenfalls nicht, weil sie in der Stadtbücherei Kurzgeschichten gelesen haben«, sagte Mike. »Laut Ms Bailey ist der Vorratskeller schon seit ewigen Zeiten ein Ärgernis. Er ist

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