Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)
folglich suchen musste. Als ich dabei war, mich der
Verzweiflung hinzugeben, hörte ich aus einer Richtung ein Krachen im Wald. Ohne
weiter darüber nachzudenken, begann ich, dorthin zu rennen. Die Bäume flogen
nur so an mir vorbei, bis ich schlitternd stehen blieb und mich umsah. Sie
hatten schlagartig an Größe verloren, sie waren – mit welcher Macht oder Kraft
auch immer – geknickt worden wie Streichhölzer. Die böse Vorahnung, es könnte
sich wieder um diese Engel handeln, bestätigte sich, als ich ein wenig der
Zerstörung folgte und dabei zum Gipfel eines Hügels kam. Drei Engel schwebten
gegenüber meinen drei Vampiren mehrere Meter über dem Erdboden. Sie hatten mir
den Rücken zugewandt, sodass ich ihre Flügel sehr gut sehen konnte.
Der Größte von ihnen besaß sechs gelbe, verwirrend
verzweigte Flügel – es war ein blonder Mann von muskulöser Statur – der links
neben ihm, ebenfalls ein Mann, vier violette mit den dazu passenden violetten
kurzen Haaren, rechts neben dem mit den sechs Flügeln, schwebte wieder ein
Engel mit deren vier von einem Orange, wie man es in den Flammen eines Feuers
fand. Ayden, Sophie und Kira wirkten stark angeschlagen. Kira streckte ihre
Hand aus und in ihr kristallisierte sich ein spitzer Eissplitter, den sie
daraufhin zielsicher auf den orangen Engel warf, der wiederum die Attacke
abblockte, indem er eine Stichflamme erscheinen ließ, die das Eis in
Sekundenschnelle schmelzen ließ. Sophie bekämpfte Feuer mit Feuer, und zwar
wortwörtlich, da sie eine Feuerkugel entstehen ließ. Ihr Angriff wurde von dem
violetten Engel gekontert, der schlichtweg den Boden unter sich wie eine Wand
hochzog, sodass der Feuerball darauf traf anstatt auf ihn. Als Letztes
versuchte es Ayden, so wie Kira mit Eis, allerdings beschwor er nicht einen
einzigen Splitter, sondern Millionen kleine, die er wie einen Sturm auf den
gelben Engel zufliegen ließ. Es sah aus, als würden messerscharfe Glasscherben
durch die Luft zischen, aber den Angegriffenen ließ das kalt. Er hob nur eine
Hand – genauso wie ich seinerzeit bei dem grünen Engel und ließ alle
Eissplitter an einer unsichtbaren Wand zerschellen. Ich verfolgte den Kampf wie
in einen Bann gezogen. Nicht nur, dass ich erfahren hatte, dass die Vampire
solche Kräfte neben den verfeinerten Sinnen, ihrer Geschwindigkeit und Kraft
besaßen. Ich hatte auch bemerken können, dass jeder von ihnen an ein Element
gebunden zu sein schien ... so wie die Engel seltsamerweise auch. Der Stand der
Dinge wollte mir so gar nicht gefallen. Plötzlich sah der gelbe Engel über die
Schulter und auch meine Freunde bemerkten meine Anwesenheit.
Ich wurde von einer Woge der Angst überflutet, als
sich der Blonde mir vollends zuwandte. „Nein, wir sind deine Gegner!“, rief
Ayden und griff wieder an, dieses Mal mit einer Art Eis-Speer, der jedoch von
den beiden anderen Engeln pariert wurde.
„Gegner? Ihr seid uns so wenig gewachsen, euch kann
man schlecht als Gegner bezeichnen“, befand der Blonde kalt, ohne sich von mir
abzuwenden und schwebte auf mich zu. Ich konnte fühlen, wie sich der Wolf
wieder in mein Bewusstsein drängte. „Tötet sie schon“, befahl der Gelbe und die
anderen spannten ihre Muskeln. Ich sog die Luft ein. Willst du sie wieder
retten? , wollte der Wolf sachlich wissen. JA! , schrie ich panisch in
Gedanken und überließ dieses Mal willig die Führung dem Wesen in meinem Geist,
welches resignierend seufzte. Endlich bewegten sich meine Muskeln und ich hob
meine Hand, sodass sie waagerecht über dem Boden war. Dann schlug ich damit
waagerecht in einer Linie und eine Art blaue Sichel rauschte zu dem gelben
Engel, der mittlerweile auf einer Höhe mit mir war – und nur noch wenige Meter
von mir entfernt. Er sah mit geweiteten Augen die Attacke auf sich zuschießen
und kreuzte die Arme in einer abwehrenden Geste vor der Brust. Zwar nahm er in
dem Sinne keinen Schaden, aber die Kraft des Angriffs warf ihn so weit zurück,
dass er nun hinter seinen Gefährten war, die verwirrt in ihrem Angriff auf
Ayden, Sophie und Kira innegehalten hatten. Ohne auf eine Reaktion zu warten,
bewegte ich meine Hand weiter, dieses Mal erschien eine lange, blaue Peitsche.
Ich konnte mir zunächst nicht vorstellen, warum ich mich auf der Stelle im
Kreis drehte, dann sah ich, dass mich dadurch die Peitsche wie einen
schützenden Kokon umgab und im nächsten Moment hörte ich das Krachen der
Angriffe der anderen beiden Engel auf meinem Schild. Als das
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