Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)
verstummte, hielt
ich abrupt in meiner Bewegung inne und schlug aus. Abertausende Überlappungen
der Peitsche zischten durch die Luft und trafen auf die unvorbereiteten
vierflügeligen Engel, deren Kleidung, Flügel und Körper dadurch zerrissen
wurden. Die Ornamente auf ihrem Rücken zersprangen wie schon bei dem
grünhaarigen Mädchen und die Engel fielen leblos zu Boden. Nur der Gelbe blieb
verschont, da er außerhalb meiner Reichweite zu sein schien. Er starrte mit
geweiteten Augen zu mir und durch die feineren Sinne, die ich auf einmal hatte,
hörte ich ihn flüstern: „Die azurblaue Zerstörerin.“ Ehe ich zu einem weiteren
Angriff ausholen konnte, war er in einem Blitz aus Licht verschwunden und es
bedurfte nicht des Wolfes, um zu wissen, dass es sehr schlecht war, dass er
entkam und meine ‚Identität‘ kannte.
Auf einmal wurde ich der faszinierten und gleichzeitig
entsetzten Blicke meiner vampirischen Freunde gewahr und ich sah instinktiv an
mir herab. Ich musste die Augen ein wenig zusammenkneifen, um nicht von dem
blauen Licht von meinem Rücken geblendet zu werden. Ich erstarrte mitten in
diesem Gedanken, dann drehte ich meinen Kopf wie in Zeitlupe herum, damit ich
über meine Schulter blicken konnte. Verschnörkelte, azurblaue Ornamente kamen
in mein Blickfeld. Als ich mich hektischer betrachtete, fügten sie sich zu
einem Gesamtbild von acht wunderschönen Flügeln, die sich kaum bewegt von
meinem Rücken erhoben und zwischen meinen Schulterblättern ihren Anfang nahmen.
In mir wurde vor Schock zwar alles taub, dennoch spürte ich zu deutlich den
stechenden Schmerz in meinem Rücken und die Nässe, die sich von meinen
Schulterblättern beginnend ihren Weg nach unten bahnte.
„Leyla!“, rief Ayden verstört, als der Geruch meines
Blutes in seine Nase gedrungen war und er war binnen eines Lidschlags bei mir,
gerade rechtzeitig, um mich aufzufangen. Meine Knie hatten einfach nachgegeben
und meine Augen waren so schrecklich schwer ... so schwer ...
Als ich wieder zu mir kam, lag ich wieder in einem
weichen Bett. Ich fühlte eine große, kühle Hand, die meine hielt, als würde ich
auf dem Sterbebett liegen, schlug meine Augen auf und erblickte Ayden, der mich
mit vor Sorge glitzernden Augen musterte.
„Leyla?“, sprach er mich vorsichtig und leise an, als
wenn ich verkatert wäre und mir jedes laute Geräusch Kopfschmerzen bescheren
würde.
„Ja ... anwesend“, seufzte ich, da die Müdigkeit
wieder in mein Bewusstsein kroch.
„Wie geht es dir?“, fragte der Schwarzhaarige.
„Ich bin hundemüde“, antwortete ich wahrheitsgemäß.
„Kein Wunder. Bei den kräftigen Attacken, die du da
benutzt hast ... auch wenn ich mir beim besten Willen nicht erklären kann,
warum diese Flügel dich am Rücken verletzt haben“, meinte der junge Mann
mitleidig und gleichzeitig nachdenklich.
„Ich habe keine Ahnung“, flüsterte ich und spürte, wie
meine Augenlider immer schwerer wurden.
„Ruh dich aus“, beschwichtigte Ayden mich, indem er
sanft über meinen Kopf streichelte, aber gerade deswegen war ich plötzlich
wieder hellwach.
„Geht es euch gut, wurdet ihr verletzt?“, wollte ich
aufgeregt wissen.
„Alles ist gut, Leyla. Wenn wir getroffen wurden, dann
sind unsere Wunden schon längst verheilt. Du vergisst: Wie sind Vampire, wir
sterben nicht so leicht“, erwiderte Ayden ruhig.
„Ja, aber diese Engel scheinen sich irgendwie ganz
effektiv auf den Kampf mit euch Übermenschen vorbereitet zu haben, findest du
nicht? Nach dem, was ich da beobachtet habe, konntet ihr ihnen nicht einmal
einen Kratzer zufügen“, gab ich schneidend zurück und an dem Zucken seiner
Augenbraue sah ich, dass diese Tatsache einen wunden Punkt in seinem Stolz
getroffen hatte.
„Wir waren nur unvorbereitet und haben unseren Feind
unterschätzt, das passiert nicht noch mal“, antwortete er unterkühlt und machte
mir damit klar, dass ich das Thema unverzüglich fallen zu lassen hatte.
Schweigend sah ich mich daher lieber im Zimmer um und fand heraus, dass ich im
selben Raum wie kurz zuvor lag. „Du solltest dich jetzt wirklich ausruhen. Du
hast ziemlich viel Blut verloren, bevor die Wunde verheilt ist“, fuhr Ayden
nach einer Weile versöhnlich fort.
„Mir geht es gut“, widersprach ich und stand auf. Der
junge Phynix hielt mich nicht auf, blieb jedoch dicht bei mir, um mich im Falle
des Falles auffangen zu können – vermutete ich zumindest.
„Und was willst du jetzt tun?“, wollte Ayden
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