Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)
Kraft , dachte ich zurück.
Gut. Aber vergiss nicht, dass es nicht auf Dauer so
geht. Die Kraft gehört dir, irgendwann musst du dir einen Ruck geben und sie
aus deinem eigenen Ermessen benutzen. Ich wurde stutzig wegen dieser Worte, spürte aber im selben Moment, wie sich
die stechenden Ornamente auf meinem Rücken bildeten, konnte mir vorstellen, wie
sie sich zu den acht azurblauen Flügeln ausbreiteten, und fühlte, wie meine
Muskeln sich wieder ohne mein Zutun bewegten. An meiner Hand bildete sich
wieder die Peitsche, aber bevor ich sie schwingen konnte, verschwammen die
Engel vor meinen Augen und schwebten plötzlich in einem perfekten Kreis um mich
herum. Ayden knurrte und beschwor sein Eis herauf, während ich die Peitsche zu
einer Art Schwert umwandelte und lauernd auf die Attacken der Gegner wartete.
Ayden war des Wartens Leid und griff den gelben Engel
mit seinen Eissplittern an, mit demselben Ergebnis wie wenige Tage zuvor. Der Gelbe
wehrte die Splitter mit einer unsichtbaren Wand ab und reagierte auf den
Angriff in der Art, dass er kräftig mit seinem Arm ausschlug. Ein orkanartiger
Wind zog aus dem Nichts herauf und schleuderte den Schwarzhaarigen aus dem
Kreis, in dem ich nun allein stand. Ohne ersichtlichen Grund war das Schwert
wieder eine Peitsche, die ich in einer ausholenden Geste so schwang, dass sie
theoretisch alle Engel am Bauch treffen musste. Meine Gegner streckten die
Hände aus, sodass deren Innenflächen zu mir zeigten, und blockten alle
gleichzeitig meinen Peitschenhieb.
Verdammt! ,
wetterte der Wolf. Sie haben sich extra darauf vorbereitet, uns außer
Gefecht zu setzen! Ich sah mich hektisch um und bemerkte die
konzentrierten, aufmerksamen Gesichter der anderen Engel. Ich sah den hitzigen
Kampf zwischen der Familie Phynix und den vierflügeligen Engeln, ebenso die
Versuche Aydens, wieder zu mir zu gelangen, die jedoch wirksam durch einen der
Engel mit sechs Flügeln vereitelt wurden. Die verbleibenden vier, die sich noch
voll und ganz mit mir beschäftigten, führten komplizierte Bewegungen mit ihren
Händen aus.
NEIN! , rief
der Wolf erbost und ich bemerkte, wie mein Körper zu einem hektischen Angriff
ausholte, jedoch mitten in der Bewegung erstarrte. VERDAMMT!!! , rief der
Weiße, sodass es in meinen Ohren klingelte. Ich konnte mir nicht vorstellen,
weshalb ich mich nicht mehr bewegen konnte, als auf einmal kristalline Ketten
um mich herum erschienen, die meinen kompletten Körper so umschlangen, dass ich
wie in einer Zwangsjacke an so gut wie jeder noch so kleinen Bewegung gehindert
wurde. Ich versuchte, mich aus den Ketten zu kämpfen, was jedoch sinnlos war.
Die Engel schienen sich allesamt ausschließlich auf deren Aufrechterhaltung zu
konzentrieren und ich musste mich der geballten Kraft von vier sechsflügeligen
Engeln selbst als Engel mit acht Flügeln geschlagen geben. Von Verzweiflung und
der drohenden Niederlage geplagt, suchte mich die Müdigkeit nach dem Einsetzen
meiner Kräfte früher als sonst heim, sodass ich in den Ketten kraftlos in die
Knie sank. Ich sah an dem abebbenden blauen Leuchten von meinem Rücken her,
dass meine Flügel verschwanden und mit ihnen meine Kraft. Ob es die Ketten
waren, die mir die Kraft nahmen, oder ob ich bereits zu viel Kraft aufgewandt
hatte, wusste ich nicht, aber das schreckliche Ergebnis blieb dasselbe. Ich war
von den Engeln gefangen genommen wurden.
„LEYLA!!!“, schrie Ayden entsetzt und kämpfte mit
allem, was er hatte, um zu mir zu gelangen – Bemühungen, die fruchtlos blieben
und nur das Ergebnis hervorriefen, dass er von seinem Gegner an der Schulter
verwundet und weiter fortgedrängt wurde. Auch der Rest seiner Familie konnte
nicht zu mir gelangen. Es war vorbei.
„Lasst die Vampire, wir müssen dafür sorgen, dass die
Frau sicher zu unserem Meister kommt“, befahl der gelbe Engel und schon
gruppierten sich innerhalb eines Augenblicks alle zehn Engel um mich, nahmen
sich bei der Hand und konzentrierten sich. Ich spürte am Rand der
Bewusstlosigkeit, wie mein Körper vom Boden gezogen wurde und durch die Luft zu
fliegen schien. Dann ließ ich mich in die Schwärze fallen, die sich wie ein
Raubtier herangeschlichen und sich auf mich gestürzt hatte ...
Ich war wieder in der Sphäre mit dem Wolf. Er lag
ruhig, aber mit wütend hin- und herwedelndem Schwanz vor mir, seine blauen
Augen leicht verengt auf mich gerichtet. „Was ist passiert?“, wollte ich fast
schon anklagend von ihm wissen.
„Du warst noch nicht
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