Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)
seltsamerweise war ich
vollkommen ruhig. Ich wusste innerlich, dass er recht hatte, dass ich zu ihnen
gehörte ... Aber woher? Ein schmerzhafter Stich durchfuhr meinen Kopf, als ich
der Frage auf den Grund gehen wollte, daher ließ ich es lieber sein.
„Weißt du, was du bist?“, wollte der Mann dann von mir
wissen. Ich starrte die Engel an.
„Dasselbe, wie sie?“, fragte ich mehr, als dass ich
antwortete.
„Ja. Und was musst du tun?“ Die Antwort wurde mir
durch eine seltsam flimmernde Erinnerung gegeben, die sich wie ein Fremdkörper
in meinem Kopf anfühlte. Ein Mensch, der auf einmal einen anderen überfiel und
seine langen Reißzähne in das Fleisch des anderen schlug, um daraufhin
genüsslich das aus den Wunden tretende Blut zu trinken. Ein Engel, der
daraufhin aus dem Nichts zu erscheinen schien und mit dem Angreifer kämpfte und
diesen tötete.
„Ich muss die Vampire vernichten“, antwortete ich
tonlos, weil sich diese Worte irgendwie fremd anfühlten, aber die einzige
Schlussfolgerung waren. Der Albino begann grausam zu lachen, immer lauter, dann
wandte er sich den beiden Engeln mit den sechs Flügeln zu. Einer besaß gelbe, der
nächste rubinrote.
„Bringt sie zu ihrem ersten Einsatzort. Ihre ‚Freunde‘
werden sich sicherlich freuen, sie wiederzusehen“, sagte der Mann mit einem
bösen Grinsen, die Engel verneigten sich und schwebten dann zu mir.
„Komm mit uns“, sagte der Gelbe und schwebte an mir
vorbei den Gang wieder hinab, fort von dem Albino und seinem Thron.
Ich hatte noch keine Ahnung, wie ich meine Flügel dazu
bekommen sollte, sich zu zeigen, daher lief ich ihnen ganz normal hinterher,
auch wenn irgendetwas in mir vor Qualen schrie.
Einige Stunden später – die Engel hatten mir während
unserer Reise erklärt, wie ich meine Kräfte einsetzen konnte und wie wir
vorgehen würden, um die etwas größere Vampir-Familie zu vernichten – landete
unser Flugzeug. Wir würden es mit vier Männern und zwei Frauen zu tun bekommen,
von denen die Männer größere Kräfte besaßen und daher zuerst ausgeschaltet
werden mussten. Ich sollte mich dabei um einen jungen Mann mit schwarzen Haaren
und blauen Augen kümmern, der Wasser beziehungsweise Eis kontrollieren konnte.
Die beiden nahmen mich, als wir das Festland Neuseelands betraten, jeweils
einer an der Hand und ich wurde mit einer unglaublichen Kraft gezogen. Keine
Sekunde später waren wir in einem Wald und nicht mehr auf dem Privatflughafen,
auf dem wir gelandet waren.
„Du weißt, was du zu tun hast“, sagte der gelbe Engel
und ich nickte. „Deine Kräfte sind noch ein wenig instabil und verletzen dich
noch. Daher wirst du dich erst später an dem Kampf beteiligen. Du musst die
Menschentöter so schnell wie möglich ausschalten.“ Ich nickte wieder und die
beiden anderen verschwanden. Wir hatten abgemacht, dass sie die Vampire in den
Wald nicht weit von mir locken würden, damit ich mich im richtigen Moment
zeigen konnte. Daher blieb mir vorerst nur das Warten, bei dem ich mich bereits
auf meine Kräfte konzentrierte und sie anrief. Dabei huschte jedoch ein Bild
vor mein geistiges Auge – ein Wolf mit zehn weißen Flügeln, und schon war es um
meine Konzentration geschehen. Abermals hatte ich das Gefühl, als wenn mir
dieser Wolf etwas sagen müsste, und wieder durchzuckten höllische Schmerzen
meinen Kopf, als ich versuchte, nach diesem Wesen in meinen Erinnerungen zu
suchen.
Was soll denn das? , dachte ich verwirrt. Warum bekomme ich Kopfschmerzen, wenn ich versuche,
mich an etwas zu erinnern? Ohne gefragt worden zu sein, huschten verzerrte
Bilder vor mein geistiges Auge. Ein Haus. Ein Wald. Engel, die einer Gruppe
Menschen gegenüberstanden. Ein junger Mann mit schwarzen Haaren und blauen
Augen ... Ich schüttelte kräftig den Kopf, um die verwirrenden Bilder wieder
loszuwerden. Ich musste mich auf den anstehenden Kampf konzentrieren, der
gleich losbrechen würde, da ich bereits Kampfgeräusche vernahm, die allerdings
noch fern erklangen, aber immer näher kamen. Ich schloss meine Augen und rief
meine Kräfte an die Oberfläche. Ich konnte förmlich spüren, wie sich meine
Flügel bildeten und meiner Neugier folgend sah ich sie mir an. Ich hatte acht
und nicht sechs wie meine beiden Begleiter. Aber warum war das so? Die beiden
anderen hatten mir so viel erzählt, aber nie ein Wort darüber verloren, dass
ich zwei Flügel mehr als sie besaß. Oder hatten sie es etwa nicht gewusst?
Mir blieb keine Zeit darüber zu
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