Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)
suchen lassen und mir das nächstbeste
Buch geschnappt, in dem ich versinken wollte. Meine Rechnung ging nur halb auf,
da ich, obwohl ich mit meinem ganzen Bewusstsein in die Geschichte eintauchte,
immer noch im Hinterkopf meine Probleme behielt. Manche Dinge konnte man eben
nur aufschieben und nicht vollständig verbannen.
Seufzend ließ ich mich auf dem bequemen Sofa nieder
und starrte hoch an die Decke. Meine innere Unruhe hatte einen neuen Höchstwert
erreicht und jagte meine Gedanken in einem grausamen Kreis, ohne ihnen eine
Pause zu gönnen. Ayden sah ab und an bei mir vorbei, verzog sich dann aber
wieder hinter seinen Computer, um weiter nach irgendwelchen Informationen zu
suchen. Ich war versucht, ihn nach allen Regeln der Kunst auszulachen. Er
konnte doch nicht ernsthaft darauf hoffen, etwas über Geschöpfe zu erfahren,
die eine Geheimorganisation auf die Welt gebracht haben, die niemandem, außer
den Angehörigen geläufig ist. Mein Blick glitt wie so oft aus dem Fenster, wo
ich jedes Mal aufs Neue leuchtende Flügel in der Ferne erwartete. So fühlte es
sich also an, gejagt zu werden. Es genügte schon fast, um Vegetarier zu werden,
einfach nur aus Mitleid mit dem Wild, das gejagt wurde, oder die Tiere, die zum
Schmaus der Menschen getötet wurden.
Ich habe eindeutig zu viel Zeit zum Nachdenken , dachte ich mit gemischten Gefühlen. Ich ballte meine
Hand zur Faust. Nicht zum ersten Mal spielte ich mit dem Gedanken, wieder meine
Kräfte zu gebrauchen, nur, um vertrauter mit ihnen zu werden und sie effektiver
einzusetzen, wenn sie am Nötigsten gebraucht werden würden. Aber der junge
Phynix schmetterte diesen Grund ab und hielt nur dagegen, dass der Preis des
Trainings viel zu hoch sei: mein Blut. Ich entkam nicht mehr aus dem
Teufelskreis meiner Gedanken und auch dieses Gefühl des Gefangenseins zerrte an
meinen Nerven.
„Möchtest du etwas essen?“, kam Ayden freundlich ins
Wohnzimmer.
„Nein“, antwortete ich wie gehabt. Ich hatte überhaupt
keinen Appetit.
„Ich frage mal anders“, erwiderte der Schwarzhaarige
und ich konnte ihn mit seinen Augen fast schon rollen hören. „ Was möchtest du essen, denn essen wirst du.“ Er blieb seiner ‚Aufgabe‘ treu, darauf
zu achten, dass ich richtig aß, jetzt mehr denn je. Ich seufzte theatralisch. „Ich
habe keinen Hunger“, murrte ich nur und sah auf meine Knie herab, auf denen
plötzlich zwei Hände lagen. Mein Blick schoss hoch und kreuzte den Aydens. Es
quälte ihn, mich so fertig zu sehen, das konnte ich erkennen, aber ich konnte
schlecht etwas daran ändern.
„Mag sein, aber deinem Körper zuliebe musst du essen,
sonst klappst du mir noch zusammen. Und solltest du dich immer noch weigern,
dann werde ich dich eben füttern“, drohte der junge Mann neckend. Ich machte
ein skeptisches Gesicht.
„Wie willst du das denn machen? Wenn ich den Mund
nicht aufmache, kannst du mich schlecht füttern“, hielt ich dagegen.
„War das eine Herausforderung?“, wollte er mit einem
drohenden Unterton in der Stimme von mir wissen.
„Vielleicht ... aber wohl eher pure Neugierde“, lenkte
ich ein bisschen ein. Mir schwante, dass selbst das noch zu viel gewesen sein
könnte.
„Ich habe definitiv einen Weg, deinen Mund auf zu
bekommen“, wisperte Ayden plötzlich so dicht an meinem Gesicht, dass ich mein
überraschtes Gesicht in der Spiegelung in seinen Augen sehen konnte. Um sich
weitere Erklärungen zu sparen, ließ der Schwarzhaarige einfach Taten sprechen
und küsste mich leidenschaftlich, wobei er mit seiner Zunge meine Lippen
aufzwang. Er ließ wieder von mir ab und sah liebevoll auf mich herab, wobei
auch Schalk in seinen Augen glitzerte.
„Ist ja schon gut, so weit musst du nicht gehen“, gab
ich also klein bei.
„Ich hätte mir eigentlich mehr Widerstand erhofft“,
kicherte der junge Phynix und mir schoss die Röte ins Gesicht, während er gut
gelaunt Richtung Küche verschwand.
Er ist eben auch nur ein Mann ... , dachte ich aufgebend und fuhr mir gedankenverloren
mit meinen Fingerspitzen über meine Lippen, auf denen ich immer noch seine
spürte. Ich war froh, ihn an meiner Seite zu haben, mehr als ich ihn wissen und
spüren ließ.
Keine zehn Minuten später kam Ayden auch schon mit
einem dampfenden Teller Nudeln mit Käsesoße zu mir, setzte sich neben mich und
überwachte meine Mahlzeit. Ich konnte nicht anders, als verhalten zu kichern.
Er blickte mich fragend an, ich schüttelte aber nur den Kopf. „Das schmeckt
sehr gut,
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