Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)
den
Eindruck.
„Wenn du baden willst, tu es ruhig, ich werde schon
nicht spannen“, meinte der Schwarzhaarige mit ätzendem Sarkasmus, während er
sich lässig an den Türrahmen lehnte.
„Erstens mal wärst du tot, wenn du spannen würdest,
und zum anderen …“, ich ignorierte, dass er in schallendes Lachen fiel, obwohl
ich ihm durchaus ernsthaft mit dem Tod gedroht hatte, „… würde ich vorher die
Tür abschließen.“
Ayden hörte schlagartig auf zu lachen, riss die Augen
auf und sah mich bestürzt an. Spielte er das nur vor oder war die Reaktion
echt?!?
„So wenig vertraust du mir?“ Es zuckte zwar um seine
Mundwinkel, als er das sagte, aber seine Augen verrieten ihn: Er meinte seine Bestürztheit ernst.
„Ich … ähm …“ Mein Vorsatz, ihn für die nächsten
vierundzwanzig Stunden nicht mehr zu verletzen stand mir und meiner
schneidenden Antwort derartig im Wege, dass ich lieber schwieg, als irgendeinen
Blödsinn von mir zu geben.
„Und wie soll ich das jetzt verstehen?“, wollte Ayden
leise wissen, stieß sich vom Türrahmen ab und kam langsam auf mich zu. Ich wich
instinktiv zurück; das Glänzen in seinen Augen gefiel mir irgendwie nicht,
zumal sie im dämmrigen Licht noch dunkler und gefährlicher aussahen als sonst.
Ich war so damit beschäftigt, die Distanz zwischen ihm und mir zu wahren, dass
ich nicht bemerkte, wie hinter mir der Boden in die Badewanne überging. Erst
als mein Fuß in der Luft schwebte und ich das Gleichgewicht verlor, bemerkte
ich, dass es ein Fehler gewesen war, zurückzuweichen. Ich schloss die Augen und
bereitete mich auf eine äußerst schmerzhafte Landung vor, doch die wollte sich
nicht einstellen. Statt eines von mir erwarteten stechenden Schmerzes an
Wirbelsäule und Hinterkopf spürte ich eine kräftige Hand, die mich am rechten
Unterarm packte und schwungvoll zu sich zog, sodass ich mit einem kühlen Körper
kollidierte. „Du bist schon manches Mal ein Tollpatsch“, tadelte mich – viel zu
nah – die melodische Stimme des Schwarzhaarigen, während sich der Griff um
meinen Unterarm lockerte. Ich schluckte hart. Mein Gott, warum legte ich es
immer darauf an, in derart … grausame Situationen zu kommen? „Was ist?“, wollte
Ayden wispernderweise wissen, was mir ungewollt einen Schauer über den Rücken
jagte.
„Gar nichts … nur … der Schock …“, nuschelte ich
verlegen und versuchte mich darauf zu konzentrieren, seine Muskeln unter dem
eng anliegenden Oberteil nicht wahrzunehmen. Ein unmögliches Unterfangen.
„Der Schock worüber?“, bohrte Ayden ungerührt weiter
und mit Schrecken – oder war es eher Schock? – bemerkte ich, wie sich ein Arm
um meine Taille schlang und seine Lippen sich auf meine Haare senkten.
„Über … deine … Reaktion“, presste ich mühselig
hervor. Herrgott noch mal, warum brachte er mich so durcheinander?!?
„Ah ja …“, erwiderte der andere abwesend und strich
mir mit der anderen Hand über den Rücken. Ich verkrampfte mich.
Okay, ich sehe es ja ein, er ist definitiv unwiderstehlich, aber … , dachte
ich in meinem halben Dämmerzustand, in den mich der Schwarzhaarige geschickt
versetzte. Ich wusste schon, warum ich Angst, wirklich Angst hatte, allein
eine Nacht in einem Hotel mit ihm zu verbringen … er ist einfach zu unberechenbar!!! Mein Gehirn protestierte, mein Körper schien sich noch
etwas Zeit bei der Gegenwehr lassen zu wollen, was mich in eine verzwickte
Situation brachte. Allein schon, weil ich nicht wusste, wie weit der Typ gehen
würde, wenn ich ihn nur ließ. Und dann war da noch dieser dumme Vorsatz … Aber
schloss der wirklich alles mit ein?!? Er beantwortete mir die Frage und
zwar indem er – völlig gegenteilig zu seinem bisherigen Verhalten – plötzlich
innehielt und mich freigab. Ich sah verwirrt zu ihm hoch, ich hatte nun
wirklich nicht erwartet, dass er das beenden würde, und erschrak fast.
Ayden hatte den Mund mit Gewalt zusammengepresst und sah mich einen Moment
gequält an, dann wandte er sich ab, verließ schleunigst den Raum und schloss
die Tür hinter sich. Ich sank benommen auf die Knie. Was sollte das denn?!?
Ich wickelte mir ein Handtuch wie einen Turban auf den
Kopf, zog mir einen Bademantel an und ging dann ein wenig verunsichert ins
Wohnzimmer. Obwohl ich über eine Stunde in der Wanne gelegen hatte und über die
Situation von vorhin nachgegrübelt hatte, kam ich einfach nicht darauf, warum
Ayden sich auf einmal so seltsam verhalten hatte. Ich sah mich um. Er
Weitere Kostenlose Bücher