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Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Titel: Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Hochmuth
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Doppelbett
als Blickfang. An einer Wand stand ein beeindruckend großer Schrank, an einer
anderen hing eine ganze Reihe von Spiegeln, in denen man sich betrachten
konnte. Natürlich fand sich auch hier wieder die lichtoffene Atmosphäre, da die
Fensterfront selbst dieses Zimmer durchzog und scheinbar dominierte. Ich
schluckte bei dem Gedanken, heute mit dem gut aussehenden jungen Mann das Bett
teilen zu müssen, ließ mir jedoch nichts anmerken und setzte meine
Erkundungstour fort.
    Nun betrachtete ich das grandiose Badezimmer, das
komplett mit weißem, poliertem Marmor ausgestattet worden war. Direkt in der
Mitte des Raumes, ähnlich wie in meinem Haus, befand sich eine einem Swimmingpool
ähnliche Badewanne mit Whirlpoolfunktion, an einer Wand eine riesige Dusche und
an der anderen das Klosett. Selbst hier, wo man doch eigentlich davon ausgehen
sollte, dass so viel Freizügigkeit verboten sein sollte, war die Fensterfront,
bestehend aus mannshohen Fenstern, schmückendes Beiwerk.
    Ein wenig taumelnd ging ich zurück in das Wohnzimmer,
wo Ayden bereits auf der Couch saß und ohne jede ersichtliche Begeisterung eine
Sendung im Fernsehen verfolgte. Ich runzelte die Stirn. Warum hatte er den Ton
abgeschaltet? Misstrauisch ließ ich ihn nicht aus den Augen, doch mein innerer
Drang brachte mich plötzlich dazu, mich an den Flügel zu setzen. Ich hatte es
irgendwie geahnt. Sobald ich mich auf dem Schemel niedergelassen hatte, drehte
sich der Schwarzhaarige um und betrachtete mich angenehm überrascht. „Du
spielst Klavier?“, wollte er wissen.
    „Nicht wirklich … aber ich habe mal von … von einer
Frau ein Lied gelernt. Ich musste mir nur die Reihenfolge merken, in der sie
die Tasten drückte, das reichte. Außerdem war sie sehr interessiert daran, dass
ich das Lied lerne“, versank ich in verschwommenen Erinnerungen. Ich hörte
leise das Leder des Sofas knarren, dann lehnte sich Ayden auch schon an den
Flügel, klappte den Deckel hoch und sah mich gespannt an. Es war glasklar, was
er wollte, und ich seufzte ergeben. Wenn ich damit mein schlechtes Gewissen
beschwichtigen konnte, dann würde ich ihm diesen Wunsch gerne erfüllen … und
auch jeden anderen, den er hatte … ich hasste mein Gewissen …
    Ich holte tief Luft und hörte in Gedanken bereits die
schöne Melodie, dann senkten sich meine Finger auf die Tasten und ich begann zu
spielen. Federleichte und doch Trauer tragende Töne entsprangen dem Flügel und
meine Finger glitten elegant über die Tasten. Unbewusst nickte ich mit meinem
Kopf im Takt und konnte die Bilder, die sich vor mein geistiges Auge drängten,
nicht ignorieren. So oft hatte ich dieses wunderschöne Lied schon gespielt,
dass ich gar nicht mehr darauf achten musste, was meine Finger taten. Ich sah
diese schöne Frau mit den traurigen Zügen vor mir, so deutlich, als hätte ich
sie erst vor Kurzem gesehen. Dabei war ich damals acht Jahre alt gewesen, als
sie urplötzlich in meinem Leben aufgetaucht und wieder verschwunden war. Mich
hatte diese Melodie von Anfang an in den Bann gezogen, weil sie oberflächlich
einfach nur schön war, wenn man jedoch genauer hinhörte, sie eine traurige
Seele barg. Ein Lied also, das meinen seelischen Zustand nur zu deutlich und
schön wiedergab, weshalb ich es einfach nicht über mich gebracht hatte, es in
Vergessenheit geraten zu lassen.
    Das Lied war vorbei, obwohl es so komponiert war, dass
man es beliebig lang spielen konnte, da sich die einzelnen Passagen sehr
ähnlich waren, und ich hörte auf. Ich starrte gedankenverloren aus dem Fenster,
doch die weiche Stimme Aydens direkt an meinem Ohr ließ mich zusammenzucken. „Das
war bezaubernd. Dabei meine ich nicht nur das Lied, sondern ebenfalls den
Anblick dich am Klavier sitzen und spielen zu sehen.“ Ich errötete bis zu den
Haarspitzen und dachte gar nicht erst daran, mich umzudrehen und zu sehen, wie
nahe er mir sein musste. „Danke“, brachte ich mühselig hervor.
    „Ehre, wem Ehre gebührt“, erwiderte Ayden aalglatt,
strich mir mit einer Hand über die Haare und entfernte sich dann. Ich schluckte
noch ein weiteres Mal, dann erhob ich mich langsam und ging zum Bad. Auf dem
schneeweißen Regal neben dem einladend großen Marmorwaschbecken stapelten sich
Bademäntel, Hand- und Badetücher und so manches Duschgel. Offenbar vergaß das
Personal hier nichts. Ob sie wohl damit rechneten, dass einige ihrer Gäste, so
wie Ayden und ich, ohne entsprechendes Gepäck kamen? Ich bekam zumindest

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