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Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Titel: Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Hochmuth
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flohen die Vier mit ausgreifenden, weiten Sprüngen in den Wald hinein. „Wie
schön“, sprach ich endlich aus, was ich die ganze Zeit über gedacht hatte.
    „In der Tat“, pflichtete Ayden mir bei und lief wieder
weiter.
    „Ich wäre für eine Pause … so in der nächsten Zeit“,
sagte ich vorsichtig mit Blick auf den Sonnenstand.
    „Dann suchen wir mal eine geeignete Stelle“, meinte
der Schwarzhaarige nur, ohne auch nur anzuhalten. Ich verzog das Gesicht. Er
konnte manchmal wirklich sehr merkwürdig sein. Oder war er das vielleicht gar
nicht, sondern ich dachte nur so?
     
    Eine weitere Stunde liefen wir mit unseren Skiern
durch den Schnee, dann hielt Ayden am Rande einer hochgelegenen Lichtung an,
von der aus man ein großes Tal überblicken konnte, durch dessen Mitte ein
langer Streifen schimmerte. Wohl ein zugefrorener Bach. Ich schnallte mir neben
Ayden die Skier ab, befreite drei große, flache Steine von ihrer Schneeschicht
und setzte mich auf einen. „Schon seltsam, wie fest der Würgegriff des Winters
hier schon sitzt“, sagte ich in die Lichtung hinaus.
    „Das stimmt allerdings. Normalerweise müsste hier erst
Herbst sein“, erwiderte der Schwarzhaarige, der dabei war, seinen Rucksack zu
leeren und den Inhalt auf den neben mir befindlichen Stein auszubreiten,
während er sich auf dem daneben niederließ, sodass der mittlere Stein als eine
Art Tisch fungierte. Ich tat es ihm Augen rollend gleich. Jetzt, wo wir uns
eigentlich Zeit lassen konnten, machte er so eine Hektik, aber während des Laufens
konnte es gar nicht langsam genug gehen, um die Landschaft angemessen würdigen
zu können. Kurze Zeit später kaute ich mit mir und der Welt zufrieden auf einem
belegten Brötchen, eine Tasse heißen Tee in der Hand. Ich seufzte. „Was ist?“,
wollte Ayden sofort wissen.
    „Nichts. Ich genieße nur diese innere Ruhe“,
antwortete ich mit Blick auf das Tal.
    „Dann geht’s dir so wie mir“, gestand Ayden und
folgte, wie ich aus den Augenwinkeln heraus sehen konnte, meinem Blick. Ein
Windzug fegte durch die Baumkronen, so stark, dass es pfiff und mir die Haare
komplett ins Gesicht wehte. Entnervt strich ich die aus dem Zopf geflüchteten
Strähnen hinter meine Ohren und aß weiter, doch meine ‚innere Ruhe’ war wie
weggeblasen, fort getragen vom Windstoß. Er hatte nicht nur gepfiffen, es hatte
für mich wie ein Wehklagen geklungen … Also entweder ging meine Fantasie jetzt
vollends mit mir durch oder – ich wollte nicht einmal darüber nachdenken.
    „Alles in Ordnung?“ Ich konnte mir ein Grinsen nicht
verkneifen. Wie bemerkte er nur immer meine Stimmungsnuancen?
    „Ja“, wehrte ich ab und biss nur herzhaft in mein
Brötchen. Ich konnte zwar seinen Blick auf mir brennen spüren, doch weiter
sagte oder tat er nichts. Nach einer Weile widmete er sich auch wieder seinem
Essen, allerdings nur halb so beherzt, wie man es nach so einer langen Strecke
erwartet hätte. „Ernährst du dich immer so spärlich?“, fragte ich dann, als ich
es nicht mehr aushalten konnte. Ayden verschluckte sich fast und sah mich
gezwungen grinsend an. „Ich glaube nicht, dass dich meine Essgewohnheiten
interessieren“, wehrte er ungewöhnlich hart ab.
    „Das entscheide ich immer noch selbst. Und würde ich
sonst danach fragen?“, hielt ich ein wenig wütend dagegen.
    „Du willst zu viel wissen“, erwiderte Ayden mit Blick
auf das Tal.
    „Das sagt ausgerechnet der König der Neugierde!!!“,
brauste ich auf. Ich stopfte rasend schnell meinen Rucksack voll und schnallte
mir mit einer gezielten Bewegung die Skier an, dann fuhr ich auch schon, bevor
sich der erstarrte Ayden überhaupt erheben konnte. Ich hasse es, ungerecht
behandelt zu werden – ich hasse es – ich hasse es – ich HASSE ES!!! Meine
wütenden Bewegungen machten mich schnell und ließen mir den Gegenwind ins
Gesicht peitschen, bis ich mich beruhigt hatte und außer Atem an einem Baum lehnte.
Meine Knie zitterten, so sehr hatte ich sie strapaziert und so sehr
protestierten sie nun gegen die Behandlung. Ich blinzelte, dann richtete ich
meinen Blick auf die Baumgruppe vor mir, wo mich der Hirsch von vorhin mit
schief gelegtem Kopf betrachtete. Ich wandte den Blick ab. Für gewöhnlich
suchte ich Kontakt zu Tieren, wenn es sich so ergab, aber im Moment wollte ich
einfach nur allein sein und mich wegen meiner überzogenen Reaktion hassen. Das
Knirschen des Schnees vor mir richtete meine Aufmerksamkeit, die in die Botanik
gewandert war, wieder

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