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Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition)

Titel: Im Schatten der Blutrose - Vampir-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Hochmuth
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auf den Hirsch, und ich sah zu meiner maßlosen
Überraschung, dass er auf mich zukam. Zögernd machte er Schritt um Schritt, bis
nur noch ein Meter seine weiche Nase von meiner Schulter trennte. Ich runzelte
die Stirn.
    „Was willst du denn von mir?“, wollte ich freundlich
von dem Tier wissen, wobei mir klar war, dass es nicht antworten würde. Der
Hirsch schnaubte nur sanft und schüttelte sacht sein Geweih, dann streckte er
seine Nase vor, seine Augen jede Bewegung meinerseits registrierend. Ich folgte
der inneren Eingebung, langsam einen Handschuh auszuziehen und die bloße Hand
dann dem Tier entgegenzustrecken. Der Hirsch legte noch einmal den Kopf schief,
dann stupste er zögerlich meine Handinnenfläche an. „Na du … was willst du
denn?“, fragte ich abermals und rührte mich nicht. Statt einer Antwort richtete
sich das stolze Tier wieder auf, stapfte mit dem Huf und sprang davon. „Was in
aller Herrgotts Namen war das?“, murmelte ich, während ich auf die Stelle starrte,
auf der zuvor das Tier gestanden hatte. Ich sammelte mich, dann drehte ich mich
um – und erschrak zu Tode, als ich dort wider Erwarten eine Gestalt sah, die
rasch auf mich zugefahren kam.
    „Mit dir wird es nie langweilig“, bemerkte Ayden,
sobald er neben mir zum Stehen gekommen war. „Ich wusste gar nicht, dass du so
schnell …“
    „Hast du es gesehen?“, unterbrach ich ihn. Er musterte
mich kritisch.
    „Was?“, fragte er.
    „Den Hirsch“, antwortete ich nur.
    „Vorhin, ja.“
    „Und gerade eben?“
    „Gerade eben?!“
    „Er – er kam zu mir … hat sich von mir sogar
streicheln lassen.“ Ayden sah mich besorgt und gleichzeitig berechnend an. „Leyla,
das widerspricht dem Fluchtinstinkt dieser Tiere“, meinte er dann.
    „Ich weiß, aber ich kann auch nur wiedergeben, was
geschehen ist. Ich kann es mir ja selber nicht erklären“, verteidigte ich mich
und sah dabei, wie der Blick des Schwarzhaarigen auf die frischen Spuren fiel,
die vor mir im Schnee waren.
    „Das ist … seltsam …“, bemerkte er dann.
    „Ganz meine Rede.“
    „Nun … lass uns zurückfahren. Dann kannst du mir alles
in Ruhe erzählen“, schlug der junge Mann vor und setzte sich wieder vor mich.
Ich nickte nur, tief in Gedanken versunken. Was hatte das zu bedeuten? War das
eine Art Omen oder so? Seit wann glaubte ich an so einen Quatsch?!? Andererseits
geschieht nichts zufällig oder ohne Grund. Also warum?
     
    Am nächsten Tag – ich hatte dem neugierigen Ayden die
Begebenheit mit dem Hirsch berichtet – machten wir wieder einen
Langlaufausflug, dieses Mal in die entgegengesetzte Richtung als am Vortag und
auch mit weniger Verpflegung, da wir nicht vorhatten, wieder so lange unterwegs
zu sein. Das hing erst mal damit zusammen, dass sich bei mir so langsam ein
Muskelkater ankündigte, und zum anderen, dass ich irgendwie Angst davor hatte,
wieder auf diesen seltsamen Hirsch zu treffen.
    Nach ungefähr zwei Stunden machten wir unsere Pause,
wieder einmal an einem so malerischen Ort, dass ich langsam das Gefühl bekam,
dass uns jemand entweder sehr gern hatte, oder dass es der ‚Zufälle’ zu viele
waren. Ich wusste nicht genau, welche von beiden Möglichkeiten mir mehr angetan
war, wahrscheinlich keine von beiden, aber mir blieb auch keine Zeit, mir noch
mehr Gedanken darüber zu machen, da mich Ayden auf einmal ansprach. „Leyla …“,
begann er ungewöhnlich zögernd. „Bist du – bist du eigentlich gern mit mir
zusammen? Also so wie jetzt?“
    Was zum Henker hat der hier draußen geraucht, als ich
nicht anwesend war?! , dachte ich
sofort alarmiert.
    „Ich denke, deine Frage erübrigt sich“, antwortete ich
laut. „Wenn ich es nicht täte, säßest du jetzt nicht hier, oder?“
    „Das beantwortet zwar tatsächlich die Frage, aber ich
möchte es direkt aus deinem Mund hören“, beharrte der Schwarzhaarige und rückte
etwas zu mir heran, was eine große Wirkung auf mich hatte. Es hatte kurzzeitig geschneit
und einige Schneekristalle hingen in den pechschwarzen, im Sonnenlicht
glänzenden Haaren wie Perlen. Noch dazu kam, dass seine schwarze Haarpracht
sein Gesicht mal wieder vorteilhaft umrahmte. Ich schluckte stark und sammelte
mich innerlich. „Wenn du das für dein Ego brauchst, von mir aus“, sagte ich
dann betont lässig, bemerkte dabei jedoch, dass Aydens Augen schmaler wurden.
Ich hatte wohl etwas Falsches gesagt oder einen wunden Punkt getroffen. „Ich
bin gerne mit dir zusammen, Ayden. Deine Gesellschaft ist …

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