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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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weichen Wangen, die noch immer nach Milch und Unschuld rochen, wie bei einem Baby. Sie schlang ihre Ärmchen um seinen Hals und kicherte, weil seine kratzige Wange sie kitzelte.
    Er liebte sie über alles.
    Für sie würde er sterben.
    Nichts und niemand sollte ihr etwas zuleide tun.
    Wie viel Glück sie mit der Kleinen gehabt hatten, war unglaublich. Von drei Kindern starben zwei bei der Geburt, nur wenige Frauen überlebten das, trotz der magischen Arzneien und den Gebeten der Elfenheiler. Ferner waren viele Kinder verwachsen oder kamen mit kleinem Geist zur Welt.
    Bei Riousa war alles ganz einfach gewesen und Elvira war drei Tage später wieder zum Markttag in die Stadt gegangen. Kinder kriegen sei keine Krankheit!, hatte sie gemeint, als er sie überreden wollte, sich noch eine zeitlang auszuruhen.
    Riousa pflückte eine Blume, betrachtete sie von allen Seiten und steckte sie in ihr Haar.
    Als Anwalt hatte Darius einen tiefen Blick in die Gefilde der menschlichen Abgründe getan. Er hatte Schuldige gesehen, die bebend und zitternd ihre Unschuld beteuert hatten und Unschuldige, die vor Verzweiflung fast wahnsinnig auf ihre Hinrichtung warteten. Er hatte sich belügen lassen, obwohl er es besser wusste und er hatte die Verzweifelten betreut, denen es an Geist fehlte, sich und ihren Anstand zu verteidigen.
    Wenn er versagte, wenn er Inquister Balger ins Auge blickte und der fette Kerl grinste, weil er einen Prozess gewonnen hatte, empfand Darius Schmerzen. Dachte er daran, dass der Inquister zum Teil das Erbe des Delinquenten antrat, verabscheute er den Mann. Stets fragte er sich, ob der König von Dandoria von diesen Ungerechtigkeiten wusste, denn nie äußerte sich Rondrick von Dandoria dazu. War der König ein Versager, einer, der nichts sagte oder einfach nur – wegschaute?
    Dass machte ihm noch mehr Schmerzen, denn in solchen Momenten fühlte sich Darius Darken hilflos und seiner Ehre entwürdigt.
    Doch kein Schmerz, den er je erlebt hatte, war wie dieser.
    Wie das Reißen in seinen Eingeweiden, das Brennen in seinen Adern.
    Ein Schmerz, der seinen Körper überfiel wie eine Naturgewalt.
    Sterbe ich?
    Leide ich an einer Krankheit, von der ich nichts wusste?
    Riousa riss ihre Augen auf. Ihr Mund öffnete sich und sie flüsterte: »Papa, Papa, Papa ...«
    Darius warf sich auf den Rücken, hielt sich den schmerzenden Bauch, jammerte und rollte sich wieder auf die Füße. Er biss sich auf die Zähne. Liebe Güte, was war los? Was sprengte sein Innerstes auseinander? Ein Geschwür, eine Krankheit, die er vorher nicht gespürt hatte? War es so, wie seine Liebste manchmal sagte? Dass die Besten einfach so und still abtraten? Ohne viel Geschrei? Jahrzehntelang gesund – eines Tages fallen sie um und sterben!
    Sei es wie es wolle, er würde seiner Kleinen keine Angst machen.
    Da waren Tränen. Riousa weinte.
    Sie sollte nicht weinen. Sie stand unter seinem Schutz. Sie war seine Kleine. Und falls er starb, sollte sie ihn mit einem Lächeln abtreten sehen, einem wissenden Blick, einem letzten Streicheln, einem abschließenden Wort, das sie vielleicht nie vergaß, welches ihr den Weg ins Leben ebnete. Doch bitte keine Tränen!
    Darius hörte es in seinem Schädel knacken und krachen, sein Blickfeld änderte sich abrupt. Als hämmere ein Maurer gegen seine Schädeldecke, von innen.
    War das dort Riousa? Oder war es eine junge Frau, ein Baby, eine alte Vettel? Alles zusammen war sie, in verschiedenen Garderoben, mit unterschiedlichen Frisuren, hübsch, älter, hässlich, verwachsen, dürr und dann wieder jung und weich wie Kaninchenfell.
    Sein Blickfeld veränderte sich, das Gras formte sich um - als würde es wachsen! Und das tat es. Seine Tochter weinte und die süßen Lippen bebten, während es aus der Stupsnase troff. Dabei drehte sie nicht einmal den Kopf von ihm fort, sondern sah zu, wie er sich verwandelte. Wie er –
    ein Dämon wurde!
    Woher weiß ich, dass ich ein Dämon bin?, fragte sich Darius. ICH WEISS ES! Denn es brennt in mir, lodert in mir, gibt mir Kraft und Selbstwert. Ich bin stark und schwarz und mächtig und ich könnte – ich könnte, wenn ich wollte …
    Riousa glaubte nicht, was sie sah, nahm Darius an. Sie würde es nicht glauben können! Denn sie liebte ihren Papa, sie vertraute ihm.
    Sie hielt es für ein Spiel.
    Garantiert hielt sie es für ein Spiel!
    Und Papa erlaubte sich einen Scherz mit ihr, selbstverständlich – anders konnte es nicht sein. Zwar brachte er sie zum weinen, doch das

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