Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
bärtig.
Der Riese war entkommen.
Er war auf dem Weg in die Stadt.
6. Kapitel
Nachdem Darius geendet hatte, herrschte Schweigen in der Kajüte.
Bluma konnte kaum glauben, was sie gehört hatte, andererseits hatte sie längst aufgegeben, dem, was geschah, Normalität zuzuordnen. Dies hier hatte nichts mit dem genügsamen Leben auf Fuure zu tun. Dort hatte sich der Rhythmus des Lebens den zwei Jahreszeiten angepasst und den Bedürfnissen der Barbs. Man schlachtete Crocker, wenn sich die Speisekammern leerten. Man erntete Gemüse und Obst, man pflückte Wareiken, wenn die Ankunft eines Schiffes aus Dandoria bevorstand.
Alles war seinen geruhsamen und natürlichen Weg gegangen.
Ein Leben mit ehrlicher Arbeit in Frieden und Harmonie.
Dieses war durch den Ärger und den Überfall der Drachen beendet worden. Mit Grauen dachte sie an ihre Momma, ihren Bobba und ihren kleinen Bruder. Wie mochten sie nun leben? Wie viel Kraft hatten sie, um die Entführung ihrer geliebten Tochter zu verarbeiten? Würden sie das Dorf wieder aufbauen?
Selbstverständlich würden sie.
Falls sie noch lebten!
Sie zitterte bei dem Gedanken, ihre Familie könnte bei dem Drachenüberfall ums Leben gekommen sein.
Und nun lauschte sie den Reden eines Mannes, der sich jederzeit wieder in einen Dämon verwandeln konnte. Darius Darken, den man aufgehängt hatte!
Darius schüttelte den Kopf, als habe er ihre Gedanken gelesen, leerte einen Wasserbecher und zeigte ihr seinen Hals. Abgesehen von leichtem Bartwuchs war die Haut unversehrt.
»Wenn ich wirklich am Strang gestorben wäre, müsste ich in meiner menschlichen Gestalt Quetschungen haben, irgendwelche Abschürfungen, und da es umgehend dunkel wurde, auch ein gebrochenes Genick«, sagte Darius. »Ich bin davon überzeugt, nie gestorben zu sein.«
Er zeigte auf seinen Hals, der makellos aussah, wenn auch der Stoppelbart einiges verdeckte
»Und was, wenn du doch gestorben bist?«, fragte Bluma. Sie hob die Hände. »Ich weiß, dass klingt unlogisch, doch was ist schon logisch, seitdem wir in Unterwelt sind?«
»Falls du Recht hast, werde ich im selben Moment, in dem wir Mythenland betreten, zu Staub verfallen, es sei denn, ich bin in der Gestalt des Dämons.«
»Dennoch willst du an die Oberwelt gehen?«
»Habe ich etwas zu verlieren?«, grinste er hart.
Bluma schwieg. Nein, das hatte er nicht. Er wollte genauso wenig wie sie hier sein, er akzeptierte sein Schicksal nicht.
»Was willst du wirklich?«, fragte sie ihn.
Er streckt seine Beine aus. »Ich möchte ein Mensch sein, eine zweite Chance bekommen. Ich weiß, dass ich nicht hierhin gehöre. Warum verwandelte ich mich in einen Dämon, obwohl ich in einer glücklichen Beziehung lebte, ein erfolgreiches Leben führte? Einfach so, währenddessen ich mit Riousa spielte. Warum musste deshalb meine Tochter sterben? Warum kämpfte ich gegen Murgon und brachte ihn dazu, die Drachen loszuschicken? Wieso konnte ich seine Kraft aufnehmen? Ich will dieses Rätsel lösen.«
»Bevor man dich einsperrte, bist du dem Dunkelelf entgegen getreten.«
»Ja, ich nahm ihm einen Teil seiner Kraft. Vermutlich schickte er deshalb die Drachen aus. Sie sind seine Katalysatoren. Mit jedem Toten werden sie stärker und geben diese Kraft an Murgon ab, um ihm zu alter Macht zu verhelfen. Wie gesagt, es ist eine Vermutung.«
Bluma stockte der Atem. »Das bedeutet ...«
»Ja, Bluma. Das bedeutet, dass ich, falls ich mich nicht irre, verantwortlich war für das bin, was deinem Volk zustieß.«
Bluma seufzte. Liebe Güte, das war grauenvoll. Sie zwang sich, klar zu denken. »Du konntest es nicht ahnen.«
»Nein, meine Freundin«, sagte Darius und blickte traurig. »Das konnte ich nicht. Wie ich so vieles nicht ahnen konnte. Dinge bauen aufeinander auf. Jede Reaktion löst eine weitere Reaktion aus, ohne, dass dies jemals beendet wird. Als würde in einem anderen Land ein Schmetterling mit dem Flügel schlagen und Äonen später deshalb ein Krieg ausbrechen. Dioch das alles bedeutet nicht, dass wir keinen freien Willen haben. Somit trägt Mugron die Verantwortung!«
Bluma musterte ihn. Das war ein faszinierender Gedanke!
Er nickte. »Es muss einen Grund für alles das geben.«
»Das habe ich mir auch gesagt. Als ich die Vision hatte, in der ich Murgon begegnete, meinte ich den Grund für meine Entführung zu erkennen. Vermutlich bin ich die einzige Person, die Murgons Artefakt öffnen kann.« Sie lächelte. »Also bin ich auch
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