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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Maultier, das vor einen Karren gespannt war, vor sich hin. Eine Traube Neugieriger hatte sich um den Barden gebildet.
    Von seinem erhöhten Standpunkt erkannte Rondrick, dass der Barde eine Königsgeschichte erzählte.
    Er zügelte den Rappen, der unwillig schnaubte, klopfte dem edlen Tier auf den Hals und hieß seine Garde warten. Die Dandorianer, die ihren König erkannten, drehten sich vom Barden weg und beugten die Köpfe. Rondrick gab ihnen ein Handzeichen. Man möge sich weiter den Erzählungen des Barden widmen. Zögerlich drehten sie ihm wieder den Rücken zu, nicht ohne über ihre Schultern verstohlene Blicke zu ihm und seinen Männern zu werfen.
    Der Barde sang unbeirrt weiter, holte eine Flöte aus der Tasche und blies darauf eine düstere Weise.
    Rondrick kniff die Augen zusammen, damit er die handgezeichneten Bilder auf der dünnen Holzplatte besser erkennen konnte. Er stutzte. Eine grauenerregende Gestalt, die Feuer warf. Ein Mann und eine Frau, die nebeneinander saßen. Der Mann fing an zu brennen. Der Barde berichtete, was am letzten Abend geschehen war. Er musste die wenigen Informationen blitzschnell verarbeitet und auf Holz gezeichnet haben.
    Woher hatte er seine Kenntnisse?
    »Kennt Ihr diesen Mann?«, fragte er Egg T’huton.
    Der Bärtige nickte. »Sein Name ist Lindur. Man nennt ihn den flinksten Barden von Mythenland. Kaum ist etwas geschehen, bringt er den Leuten die Neuigkeiten. Immer mit schönen Melodien versehen und ansprechenden Zeichnungen. Er ist ein großer Künstler und zweifellos der beste Barde, den Dandoria je gesehen hat.«
    »Ich wusste nicht, dass Ihr ein Freund von Gesängen seid?«, lächelte Rondrick.
    Egg T’huton sagte: »Als Meister der Buchstaben muss man ein gewisses Quantum Feinsinn besitzen, mein König.«
    »Ihr überrascht mich. Bisher hielt ich Euch für ein Ratsmitglied, welches sich hinter seinem Schweigen verbirgt. Heute hingegen überrascht Ihr mich ein ums andere Mal.«
    »Nicht jeder ist so, wie er scheint, mein König ...«
    Rondrick schluckte. Was meinte der Bärtige damit?
    Soeben wollte er nachfragen, als der Barde zu einem Lied ansetzte, eine fein geformte Harmonie mit perfekten Reimen. Die Stimme des Mannes schwebte kraftvoll über dem Marktplatz. Frauen legten ihre Köpfe auf die Schulter ihrer Begleiter. Kinder hörten mit weit aufgerissenen Augen zu. Sogar die Vögel kamen zur Ruhe und lauschten in ihren Bäumen der Konkurrenz.
    »Er ist tatsächlich sehr gut und aktuell. Wir wollen abwarten, was geschieht«, sagte Rondrick.
    Als der Barde, dessen rote Haare im Sonnenlicht glühten, zum Ende kam und dem Volk deutlich wurde, dass sie um Haaresbreite ihren König verloren hätten, fuhren sie herum und ächzten.
    Rondrick lächelte breit und breitete die Arme aus, als wolle er sagen: Mir ist nichts geschehen!
    Egg T’huton sagte leise: »Um Lindur rankt sich ein Geheimnis, mein König. Das solltet Ihr wissen, falls es Euch nicht bekannt ist.«
    »Ein Geheimnis?«
    »Man sagt, er habe drei Jungdrachen besessen.«
    »Drachen?«
    »Ja, mein König. Ich weiß nicht, ob dies der Wahrheit entspricht. Später hieß es, die Drachen seien ihm gestohlen worden.«
    »Von wem?«
    Egg T’huton zuckte die Achseln. »Lindur redet nicht darüber.«
    »Wie kommt ein so einfacher Mann an Drachen? Und gleich an drei?«
    »Das ist das Geheimnis.«
    Rondrick nickte. Im selben Moment trafen sich seiner und der Blick des Barden. Rondrick winkte den Mann zu sich und sprang vom Pferd. Sofort war ein Gardist bei ihm und deckte seine Vorderseite. Rondrick winkte ihn weg. Zögernd bewegte sich der Soldat etwas zur Seite. Der Barde trat zu ihm und neigte den Kopf. »Hoheit ...«, flüsterte er und hielt den Blick gesenkt. »Ich hoffe, mein Vortrag hat Euch nicht beleidigt.«
    »Seht mich an, Barde«, befahl Rondrick. »Wie ist Euer Name?«
    »Jamus Lindur, Hoheit.«
    Der Mann hob den Kopf. Er wirkte nicht älter als fünfundzwanzig Sommer. Sein Gesicht war mit Sommersprossen übersät, was ihm etwas Freches und Draufgängerisches verlieh, ohne anmaßend zu wirken. Er war einfach gekleidet, ein typischer Vertreter seiner Zunft.
    »Woher wisst Ihr, was gestern geschah?«
    »Verzeiht, Hoheit, dass ich den offiziellen Verlautbarungen des Königshauses vorgriff. Ich bin mir meiner Schuld bewusst.«
    »Beantwortet meine Frage.«
    »Gegen Mitternacht kursierte das Gerücht, ein Dämon habe versucht, Euch zu töten. Alle Dandoria kennen das Spiel mit der Königskrone. Ich erfuhr, dass

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