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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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die Wand ab. »Bei den Göttern, die Wand pulsiert, als wenn sie lebt. Wir müssen hier raus, Balger. Schnell, schnell!«
    »Sie ist warm«, rief einer der Soldaten. »Fühlt sich irgendwie an wie …«
    »Menschenhaut!«, rief ein anderer.
    »Der Gang zieht sich zusammen!«
    »Das sehe ich auch!«
    »Ich will hier raus!«
    »Ist nicht mehr weit!«
    »Macht Tempo vorne!«, schrie Syndar.
    Vor Balger ritt ein Soldat, der sein Pferd anspornte. Balgers Streitross schabte wiehernd an die sich verengenden Wände entlang. Liebe Güte, tatsächlich zog sich der Gang zusammen wie ein vertrocknender Schlauch.
    Oder ein Darm, der sie verdaute?
    Also war es Magie. Erst die Einladung, danach die Erniedrigung – und was nun?
    Der Tod!
    Hinter Balger kreischte jemand und es knackte unangenehm. Dann kreischte der nächste. Der General tobte und fluchte und die Schnauze seines Pferdes krachte auf die Kuppe von Balgers Streitross, welches so breit und stämmig war, dass es sich kaum noch bewegen konnte.
    Balger zog seine Beine hoch, damit sie nicht zerquetscht wurden, was ihm auf Grund seiner Leibesfülle sehr schwer fiel und ihm den Magen so zusammendrückte, dass es ihm den Atem raubte. Offensichtlich verengte sich der Gang von hinten nach vorne.
    Die Decke senkte sich, doch nicht wie bei einem Einsturz, sondern wie etwas Lebendes, etwas, durch das Blut pumpt.
    Balgers Pferd warf den Kopf in den Nacken und klagte schrill. War ein Pferd in Panik, hatte es weiße Augen und brüllte in hohen Tönen. Ein Laut, den man nie vergaß.
    »Was ist mit Euch, Fettwanst?«, schrie Syndar. »Hinter mir wird einer nach dem anderen zerquetscht! Beeilt Euch, Balger! Sonst sind auch wir dran!«
    »Schneller, Soldat!«, brüllte Balger, denn der Soldat vor ihm tat sich schwer, stieß mit dem Schädel an die Decke und verlor für einen Moment die Kontrolle über sein Reittier. Er sackte vornüber und schoss aus dem Gang ins rettende Licht. Balger schloss die Augen und gab seinem Gaul die Sporen. Der Rappe kreischte und stob nach vorne, schob das Pferd des Soldaten regelrecht aus dem Gang.
    Überall Schreie - und das grausige Geräusch brechender Knochen und platzendes Fleisches. Ein Inferno.
    Wie Korken sausten die beiden Pferde aus dem Tunnel, der sich hinter Balger schloss. Nicht sofort und nicht komplett. Balger wendete sein Pferd und beruhigte es. Was er nun sah, würde ihn in seine schlimmsten Träume verfolgen.
    General Syndar steckte im Fels fest. Der Kopf seines Pferdes blickte heraus, sein eigener auch, denn er lag vornüber wie ein Botenreiter. Während sich der Fels schloss, drückte er Teile des kreischenden Syndar und dessen Pferd heraus wie Kuchenteig aus einer Tülle.
    Balger schloss die Augen und drehte sich weg. Er rutschte von seinem Pferd und schlug hart auf. Er drehte sich auf die Seite, stützte sich auf den Ellenbogen und übergab sich.
    Vor ihm graste das Pferd des Soldaten, der vornüber gebeugt auf seinem Sattel hockte und mit zerschmettertem Schädel und weitgeöffneten Augen ins Nichts starrte.
    Endlich brachen die Laute des Grauens ab.
    Es gab keinen Durchgang mehr.
    Nur noch Überreste von Syndar und seinem Pferd, die der nächste Regen abwaschen würde.
    Balger schüttelte sich, taste sich ab, konnte, wollte nicht glauben, dass er das überlebt hatte. Er drehte sich auf den Rücken und atmete schwer. Über ihm kreiste ein Habicht, der Wind war mild und die Welt roch nach Herbst.
    Balger fing an zu lachen. »Er hat mich Fettwanst genannt«, greinte er und Tränen liefen aus seinen Augen. »Das hat er nun davon! Das hat er nun davon!«
     
     
    Lady Grisolde traute ihren Augen nicht.
    Inquister Balger stand in der Tür, dreckig, verschwitzt, mit weiten glühenden Augen. Seine Lippen bebten, in seinem Mundwinkel hatte sich weißer getrockneter Speichel gesammelt.
    Grisolde ließ Wein kommen und warme Feuchttücher, mit denen der Inquister sich reinigen konnte. Er ließ sich auf einen Stuhl fallen, der unter seinem Gewicht knirschte. Ächzend reinigte er sein Gesicht und betupfte seine Stirn. Er warf die Tücher auf den Boden und trank den Wein, wischte sich die Lippen ab und riss dem Sklaven ein neues Tuch vom Tablett, in das er hineinrotzte.
    Grisolde sagte nichts. Sie ahnte, dass etwas fürchterlich schief gegangen war.
    Balger winkte den Sklaven weg, der, nachdem er die schmutzigen Tücher aufgenommen hatte, davonhuschte wie ein Schatten und unsichtbar im Hintergrund wartete, falls er wieder gebraucht wurde.
    Balger

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