Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
jemals gelungen?
Er räusperte sich. »Gehen wir davon aus, wir haben den Trank zu uns genommen. Wie wollt ihr euren Zorn bändigen, während ich kämpfe? Und wie wollt ihr ihn bändigen, falls ich unterliege?«
Alle schwiegen und einige blickten betreten drein.
Die zwei Menschen saßen auf einem Baumstumpf und beobachteten alles. Jamus und Egg. Ron erinnerte sich an ihre Namen. Zwei gute Männer. Das spürte er. Tapfere Männer!
Er war Häuptling der Steinriesen und seine Aufgabe war es, Entscheidungen zu treffen und Lösungen zu finden. Das wurde von ihm erwartet. Entschieden sie sich für den Zorn der Riesen war es schwer, diesen zu kontrollieren. Was, wenn er, Ronius, in einem Zweikampf unterlag?
Andererseits war unklar, ob die Sumpfer sich auf den Handel einlassen würden. Also mussten die Steiner den Zorn der Riesen zu sich nehmen, denn ohne den Trank waren sie ihren Feinden ausgeliefert.
Er musste sich entscheiden. Für oder gegen den Zorn!
Jemand klopfte auf seinen rechten Zeh. Er blickte nach unten. Dort stand der rothaarige Mann, Jamus. Er grinste und sagte: »Vielleicht habe ich eine Lösung, Ron.«
Die Trommeln feuerten sie an.
Sie wussten, was sie wollten. Sie wanderten durch die Ebenen und überbrückten Felsen, die keines Menschen Fuß je betreten hatte. Ihre Keulen waren schwarze Todeswaffen, gespickt mit Stahl oder mit Zähnen von Untieren, die sie gefangen und getötet hatten. Ihr Gesang glich dem Singsang schwarzer Dämonen. Ein Klang, den man mit dem Ton einer Dumpftrommel vergleichen konnte. Sie stampften Büsche und Bäume nieder, wild und kampfbereit. Sie drückten Bäume zur Seite und warfen Felsen, die ihren Weg störten, wohin sie wollten.
Sie hielten sich – wie es Riesenart war – fern von Menschen oder anderen Rassen, doch manchmal ging es nicht. Es gab winzige Ansiedlungen, die weit entfernt der großen Städte lagen. Bauern, Steinmetze, Ziegelbrenner. Dann zermalmten ihre Füße, zerstörten ihre Waffen, was ihnen im Wege war. Sie fegten mit ihren Keulen Behausungen weg, wie man Insekten verscheucht.
Ihnen voran marschierte Gromor, der Sohn des Kollios. Gromor wusste um die Legende des Ronius, doch er war ein junger Kämpfer, der erst weniger als zweihundert Jahre lebte. Er würde die Ehre seines Volkes wieder herstellen. Er hatte auf diesen Augenblick gewartet. Hatte alles getan, um gewappnet zu sein.
Wie dumm waren seine Leute gewesen und erst Okornir, der sein Volk verlassen hatte, um bei den Steinern zu leben. Ein Verräter, ein Abtrünniger. Heute war der Tag, an dem Gromor dessen Feigheit rächen würde.
Solange Gromor denken konnte, hasst er die Geschichten, die man sich über den legendären Kampf zwischen Ronius und Jorgol erzählte. Besonders widerte ihn an, wenn er in den Augen seiner Artgenossen so etwas wie Ehrfurcht vor dem Steinriesen las. Nein, dieser Ronius hatte Jorgol nicht getötet, ja, er hatte dem Unterlegenen den sanften Tod in der Schlucht geschenkt, anstatt sich entweder an einem langen Todeskampf zu weiden oder kurzen Prozess zu machen.
Dieser Ronius musste ein wahres Abbild des Edlen sein. Gerüchte sagten, er sei gestorben, andere wieder meinten, er lebe zufrieden in seinem Tal. Bald würde er es wissen. Diesem Ronius wollte er gegenüber treten, schließlich hatte dessen Tat dazu geführt, dass sich bei den Sumpfriesen Koalitionen gebildet hätten – jene, die Ronius’ Tat gut fanden, andere, die sie hassten. Schlussendlich wurde dadurch das Leben der Sumpfer unterwandert.
Es gab einige, die Okornirs Weggang nicht verziehen hatten. Okornir war Häuptling gewesen, was seine feige Tat noch verschlimmerte. Es ging das Gerücht, der Abtrünnige habe den Steinern den ZORN geschenkt, noch ein Grund mehr, ihn zu töten.
Andere wiederum fragten sich, ob ihr geliebter Häuptling richtig gehandelt hatte. Sie versuchten, seine Tat zu rechtfertigen. Es gab ein paar Oberschlaue, die von Kultur und Geschichte faselten.
Gromor, noch ein junger Riese, entpuppte sich als schrecklicher Kämpfer. Obwohl noch ein Kleiner, besiegte er jeden, den es zu besiegen gab. Seine Lehrer machten ihm klar, dass es keine andere Möglichkeit gab. Man musste siegen. Niemand schwang den Hammer wie er, niemand führte die Keule so hart.
Hinter ihm erbebte das Land. Einige seiner Leute waren so schwer, dass ihre Fußabdrücke Vertiefungen zurückließen. Diese würden sich mit Wasser füllen und die Landschaft bekam neue Teiche geschenkt, eine Region, in der sich
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