Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
ging zum Kamin, in dem ein Feuer loderte, dass den Gästen einheizte. Er warf die Eier in die Flammen. Alle starrtemn dort hin. Jamus stand ebenfalls auf und stellte sich neben Bluebink, der ins Feuer starrte.
»Und nun?«, fragte er.
»Warte ab«, knurrte Bluebink.
Im selben Moment verfärbten sich die Eier. Sie wurde knallrot und durch die Schale sah man, dass sich in ihnen etwas bewegte.
»Ihr tötet die Vögel«, sagte der Barde und nahm eine Schaufel um die Eier zu retten.
Bluebink hielt ihn am Arm fest. »Noch nicht.«
Die Eierschale wurde fast durchsichtig und als der Barde sich hinkniete, um genau zu sehen, was sich in den Eiern abspielte, stand für einen Moment sein Atem still. Er starrte zu Bluebink hoch, dann wieder zu den Eiern.
»Jetzt kannst du sie rausholen und dir überlegen, ob du noch eine Runde mit mir spielst«, sagte der Kapitän.
»Ihr könnt euch denken«, setzte Jamus seine Erzählung fort, »dass ich mir sofort klar war, welchen Wert diese Eier besaßen. Dracheneier! Es gab Legenden, die davon berichteten, gesehen hatte ich noch keines und vermutlich auch keiner der anderen Gäste. Ich zögerte nicht eine Sekunde. Alles oder nichts! Der Kapitän legte die abgekühlten Eier auf den Tisch und ein Gast teilte die Karten aus. Wir nahmen die Würfelbecher und es ging los. Eine Runde konnte durchaus eine Viertelstunde dauern und glaubt mir – es war die längste Viertelstunde meines Lebens. Gewann ich, war ich Besitzer von drei Dracheneiern und hatte genug Geld, um mir eine hübsche Kate zu bauen. Verlor ich, stand ich genauso da, wie zu Beginn des Spieles. Ich konnte nur gewinnen. Und so kam es auch. Glaubt mir, ich habe selten einen so zornigen Mann gesehen und wären nicht so viele Gäste anwesend gewesen, hätte er mir vermutlich die Kehle durchgeschnitten. So trollte er sich, setzte zu seinem Schiff über und war am nächsten Tag verschwunden. Mit ihm die meisten Gäste, die den Piraten angehört hatten, sodass nur wenige Bürger in Dandoria von meinem Gewinn wussten, was mir auch Recht war.«
Jamus baute sich die Kate und hatte so viel Geld übrig, dass es für zwei weitere Jahre reichte. In der Zwischenzeit überlegte er, wie er mit den Eiern verfahren sollte. Er versuchte alles, was es über Drachen zu wissen gab, zu lesen. Er forschte und kam zu dem Schluss, dass es genügte, die Eier einmal täglich den Flammen eines Feuers auszusetzen. Nicht zu lange, sondern nur, bis die Schale durchsichtig wurde. Das tat Jamus. Nach einem Jahr verlor er fast die Geduld und als hätten die Eier das gespürt, krachte die Schale auf und ziemlich gleichzeitig schlüpften drei rote Drachen, jede von ihnen so winzig, dass er auf einer Handfläche Platz hatte.
Jamus rechnete sich aus, dass ihn diese Drachen zu einem vermögenden Mann machen konnten, wenn er wollte. Es würde nicht wenige Interessenten geben, die jeden Preis für die Winzlinge bezahlt hätten. Er entschied sich dagegen, denn die Drachen wuchsen ihm ans Herz.
Er pflegte sie, trainierte sie, redete mit ihnen in der Hohen Sprache und spielte ihnen Lieder auf der Flöte vor, was sie besonders mochten.
»Ich bin euer Beschützer«, sagte er und freute sich daran, wie die Drachen wuchsen.
Was er mit ihnen tun würde, wenn sie ausgewachsen waren, wusste er noch nicht und das war auch unwichtig. Jamus war ein Mann, der für die Gegenwart lebte.
Bis er eines Tages aus der Stadt kam und die Drachen weg waren. Gestohlen! Seine Kate stank nach Schwefel und Fäulnis und nicht wenige meinten, der Lord von Unterwelt sei persönlich gekommen, um die Drachen zu stehlen. Offensichtlich wussten mehr Leute von den Drachen, als Jamus glaubte. In Dandoria konnte man nichts geheim halten.
Jamus litt und trauerte.
Irgendwann, hoffte er, würde er seine Drachen wiedersehen. Er hatte ihnen versprochen, sie zu schützen und dieses Versprechen gebrochen.
Er würde dieses Versprechenn nie erfüllen.
»Ich liebe solche Geschichten«, brummte Ron. »Du bist ein wahrer Meister darin, kleiner Mann. Geschichten mit Piraten und Drachen. Du solltest noch mehr davon erfinden und sie aufschreiben.«
»Magst du auch Geschichten über Balger, Syndar und Grisolde?«, fragte Egg behutsam.
Ron grinste schräg. »Über wen?«
Egg schüttelte den Kopf. »Ist nicht wichtig …«
Obwohl sie klein waren, so winzig und Ron sich in acht nehmen musste, sie nicht zu verletzen, spürte er Jamus’ Tränen und fragte sich, warum dieser Winzling weinte?
Ron
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