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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Treiben.
    Reisende waren stets erstaunt, weder Faulenzer noch Drückeberger zu sehen, sondern ein Volk, welches strebsam und eifrig war.
    Zumindest, bis der Sonnenuntergang nahte. Dann wurden die Arbeiten pünktlich hingelegt und man widmete sich den Kindern, dem Partner oder dem Bier. Oft wurde gefeiert, es gab stets einen Grund, um ein Fest zu veranstalten und es wurde viel gelacht und geliebt.
    Das Resultat einer solchen Liebe krähte und strampelte in der Hütte von Trork Stonebrock. Es hatte soeben das Licht der Welt erblickt, nachdem man eine Weile meinte, man müsse es aus der Mutter herausschneiden. Es hatte sich widerwillig gedreht und der Gebärenden Schmerzen bereitet, nachdem ihm die Hebamme allerdings einige Hiebe auf den Kopf gegeben hatte, also der Mutter einige Klatscher auf den runden Bauch, drehte es sich erneut und flutschte in die Welt.
    Trork Stonebrock nannte das Zwergenkind Frethmar.
     
     
    Trork Stonebrock war ein prächtiger Zwerg.
    Er sah gut aus, besaß Muskeln wie aus Stein und eine Stimme wie die eines Höhlenmeisters. Er betörte Dörthe im Handumdrehen und nahm sie zum Weib. In derselben Nacht wurde Frethmar gezeugt.
    Eine Weile funktionierte die Beziehung zwischen den Beiden, doch bald zeigte sich, dass Trork lieber soff anstatt zu arbeiten. Er wurde vor den Rat zitiert und ermahnt, doch seine Liebe zum Bier und zu Honigschnaps war größer als die zu seinem Weib. Man sperrte ihn wegen Krakeelerei ein, was ihn für ein paar Wochen zu Verstand brachte. Er kümmerte sich liebevoll um Dörthe, um schließlich für einige Wochen zu verschwinden und sturzbesoffen wieder in Trugstedt aufzutauchen. Er wurde in die Heiße Höhle geschickt, wo er zu den Göttern beten musste und so sehr schwitzte, dass er nach Beendigung der Strafe wie ein Schatten seiner selbst wirkte. Die Hitze hatte ihn noch durstiger gemacht.
    So ging das elf Monate.
    Er blieb lange genug bei seinem Weib, um dem Zwergenkind einen Namen zu geben.
    Am nächsten Tag war er verschwunden und er blieb es. Niemand wusste, wo er steckte. Man suchte ihn. Schließlich war eine Insel eine Insel. Umgeben von Wasser. Und schwimmen konnten die meisten Zwerge nicht. Man fand Trork Stonebrock nicht.
    Dörthe kümmerte sich um Frethmar, doch der Kummer hatte sie gezeichnet. War sie noch vor zwei Jahren ein strahlendes, rundes gesundes Weib gewesen, hagerte sie nun ab, ihre Schritte hatten keine Spannung und ihre Schultern waren vornüber gebeugt.
    Man bedauerte sie und nicht wenige Zwergenweiber bezeugten ihr Mitgefühl, tätschelten und hätschelten den kleinen Frethmar und halfen, wo sie konnten.
    Man gab die Suche nicht auf. Irgendwo musste Trork stecken. Hatte er sich das Leben genommen? War er betrunken von einer Klippe gestürzt? Oder hatte er sich gar an Bord eines Schiffes geschlichen, um Gidweg zu verlassen? Irgendwann hatte auch der Rat die Nase voll und man entschied: Trork war an Bord eines Schiffes gegangen, hatte sich dort versteckt und würde nie wieder kehren.
    Frethmar war ohne Vater!
    Ein Zwerg ohne Vater hatte ein Problem. Man nahm ihm seinen Ganznamen, es sei denn der Vater war in einer Schlacht gefallen oder hatte eine Heldentat vollbracht. Für einen Zwerg ist die Länge seines Ahnennamens etwas sehr wichtiges. Je länger der Name, desto stolzer der Zwerg. Fret hingegen hieß schlicht und einfach Frethmar Stonebrock. Fertig! Nicht Sohn von, Enkel von und so weiter sondern nur - Stonebrock.
    Er war, schon bevor er das erste Mal die Augen aufschlug, ein bedeutungsloser Zwerg, einer ohne Ahnen. Einer, der in die Gruben gehen würde.
    Dörthe kämpfte darum, bei Frethmar eine Ausnahme zu machen, doch der Rat beugte sich nicht. So war es seit Gedenken, basta!
    Vermutlich führte sie sich die Zukunft ihres Sohnes so lebhaft vor Augen, dass auch dies dazu führte, dass sie krank wurde. Frethmar lag zwei Monate an ihrer Brust, als sie starb. Sie schlief einfach ein, vermutlich aus Überdruss und Schwäche.
    Frethmar war ohne Mutter!
    Man stellte sich die Frage, was mit dem Zwergenbaby anzufangen sei. Elternlos, winzig und gesund.
    Es fand sich eine entfernte Verwandte, eine Tante, deren Gesicht das zeigte, was sie war: Eine griesgrämige Zwergin, die an ihrer eigenen Vergangenheit so viel litt, dass es einem Wunder gleichkam, als sie sich bereit erklärte, Frethmar unter ihre Fittiche zu nehmen. Sie lehrte ihn Schreiben, Lesen und Rechnen.
    Frethmar wuchs zu einem stattlichen Zwerg heran. Noch als er ein Bartloser war,

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