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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Das waren sie sich und den Gemordeten schuldig.
    Bob ließ sich fallen und roch das Gras, den fruchtbaren Boden, die rauchgeschwängerte Luft. Es würden seine letzten Atemzüge sein und er genoss sie. Er hatte ein gutes Leben gehabt, oh ja! Eine wunderbare Frau und zwei großartige Kinder. Er war beschenkt worden wie ein König und geliebt wie ein Kaiser. Nun war er nur noch ein Sack voller Knochen. Seine Muskeln spielten nicht mehr mit, sein Atem ging stoßweise und es wurde ihm Schwarz vor den Augen. In seinen Ohren pochte das Herz, welches ihm so viele Zyklen lang gute Dienste geleistet hatte. Ein gesundes Herz, das nun zerbrach.
    Bluma! Falls du noch lebst, lebe tapfer, meine Tochter!
    Bama, ich habe dich stets geliebt. Und du, mein kleiner Sohn ...
    Stimmen rissen ihn aus seinem Abschied.
    »Sie verschwinden!«
    »Sie haben genug von uns!«
    »Bei den Göttern – sie kehren um!«
    »Sie sind weg – sie sind weg!«
    »Nein, dort – schaut nur.«
    Bob stemmte sich hoch.
    Er sah bestürzt und mit tränennassen Wangen, dass einer von ihnen etwas – jemanden! – in ihren Klauen trug. Bluma! Sie brachten Bluma fort. Sie entführten sie und ließen Leid, Kummer und Tod zurück.
    Bob starrte ihnen eine Weile hinterher.
    Regungslos.
    Wortlos.
     
     
     
    Dann kam er zu Sinnen.
    BAMA!
    BAMBA!
    Wo waren sein Weib und sein Sohn? Hatten sie sich in Sicherheit bringen können?
    Mit unsicheren Schritten, ihre letzten Kräfte mobilisierend, keuchend wie alte Kerle und schwitzend wie neugeborene Crockerbabys, taumelten sie durch das Gras und stolperten über Steine.
    Sie kamen den Eisenfelsen näher und was sie erwartete, war schrecklich. Überall verstreut lagen kleine Gestalten, verrenkt, verbrannt, manche mit weit geöffneten Mäulern, andere nur Fragmente aus Asche.
    Trolle.
    Einer der Drachen hatte hier gewütet, war offensichtlich in die Stollen eingedrungen, da er dort etwas gesucht hatte, zumindest hatte der sterbende Troll dies gesagt.
    Trollleichen, wohin Bob und seine Männer blickten.
    Wo waren die Frauen und die Kinder der Barbs?
    Ein heftiges Schluchzen quälte sich Bobs Kehle hoch. Den Anderen ging es nicht anders. Mit weit aufgerissenen Augen und klopfenden Herzen versuchten sie, den möglichen Verlust der Familien schon jetzt zu verarbeiten.
    War es ein Fehler gewesen, den Drachen zu töten?
    Hätten die Roten Mörder weniger gewütet, wäre dies nicht geschehen?
    Allen stand diese Frage ins Gesicht geschrieben.
    Sie stiegen eine Anhöhe empor. Crocker schlugen sich ins Dickicht. Sie hatten einen ihrer braungerösteten Artgenossen gefressen. Bob schüttelte sich vor Ekel. Er stieg über weitere verbrannte Trolle.
    Bei den Göttern! Nichts würde je wieder so sein wie zuvor. Das Volk der Barbs war nach eintausendfünfhundert Zyklen zerstört worden, das Dorf dem Erdboden gleichgemacht.
    »Hier! Hier sind wir!«, tönte eine Stimme westlich der Anhöhe, wo ein Felsüberhang für fadenscheinigen Schutz sorgte. Es war Bemtocs Stimme, der mit den Frauen gegangen war.
    Frauen und Kinder rannten die Anhöhe herab. Die Männer breiteten ihre Arme aus. Sie weinten, jubelten, lachten und freuten sich über jeden Barb, der lebte. Freunde umarmten sich.
    Bama schritt mit erzwungener Ruhe auf Bob zu. Sie weinte. Ihre Augen dunkel vor Kummer. Ihre Lippen bebten und aufheulend fiel sie Bob in die Arme. »Unser Sohn ...«, schluchzte sie. »Unser Sohn ...«
    Ein Schrei kroch Bobs Kehle hoch. Nein! Nein! Das durfte, das konnte nicht sein. Nicht Bamba. Nicht sein süßer, kluger Sohn. Nein, nein! Und Bluma, die die Drachen entführt hatten, und ...
    »Er ist gestürzt, unser Bamba ist gestürzt. Ich konnte ihn nicht festhalten«, flüsterte Bama und dann brach ihre Stimme und heiße Tränen netzten Bobs Hals. »Was ist mit Bluma? Wo ist sie?«
    »Sie ... oh liebstes Weib, oh, wie soll ich es nur sagen?«
    »WAS IST MIT IHR?«, kreischte Bama und stieß Bob von sich weg. Ihre Haare waren wilder Filz, ihre Augen flackerten und Bob erkannte, dass sie zu zerbrechen drohte.
    »Sie wurde von den Drachen entführt. Ihr ist dabei nichts geschehen, aber ...«
    »Sie ist weg?«, kreischte Bama.
    Bob nickte still.
    »Und du sagst, ihr sei nichts geschehen? Wer garantiert dir, dass sie noch lebt? Vielleicht haben sie unsere Tochter gefressen?«
    Bob breitete seine Arme aus, wollte sie an sich drücken, streicheln, trösten, dabei benötigte er genauso viel Trost, aber das zählte jetzt nicht.
    »Das meinte ich nicht so.« Bob raufte

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