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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Katraana hervor.
    »Kennst du deinen Vater?«, fragte Murgon.
    »Ich bin nicht hergekommen, um über meinen Vater zu sprechen«, sagte sie.
    »Du warst ein kleines Mädchen. Wir waren in der Nähe der Betstätte. Mein Vater kam und wollte dich mir wegnehmen. Ich musste ihn töten. Du bist weggelaufen und hast dich versteckt. Ich konnte dich nicht finden, denn ich ging nach Unterwelt.«
    Katraana riss ihre Augen auf.
    Murgon sah befriedigt, dass alle Kraft aus ihr wich. Er hatte den richtigen Hebel gezogen. Sie zweifelte an sich selbst. Wer nicht an sich glaubte, konnte nicht siegen.
    »Du bist nicht mein Vater!«, spuckte sie aus, doch ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    »Du weißt, dass ich nicht lüge, Katraana.«
    Ihr Mund sprang auf und klappte wieder zu. »Du . du kennst meinen Namen? Hat Gwenael ihn dir verraten?«
    »Wie sollte ich nicht den Namen meiner Tochter kennen?«, gab Murgon leise zurück. Er ließ den Schutzzauber in sich zusammenbrechen und ging langsam auf sie zu. »Du erinnerst dich, das spüre ich. Du weißt, dass ich die Wahrheit sage. Du ahnst, dass es wirklich so sein könnte. Man hat dir stets verschwiegen, wer dein Vater ist. Man durfte es dir nicht sagen, denn man hat dich ausgewählt, um mich zu töten. Von Gwenael weiß ich, was im Elfental los ist. Ich weiß von den Krankheiten und davon, dass sich Solituúde auflöst. Ich verspreche, ich habe nichts damit zu tun. Vielleicht wurde das künstlich erzeugt, um es mir in die Schuhe zu schieben und einen Grund zu haben, dich zu mir zu schicken.«
    »Das – das kann nicht – sein«, stammelte Katraana.
    »Wie lange geht es Solituúde schlecht? Zwei oder drei Monate? Hast du jemals überlegt, warum man dich von klein auf trainierte, obwohl die Krankheit erst jetzt ausgebrochen ist?«
    »Unsere Seher ...«
    »Sie sahen die Krankheit voraus? Dann hätten sie sie verhindern können. Man konstruierte einen Grund, der dich motivieren sollte, mich zu töten. Und man schickte meine Tochter, da der Rat davon ausging, ich würde mich gegen mein eigen Fleisch und Blut nicht wehren.«
    Katraanas Schwert ruhte auf der Spitze. Sie wirkte wie ein kleines Mädchen, wie jenes Mädchen, dass Murgons Vater hatte mit sich nehmen wollen. Wofür er sterben musste.
    »Du glaubst mir doch, oder?« Murgon war nur noch um Armeslänge von ihr entfernt.
    Tränen rannen über ihre Wangen. Alles, was an ihr hart gewirkt hatte, verschwand in diesem Augenblick. Sie war eine sehr junge Elfe, die betrogen worden war. Und dieser Betrug wurde ihr bewusst. Das las Murgon in ihren Gedanken, die sich unversehens öffneten, die er lesen konnte wie ein Buch. Er tastete vorsichtig tiefer, damit sie es nicht merkte und er sah sie in einer Höhle kauern, wo sie sich vor ihm versteckte. Er sah das kleine Mädchen, dass verwirrt war und von üblen Kreaturen gepeinigt wurde. Er sah sie in einem Sarg liegen und er spürte die Grausamkeit, welche sich von Minute zu Minute mehr verdichtete, seitdem sie in Unterwelt war. Aber er las auch ihren Feinsinn, ihre Liebe zur Kunst und zu schönen Liedern. Sie war eine komplexe Persönlichkeit, sie war – seine Tochter!
    Er legte seine Hände auf ihre Schultern.
    Ihre Lippen zitterten und sie fragte: »Wie – wie kann ich die Tochter eines so grausamen Mannes sein?«
    »Kinder tragen für ihre Eltern keine Verantwortung, Katraana.«
    »Das machst du mit Magie. Du liest meine Gedanken und baust darauf deine Lüge auf.«
    »Warum, glaubst du, war Gwenael so viele Jahre lang deine Freundin? Ausgerechnet meine Schwester? Denk nach und versuche, die Logik zu entdecken.«
    Seine Hände lagen auf ihrer Schulter und ihre Augen trafen sich. Sie wich nicht zurück, aber ihr Körper war hart wie Stein.
    »Gwenael übernahm einen Teil der Verantwortung, die ich nicht übernehmen durfte.«
    »Warum hat sie mir nie die Wahrheit gesagt?«
    »Hättest du sie wissen wollen?«
    »Ja, das hätte ich.«
    »Dann wärest du nicht hierher gekommen und wir wären uns niemals begegnet, Katraana.«
    Sie starrte ihn an. Die Tränen liefen. Murgon erkannte, dass das Weltbild seiner Tochter zusammen brach. Und er spürte eine fast vergessene Regung. Mitleid! Und nicht nur dies, sondern – Liebe!
    Er, der Lord von Unterwelt liebte.
    Offensichtlich strahlte er das aus, denn Katraanas Gesichtszüge wurden weicher, ihre Tränen schienen eine andere Konsistenz anzunehmen, und als er sie an sich zog, gab sie nach und lehnte an seiner Brust. Er strich ihr vorsichtig, fast

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