Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)
warum gelingt ihm das Unmögliche?«
Steve zupfte seinen Großvater an der Hand. »Ringo wird es wissen, Großvater. Ringo weiß alles ...«
Agaldir nickte stumm. Er blickte Frethmar und Connor.
»Und was ist, wenn sie dem Ork begegnen?«, fragte Steve aufgeregt. »Du hast das doch selbst gesagt! Es soll einer auf dem Schiff sein!«
»Ich sagte auch, das Schiff sei ausgelaufen ...« Agaldir rieb sich das Kinn. »Da haben wir es mal wieder, Steve. Egal, wie lang du deinen Hals machst, du kannst nie wirklich über den nächsten Berg schauen.«
»Verzeihe, Großvater, aber seit wann irrst du dich?«
»Egal, wer die Karten mischt, wir spielen sie, mein Junge. Und nicht immer haben wir geschickte Finger. Und das ist gut so, stelle dir vor, es sei anders...«
»Das wäre doch ganz toll«, nickte Steve, nun wieder ganz ein Zehnjähriger.
»Es gibt nur die Götter, die es wirklich voraussehen. Das sollte uns unsere eigene Belanglosigkeit deutlich machen. Jetzt ist jetzt, gleich ist unbegreiflich.«
Steve runzelte die Stirn. »Willste damit sagen, dass es besser ist, wenn man nich immer alles weiß?«
»Genau das will ich. Denn dein Schicksal ist dein freier Wille und der wäre dann nicht mehr existent.« Steve versuchte, seinen Großvater zu begreifen.
»Lassen wir es für den Moment gut, sein, Steve«, sagte Agaldir geduldig. »Es wird die Zeit kommen und du wirst wissen, was ich meine.«
Während dieser kleinen Diskussion hatte der Manndämon sich nicht bewegt. Wie ein schwarzer Klumpen hockte er, gegen die Hauswand gelehnt und seine Muskeln bebten wie die eines wilden gefangenen Tieres. Aus dem mächtigen Körper drang ein tiefes Grummeln.
»Wie lange bleibt er in dieser Gestalt?«, fragte Agaldir.
Bluma zuckte die Achseln. »Das ist ungewiss. Aber nie länger als einen halben Tag.«
»Dann sollten wir verschwinden. Am besten auf das Schiff. Denn dort scheint alles ruhig zu sein.« Agaldir blickte zur Wing. Connor und Frethmar waren nicht mehr zu sehen. Stattdessen näherte sich ihnen eine hochgewachsene Frau, deren eindrucksvolle Gestalt einen langen Schatten warf. Bob stellte sich vor den Manndämon, als könne er dadurch der Frau den schlimmen Anblick ersparen. Die Frau verbeugte sich und sagte: »Mein Name ist Mari. Ich wohne dort drüben in dem Haus und war Zeuge dieser erstaunlichen Dinge.«
»Dann solltet Ihr schleunigst in Eure vier Wände zurückkehren«, sagte Bob.
Sie schüttelte den Kopf. »Warum eigentlich will mich jeder in mein Haus schicken? Ich gestehe, dass ich mich zuerst fürchtete, jetzt jedoch bin ich – fasziniert. Ich sehe, wie die Kleine mit dieser Kreatur umgeht, deshalb weiß ich, dass ich mich nicht fürchten muss.«
»Was können wir für Euch tun?«, fragte Agaldir. »Kenne ich Euch?«
»Ich bin Bürgerin von Dandoria und vielleicht habt Ihr mich schon mal gesehen«, sagte Mari.
Der Alte nickte. »Also, was können wir für Euch tun?«
»Mir scheint, als sei mir der große blonde Mann bekannt. Ich weiß nicht genau, woher, aber ich würde ihn gerne fragen.«
Bob verzog den Mund. »Dann tut das. Er wird wieder herkommen. Aber vorher muss er noch einiges klären.«
Die Gefährten blickten zur Wing, auf der sich nichts tat und nichts zu hören war.
Der Manndämon knurrte und pumpte, dann erhob er sich geschmeidiger, als man es ihm zugetraut hätte. Er starrte zu den Gefährten und Mari hinunter und wirkte, als wolle er umgehend allen den Garaus machen. Sein Schädel zuckte und aus den roten Augen züngelte es. Ein atemraubender Schwefelgestank ging von ihm aus.
»Er sucht den Golem«, erklärte Bluma. »Er hat einen Jagdtrieb, den auch ich jetzt nicht mehr besänftigen kann.«
Der Manndämon hob die Arme, trommelte auf seine Brust und stapfte davon. Bluma wollte hinterher, doch Bob hielt seine Tochter an der Schulter fest. »Lass ihn!«
»Aber ...«
»Lass ihn!«
»Er wird mich beschützen.«
»Wir wollen dich nicht noch einmal verlieren!«
Bluma setzte an, etwas zu sagen, aber sie schwieg.
Bob lächelte milde und Agaldir sagte: »Dein Bobba hat recht. Darius weiß, was er tut!«
Bluma nickte, doch sie konnte nicht verhindern, dass ihre Augen feucht wurden. Verschämt blickte sie weg, doch jeder hatte begriffen.
10. Kapitel
»Dämonen?«, brüllte Loouis Balger und schlug mit der beringten Faust auf den Tisch. »Soll das ein Scherz sein? Dann ist es ein schlechter Scherz!«
Der Gardist stand stramm und unbeweglich.
»Zwei Dämonen?
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