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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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Wesen«, sagte eine dunkle, angenehme Stimme hinter ihr. Bluma wollte sich bewegen, aber sie konnte nicht. Sie war wie mit dem Steinboden verwachsen. Sie bekam eine Gänsehaut. Ihre Nackenhaare sträubten sich, als sie die Stimme ganz nahe an ihrem Ohr fühlte und den warmen Atem, in dem ein unterschwelliges Zischen mitschwang. Noch einmal versuchte sie, sich aus dem Bann zu lösen, aber sie war wie versteinert, zur Bewegungslosigkeit verdammt.
    »Weißt du, was Schmerzen sind?«
    Seltsamerweise konnte Bluma sprechen, doch ihre Stimme klang fremd.
    »Alle Verletzung, die du dir jemals zugezogen hast, werden nichts im Vergleich zu dem sein, was wir mit dir vorhaben, kleine Barb. Ich spüre Widerstand. Ich spüre Aufruhr. Und ich spüre eine überbordende Intelligenz, einen klügeren Kopf, als ich je einen fand. Wenn du willst – und Verstand mit meinem verschmelzen. Wir werden Mythenland beherrschen. Wir werden eins werden. Größer als die Götter und grausamer als alle Dämonen.«
    Bluma sagte mit betäubten Lippen: »Ich will nach Hause ...«
    Die Stimme kicherte und die Drachen vor Bluma krümmten sich, als hätte man sie geschlagen. Es war ein trauriges Bild und passte so gar nicht zu den freundlichen Worten, die die beiden Kreaturen an sie gerichtet hatten und zu den Liedern, nach denen Drachen, ob gut oder böse, stolze Geschöpfe waren.
    »Du bist eine Lügnerin, kleines Wesen. Nein, du willst nicht nach Hause. Deine Neugier wächst. Du willst wissen, was hinter deiner Entführung steckt. Du willst lernen! Nichts ist dir lieber als zu lernen! Du spielst mit deiner Klugheit. Du nutzt sie wie ein Schwert. Du bist eitel und du weißt, was du vermagst.«
    Die Stimme schwieg, dann wisperte sie: »Eitelkeit ist eine gute Voraussetzung für unsere Ziele.«
    Bluma stemmte sich gegen die Lähmung und spuckte ein paar Worte aus. »Eitelkeit zum Frühstück und Verachtung zum Abendessen!«
    Die Stimme kicherte und fast schien es, als entrolle das Wesen eine Zunge, um diese in Blumas Ohr zu schieben. »So kluge Worte aus dem Mund eines Kindes, obwohl du vor Furcht dem Wahnsinn nahe sein müsstest. Was bist du? Woher nimmst du deinen Mut?«
    Sie versuchte, den Blick zu senken und sah links und rechts ihrer Füße je eine Hand mit schwarzen, spitz zugefeilten Fingernägeln. Der Träger der Stimme kniete hinter ihr und stützte sich ab.
    »Dir fehlt die Weisheit. Sie ist aber unabdingbar notwendig, um deine Gedanken deiner Klugheit anzupassen. Um Weisheit zu erzielen, gibt es einen guten Weg.«
    »Welchen Weg?«
    »Den Schmerz!«
    Bluma zitterte, aber weniger aus Angst, sondern aus Zorn. Sie fühlte sich benutzt, gebraucht und manipuliert.
    Doch, sie hatte Angst. Schreckliche Angst!
    Das Grauen schüttelte ihren ganzen Körper. Sie sehnt sich zurück nach Hause. Sie erinnerte sich nicht, dass es ihr jemals so schlecht gegangen war. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie sich einnässen. Doch sie würde diese Angst nicht zeigen, nicht jetzt!
    Vor ihr die gekrümmten Drachen, hinter ihnen die Trutzburg, alles Grau in Grau. An den Wänden, soweit sie ihre Augen bewegen konnte, kleine wimmelnde Gestalten vor schiefen Behausungen, glitzernde Pflanzen, deren Fleisch aus Gallert zu bestehen schien, skurrile Felsformationen, Feuer und Rauch. Sie hatte die Nase voll, sie wollte sich wieder bewegen. Sie stemmte sich gegen den Bann und Schweiß lief über ihren Körper.
    Sie schrie.
    Der Schmerz, der sie überfiel wie eine hungrige Echse, war derart allumfassend, dass es sie schüttelte wie ein Grashalm während eines Sturms.
    Ihre Stimme schwoll zu einem schrillen Crescendo. Nie zuvor hatte sie so etwas erlebt. Tränen schossen aus ihren Augen. So schnell, wie er gekommen war, verließ der Schmerz sie wieder. Der Bann war aufgehoben und sie stürzte auf die Knie. Sie stützte sich ab und die filzigen Haare fielen ihr übers Gesicht. Liebe Güte, das war schrecklich gewesen. Ihr Körper bebte unter den Nachwirkungen des mentalen Überfalls.
    Die Drachen knurrten, murrten, und schlängelten hin und her. Bluma spürte deren Unzufriedenheit, fühlte, dass die mächtigen Tiere aufbegehrten. Und auch, dass deren Trotz im Keim erstickt wurde. Den mentalen Kontakt zu ihnen hatte Bluma verloren.
    Wer kniete hinter ihr? Zu wem gehörte diese dunkle Stimme? Warum wurde sie gequält?
    Die Stimme sagte: »Der Schmerz ist das Glück der Seligen. Am meisten lebt, wer am meisten leidet.« Die Stimme war nun hoch über ihr. Der Sprecher hatte sich

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