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Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition)

Titel: Im Schatten der Drachen (MYTHENLAND - Band 1 bis 5 komplett) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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in unsere Richtung!«
     
     
    Er fügte ihr Schmerzen zu.
    Viele Schmerzen. Er verletzte sie dabei nicht körperlich, es floss kein Blut und ihre Knochen waren unversehrt, doch das war nicht wichtig. Bluma atmete schwer und Schweiß lief über ihren Körper. Sie hatte alles versucht, um den Sanften Jack zu besänftigen, es war vergeblich gewesen. Diese Kreatur kannte keine Gnade.
    Während er seine Folter, ein Mittelding aus Magie und Werkzeugen, an ihr ausübte, dachte Bluma an ihr zuhause und daran, dass sie es vermutlich nie mehr wiedersehen würde. Sie versuchte, ihre Gedanken abzuschotten und suchte in ihrem Inneren eine Form der Stille, die sie von den Schmerzen ablenkte.
    Dieser Versuch gelang nicht wirklich, sah man von einzelnen Momenten ab, in denen sie sich tatsächlich abwenden konnte. Nur wenige Augenblicke, aber es gab sie. Sie beging nicht den Fehler, dies zu hinterfragen, sondern ließ sich treiben, suchte im inneren Kosmos nach weiteren Inseln der Ruhe und ließ den Sanften Jack walten.
    Erinnerungen an ihre Kindheit sprangen sie an. Dankbar nahm sie diese willkommenen Zerstreuungen in den Arm, denn sie linderten den Schmerz.
     
     
    Eine junge Barb klettert die Steinstufen hinunter. Runter zum Dorfplatz. Die Stufen erscheinen ihr viel zu hoch, oder zu tief – je nach dem, wie man es sieht. Stufen für Erwachsene. Warum denkt niemand an Kinder? Sie würde danach fragen müssen. Bei diesen Stufen kommt sie sich hilflos vor – dick – unbeholfen!
    Sie begegnet Burrl, Bobbas bestem Freund. Er ist der Schmied. Er ist stets bemüht, sie freundlich zu behandeln, doch er kann ihr wenig sagen. Alles, was er von sich gibt, sind Dinge, die sie tausendmal gehört hat. Wie es ihr gehe, wie sie sich fühle und so weiter? Dann zerzaust er ihr Haar und macht sich wieder an seine Arbeit. Eigentlich hat er sie überhaupt nicht wahrgenommen. Warum auch? Sie ist nur ein Kind. Gerne hätte sie ihn gefragt, wie man schmiedet, doch sein knurriges Gesicht hält sie davon ab.
    Barbkinder haben die Angewohnheit, beim Gehen zu schwanken, was an den kurzen Beinen liegt. Das hasst Bluma. Sie will genauso stark und gleichmäßig laufen wie Erwachsene. Das käme noch, sagte ihr Bobba. Das war tröstlich, obwohl sie es auch selbst wusste. Es war die Art, wie er es sagte. Sie hat ihn lieb, genauso wie ihre Momma, die mit einem Baby schwanger ist.
    Jetzt watschelt sie durch das Dorf, welches schneckenförmig um den Dorfplatz aufgebaut ist. Sie sind viele, doch das wirkt nicht so. Zwischen den Hütten gibt es Wege und Brunnen und Handwerker. Sie haben alles, was sie zum Leben brauchen, sagt Bobba stets – und dabei glüht sein Gesicht zufrieden - und sie glaubt ihm das.
    Dennoch staunt sie, wenn die Händler aus Dandoria mit ihren prächtigen Segelschiffen kommen, um Wareikenholz aufzunehmen. Die haben schöne Kleidung und wirken wie von einem anderen Stern. Sie reden in der Hohen Sprache, die auch Bluma gelernt hat. Doch es sind … andere Sätze. Sie haben mehr Wohlklang, wirken kultivierter. Bluma hört gerne zu und möchte viele Fragen stellen.
    Warum macht es diesen Menschen, Halblingen und Elfen nichts aus, über das Meer zu fahren, während Barbs das tiefe Wasser fürchten?
    Wie steuert man ein Schiff?
    Worüber denkt man in Dandoria nach? Bestimmt nicht über Crocker und über die nächste Ernte. Gut, vielleicht das auch, aber sie ahnt, dass da noch mehr sein muss. Sie hörte, dort lebe man in Steinhäusern und in großen Burgen.
    Das nennt man Fortschritt, sagte Lehrer Biggert.
    Bluma interessiert sich für den Fortschritt und hängt, wenn der Lehrer darüber spricht, an dessen Lippen.
    Wieso ist ein so kluger Barb wie er mit seinem Leben zufrieden, obwohl er weiß, dass es auch anders sein kann? Sie begreift, dass er etwas vermittelt, das er sich selbst nicht vorstellen kann.
    Als sie Bobba fragte, ob er gar nicht neugierig sei, meinte dieser, das sei eben so.
    Also fragte sie andere, doch die meisten der Gemeinschaft gaben nur leere Antworten. Als sei es ihnen peinlich, keine Antworten zu wissen.
    Bluma begriff schnell, dass sie anders ist. Irgendetwas in ihrem Kopf funktioniert nicht richtig. Wenn sie eine Palmenreihe anschaut, zählt sie diese und teilt sie und errechnet, wie groß oder klein sie vor acht oder fünf Zyklen waren. Manchmal zählt sie auch die Blätter und errechnet das Verhältnis der Kokosnüsse zur Anzahl der Blätter. Immerzu geht das so. Wenn eine neue Hütte gebaut wird, kann sie am Tempo der

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