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Im Schatten der Gerechtigkeit

Im Schatten der Gerechtigkeit

Titel: Im Schatten der Gerechtigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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zarte Gefühle für Geoffrey Taunton, den Sie ja kennen werden. Er jedoch hatte lediglich Augen für dieses unglückliche Mädchen, diese Prudence Barrymore. In letzter Zeit nun hat der junge Martin Hereford, ein ausgesprochen angenehmer und absolut akzeptabler junger Mann«, sie verlieh diesen Worten eine besondere Betonung, um anzudeuten, wie langweilig ihr alles war, was derart den Erwartungen entsprach, »Nanette beträchtliche Aufmerksamkeit entgegengebracht«, schloß sie den Satz. »Erst gestern abend hat er seiner Verehrung offen Ausdruck verliehen. Ein so netter junger Mann. Weit passender als Geoffrey Taunton.«
    »Ach ja?« sagte Monk mit genau der richtigen Mischung aus Skepsis – um ihr eine Erklärung zu entlocken – und Ermutigung, um sie nicht zu kränken. Er ließ sie nicht einen Moment aus den Augen.
    »Nun ja«, sie zog eine Schulter hoch; ihre Augen leuchteten.
    »Geoffrey Taunton kann sehr charmant sein, und selbstverständlich ist er bestens situiert und erfreut sich eines ausgezeichneten Rufs. Aber es gibt da noch mehr zu bedenken.« Er beobachtete sie aufmerksam, während er auf eine Erklärung wartete.
    »Er verfügt über ein erschreckendes Temperament«, sagte sie, sich ihrer Sache absolut sicher. »Die meiste Zeit ist er der Charme in Person. Macht man ihm jedoch wirklich einen Strich durch die Rechnung, und es wird ihm zuviel, dann verliert er jede Kontrolle. Ich habe ihn nur ein einziges Mal so gesehen – wegen einer völlig albernen Lappalie. Während eines Wochenendes auf dem Land.« Sie hatte Monks Aufmerksamkeit, und sie wußte es. Sie zögerte, um den Augenblick zu genießen.
    Er wurde langsam ungeduldig. Er spürte den Schmerz in seinen Muskeln, als er sich zwang, ruhig dazusitzen und sie anzulächeln, wo er lieber explodiert wäre vor Zorn über ihre Dummheit, ihre ebenso geistlose wie unsinnige Koketterie.
    »Ein langes Wochenende«, fuhr sie fort. »Um genau zu sein, ging es von Donnerstag bis Dienstag, soweit ich mich erinnere. Die Männer waren beim Schießen gewesen, glaube ich, und die Damen hatten den ganzen Tag über dem Nähzeug geplaudert, während sie auf ihre Rückkehr warteten. Es war am späten Nachmittag.« Sie atmete tief ein und warf einen Blick durch den Raum, als habe sie Mühe, sich zu erinnern. »Ich glaube, es war am Sonntag. Wir waren alle früh in der Kirche gewesen, noch vor dem Frühstück, damit wir den ganzen Tag über draußen bleiben konnten. Das Wetter war herrlich. Schießen Sie, Mr. Monk?«
    »Nein.«
    »Sollten Sie aber. Es ist ein sehr gesunder Zeitvertreib, wissen Sie.«
    Er verschluckte die Antwort, die er auf der Zunge hatte.
    »Dann werde ich es mir wohl überlegen müssen, Mrs. Waldemar.«
    »Sie spielten Billard«, nahm sie den Faden wieder auf.
    »Geoffrey hatte ständig verloren – gegen Archibald Purbright. Er ist wirklich ein Schuft. Vielleicht sollte ich das nicht sagen, nein?« Sie sah ihn fragend an, ihr Lächeln hart an der Grenze alberner Affektiertheit.
    Er wußte, was sie wollte. »Ich bin sicher, Sie sollten das nicht sagen«, pflichtete er ihr mit einiger Mühe bei. »Aber ich werde es nicht weitersagen.«
    »Kennen Sie ihn denn?«
    »Ich glaube nicht, daß ich das möchte, wenn er ein solcher Schuft ist, wie Sie sagen.«
    Sie lachte. »Ach, du lieber Gott. Trotzdem, ich bin sicher, Sie werden nicht weitersagen, was ich Ihnen erzähle.«
    »Selbstverständlich nicht. Es wird ganz unter uns bleiben.« Er verachtete sich für das, was er da tat, und sie noch weit mehr.
    »Was ist denn nun passiert?«
    »Oh, Archie schummelte, wie üblich, und Geoffrey geriet schließlich in Wut und sagte einige absolut grauenhafte Dinge …«
    Monk wurde selbst wütend, so enttäuscht war er. Beleidigungen, wie heftig auch immer, hatten noch lange nichts mit Mord zu tun. Dummes Frauenzimmer! Er hätte sie am liebsten in ihr albernes Lächeln geschlagen!
    »Ich verstehe«, sagte er entschieden kühl. Es war eine Erleichterung, nicht weiter so tun zu müssen als ob.
    »Aber nein, Sie verstehen nicht!« entgegnete sie eindringlich.
    »Geoffrey hat den armen Archie mit dem Billardqueue auf Kopf und Schultern geschlagen. Zu Boden geschlagen hat er ihn, und er hätte ihn bis zur Bewußtlosigkeit geprügelt, hätten Bertie und George ihn nicht weggezerrt. Es war wirklich schrecklich.« Ihre Wangen hatten sich vor Aufregung gerötet. »Archie lag vier Tage lang im Bett, und natürlich mußte man nach einem Arzt schicken. Dem hat man gesagt, Archie

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