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Im Schatten der Giganten: Roman

Im Schatten der Giganten: Roman

Titel: Im Schatten der Giganten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Tallerman , Andreas Brandhorst
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wirkungsvoll, denn niemand wollte einfach stehen bleiben und sich ein paar Pfeile einfangen. Jene, die nicht zu Boden gingen, gerieten in Panik und liefen in alle Richtungen. Ich stand da wie ein Idiot und beobachtete, wie schwarze Schäfte auf mich zurasten. Es dauerte einige Sekunden, bis mir klar wurde, dass mich keiner von ihnen getroffen hatte.
    Wenigstens befand ich mich noch immer in Lugos’ Nähe. Ich sah, wie er auf etwas zeigte, und dann rief er einige Worte. Ein Pfeil steckte in seiner Schulter, so tief, dass die Spitze am Schulterblatt wieder hervortrat, aber er schien davon gar nichts zu bemerken. Er zeigte nicht auf mich, sondern an mir vorbei, auf den hinteren Teil unserer in Bedrängnis geratenen Brigade. Ich blickte in die entsprechende Richtung.
    Dort stand der Riese Salzleck. Reglos wartete er, während es um ihn herum Pfeile regnete. Zwei steckten bereits in ihm, einer in seiner Brust und der andere über dem Knie. Dennoch ging es ihm besser als dem jungen Leon, der schlaff unter der Taille des Riesen hing, mit einem gebrochenen Pfeil im Hals.
    »Du!«, schrillte Lugos. »Hinauf mit dir! Sorg dafür, dass sich der große Kerl nützlich macht!«
    Die Vorstellung, einen eigenen Riesen zu haben, gefiel mir. Dennoch zögerte ich. »Wie bringe ich ihn dazu, mir zu gehorchen?«
    Lugos starrte mich an, als hätte er mich am liebsten wegen meiner Dummheit getötet. Stattdessen ergriff er meinen Arm und lief los.
    Unsere Brigade hatte sich in eine von einem Dutzend Wölfe gejagte Schafherde verwandelt. Die Castovalaner wussten, warum wir hier waren und dass sie einen hohen Preis zahlen mussten, wenn sie sich von uns aufhalten ließen. Deshalb trieben sie uns vor sich her. Einige wenige blieben zurück, um die Lücke offen zu halten, und die anderen ritten weiter den Hang hinauf. Die Nachzügler pflügten einfach durch uns. Sie schnitten durch unsere Gruppe wie ein Schwert durch Butter und ließen zu beiden Seiten Leichen zurück. Ein Reiter kam so nahe heran, dass ich den Schweiß seines Pferds roch und den schweren Atem des Tiers hörte.
    Lugos sah ihm hinterher, und dabei fiel sein Blick auf den Pfeil in seiner Schulter.
    »Mist«, sagte er leise.
    Diesmal war ich es, der seinen Arm ergriff – denjenigen, von dem kein Blut tropfte – und ihn festhielt. »Der Riese«, erinnerte ich ihn.
    Mit glasig gewordenen Augen sah er auf. »Es steckt ein Pfeil in meiner Schulter«, sagte er kummervoll.
    »Wir haben alle unsere Probleme«, erwiderte ich und zog ihn weiter.
    Der Riese hatte sich noch immer nicht von der Stelle gerührt, als wir ihn erreichten. Beide Seiten mieden seine Nähe. Die letzten Reiter waren fast an uns vorbei, und meine vormaligen Gefährten hatten es bei ihrer überstürzten Flucht in alle Richtungen irgendwie geschafft, diesen Bereich zu meiden. Zum ersten Mal sah ich ihn ganz deutlich. Abgesehen von einem Lendenschurz an der Taille trug er nur einen ledernen Harnisch an Brust und Schultern, und daran war eine hölzerne Plattform an seinem Hals befestigt. Der arme Leon baumelte an einem Strick, der von einer Ecke dieser Plattform hing, und sein Gesicht war in einem Ausdruck der Verwirrung erstarrt.
    »So sieht man sich wieder, Salzleck!«, rief ich.
    Der Riese schenkte mir keine Beachtung.
    »Wie bringe ich ihn dazu, auf mich zu hören?«, fragte ich Lugos.
    Der starrte wieder auf die Wunde in seiner Schulter. Ich schüttelte ihn sanft.
    »Wir brauchen den Riesen, Lugos. Um uns zu schützen.«
    Er sah mich an.
    »Um dich zu schützen, Herr«, korrigierte ich mich.
    »Den Riesen?«
    »Diesen Riesen.« Ich zeigte auf ihn.
    »Oh.« Lugos sah auf. »Salzleck. Salzleck . Hör mir zu, du Schweinearsch.«
    Salzlecks Blick glitt zu uns herab. In seinem gewaltigen Gesicht konnte ich keinen Ausdruck erkennen.
    »Ich bin’s, Lugos. Lugos, der von Moaradrid höchstpersönlich zu deinem Befehlshaber ernannt wurde. Dieser Mann hier …« Er zögerte und flüsterte: »Wie heißt du?« Dann: »Dieser Mann hier, Easie Damasco, ist dein neuer Reiter, hast du verstanden? Du wirst tun, was er dir sagt, bis du von Moaradrid oder mir andere Anweisungen bekommst, klar?«
    Salzleck nickte langsam.
    »Gut«, sagte Lugos. »Das ist gut.«
    Er fiel nach hinten.
    Ich nahm an, dass er einfach nur das Bewusstsein verloren hatte, denn seine Wunde schien nicht tödlich zu sein. Ich hätte ihm gern einen ordentlichen Tritt gegeben, aber ein Blick den Hang hinab teilte mir mit, dass sich Moaradrids Hauptstreitmacht

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