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Im Schatten der Giganten: Roman

Im Schatten der Giganten: Roman

Titel: Im Schatten der Giganten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Tallerman , Andreas Brandhorst
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waren, dachten sie vielleicht, dass man uns zurückgeschickt hatte, und möglicherweise ließen sie uns dann in Ruhe.
    Und tatsächlich: Die Reiter, die sich an unsere Fersen geheftet hatten, machten kehrt, bevor wir sehr weit gekommen waren. Ich seufzte erleichtert und ließ Salzleck anhalten.
    Wir befanden uns am Rand des Lagers, unterhalb der Stelle, wo wir die Nacht verbracht hatten. Etwa zwei Dutzend unterschiedlich große Zelte standen dort, neben Karren, Wagen und den Ochsen, die sie zogen. Graue Asche erinnerte an die Lagerfeuer, und Abfallhaufen an die Menschen, die hier gelagert hatten. Der Boden war schlammig, von den Füßen und Hufen der letzten Nacht und dem Regen des Morgens, der sich inzwischen in ein Nieseln verwandelt hatte. Man hätte meinen können, dass der ganze Bereich für kurze Zeit vom Fluss überflutet worden war. Zufrieden stellte ich fest, dass nicht zu viele Leute zugegen waren. Wer nicht direkt an den Kämpfen teilgenommen hatte – Handwerker, Lakaien und so weiter –, nutzte derzeit die Gelegenheit, sich das Schlachtfeld anzusehen und die Toten auszurauben. Es gab nur wenige Wächter. Vermutlich wollte Moaradrid vermeiden, dass einsatzfähige Soldaten in seinem Lager herumlungerten, wenn eine Schlacht stattfand. Der größte Teil von dem, was sich zu stehlen lohnte, befand sich ohnehin dort draußen, in Form von Waffen und Rüstungen.
    Es erschien mir alles logisch, aber ich fragte mich, ob jemand mit einem schweren Geldbeutel in den Kampf ziehen würde. Unter den Zelten fiel mir eins auf, das größer war als die anderen und vor dem zwei Soldaten Wache standen, bewaffnet mit Säbeln, wie man sie vor allem bei den Flachländern sah. Ich zweifelte nicht daran, dass sie auch wussten, wie man damit umging. Beide sahen aus, als könnten sie mich ohne große Anstrengung in Hackfleisch verwandeln. Vermutlich gehörten sie zu Moaradrids Leibgarde, was bedeutete, dass es sich um Moaradrids Zelt handelte.
    Ich hatte keine vernünftige Erklärung für das, was ich beabsichtigte. Es grenzte an Wahnsinn, und das wusste ich. Meine einzige Rechtfertigung: Ich kochte noch immer innerlich wegen der erlittenen Schmach. Ich war wütend wegen all der Leben, die Moaradrid so achtlos weggeworfen hatte, vor allem deshalb, weil fast auch meins darunter gewesen wäre. Dieses Leben hatte ich zwar größtenteils mit Schwierigkeiten und Problemen aller Art verbracht, aber deshalb lag mir nicht weniger daran, und ich wollte es nicht von jemandem in Gefahr bringen lassen, der nicht einmal den Namen Damasco kannte. In mir brannte der Wunsch, diesen Namen in Moaradrids Gedächtnis zu meißeln.
    Wenn ich dazu nicht imstande war, konnte ich ihm wenigstens den Tag verderben. Wie dem auch sei, der Anblick jenes Geldbeutels hatte mich schwer beeindruckt.
    Trotzdem, was ich vorhatte, war geradezu selbstmörderisch.
    »Ich muss in dem Zelt dort etwas erledigen, Salzleck«, sagte ich. »Ich werde mit den Wächtern reden und hoffe, dass sie mir geben, was ich möchte. Aber vielleicht weigern sie sich und versuchen stattdessen, mir wehzutun. Kann ich mit deiner Hilfe rechnen, wenn das passiert?«
    Ich hockte noch immer auf der Schulter des Riesen und hielt mich so an Pfahl und Netz fest, als ginge es dabei um mein Leben. Was Salzlecks Gesicht betraf, konnte ich nur ein blumenkohlartiges Ohr sehen, eine Wange wie eine große Schüssel und Andeutungen von Auge und Mund. Der Versuch, mit Salzleck zu reden, war nicht nur mühselig, sondern auch befremdlich. Ich wusste nicht, welche Wirkung meine Worte erzielten, wenn überhaupt. Als er nicht antwortete, nahm ich an, dass er nicht verstanden hatte.
    »Bist du bereit, gegen die Wächter zu kämpfen, wenn sie mich angreifen?«
    »Nicht mehr kämpfen.«
    Es überraschte mich, wie viel Bedeutung er in diese drei Worte quetschen konnte.
    »Ich weiß, das habe ich gesagt und auch gemeint. Es geht mir auch gar nicht darum, dass du losstürmst und die beiden Burschen niederschlägst. Ich möchte nur wissen, ob du mir hilfst, wenn es hart auf hart kommt, was ich natürlich nicht hoffe.«
    Wieder folgte Stille. Entweder war Salzleck schwer von Begriff, oder er schmollte. Das Stehlen eines Riesen erschien mir bereits als eine Riesendummheit, und ich beschloss, ihn bei der ersten guten Gelegenheit sich selbst zu überlassen und mir ein Pferd zu besorgen. Damit kam ich schneller und weniger auffällig voran, und ein Pferd mochte sogar ein besserer Gesprächspartner sein.
    Unterdessen

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