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Im Schatten der Giganten: Roman

Im Schatten der Giganten: Roman

Titel: Im Schatten der Giganten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Tallerman , Andreas Brandhorst
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eine Gruppe von Fremden, landauf und landab eingesammelt, verbunden nur durch unsere Zukunft, die aller Wahrscheinlichkeit nach sehr kurz sein würde. Kein Wunder, dass eine eher gedrückte Stimmung herrschte.
    Die Suppe – hauptsächlich Wasser und Reis, mit ein paar Rübenstücken und dem einen oder anderen Brocken Ziegenfleisch – wärmte wenigstens, und mein Appetit machte sie besser, als sie in Wirklichkeit war. Zusammen mit den Dingen, die ich beim Kartenspiel gewonnen hatte, füllte sie mir den Magen, und zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte ich mich gesättigt. Wenigstens musste ich nicht hungernd sterben.
    Wir waren gerade mit dem Essen fertig, als Lugos – der inzwischen ein Kettenhemd und einen recht mitgenommen aussehenden Lederhelm trug – näher zum Feuer trat und rief: »Hört her, Fünfte Freiwillige.«
    Ich nahm an, dass er damit uns meinte.
    »Wir ziehen bald in die Schlacht. Es wird nicht lustig werden, aber wenn ihr euer Bestes gebt, überlebt ihr vielleicht. Versucht nicht wegzulaufen. Es werden Bogenschützen in der Nähe sein, die dafür sorgen, dass ihr nicht weit kommt. Was am wichtigsten ist: Haltet euch vom Riesen fern. Er gehorcht nur drei Leuten: Moaradrid, Leon und mir. Alle anderen zertrampelt er einfach, wenn sie ihm in den Weg geraten. Das ist alles. Kämpft wie die Mistkerle, die ihr seid.«
    Es war nicht unbedingt die bewegendste Ansprache, die ich je gehört hatte, aber sie lenkte meine Gedanken zurück zu dem Koloss namens Salzleck. Wir Castovalaner wussten rein theoretisch, dass es diese Riesen gab, irgendwo hoch oben in den südlichen Bergen, aber sie hatten sich immer um ihre eigenen Angelegenheiten gekümmert, und wir waren immer der Meinung gewesen, dass man es besser dabei beließ. Wir störten die Riesen nicht, und die Riesen störten uns nicht – so war es über Generationen hinweg gewesen, bis sich ihre Existenz in fast so etwas wie eine Legende verwandelt hatte. Was konnte sie ins Castoval gebracht haben? Mit welchen Versprechungen oder Drohungen hatte Moaradrid sie zu Werkzeugen seiner Sache gemacht?
    Die Sonne stand dicht unter dem Horizont, und der Himmel überzog sich mit einem deprimierenden Grau. Über den Hügeln und Vorbergen präsentierte er einen Hauch von Gelb, aber über uns war er noch fast schwarz. Es herrschte die Art von Zwielicht, die es schwer macht, Einzelheiten zu erkennen, doch den Riesen sah ich ganz deutlich. Er stand abseits der anderen, auf einer großen Lichtung inmitten eines Waldes aus Körpern. Lugos’ Anweisungen schienen überflüssig zu sein, denn es wagte sich ohnehin niemand in Salzlecks Nähe. Er war so groß wie zwei große Männer und ungefähr genauso breit. Im grauen Licht wirkte er nur etwas weniger wie ein Fels als im Mondschein.
    Lugos gab sich, was uns betraf, keinen Illusionen hin. Er hielt uns für Leute, die bei der ersten guten Gelegenheit fliehen würden, und da täuschte er sich nicht. Er versuchte gar nicht erst, uns das Verhalten von Berufssoldaten beizubringen, oder irgendwelcher Soldaten. Er hatte zwei Helfer von den Regulären, beide mit Bögen und Kurzschwertern bewaffnet. Einige von uns trugen ebenfalls Waffen, Keulen und Stäbe aus Holz. Wären wir etwas weniger mutlos gewesen, hätte wir vielleicht einen Aufstand in Erwägung ziehen können. Was mich betraf: Ich wäre sofort bereit gewesen, mein beim Kartenspiel gewonnenes Messer in Lugos’ Hals zu stoßen. Aber was hätte es genützt? Mitten in Moaradrids Lager und mit dem in der Nähe aufragenden Riesen wären wir nicht weit gekommen
    Also befolgten wir Lugos’ Befehle, soweit er uns welche gab. Er ließ uns in zwei nicht sehr geraden Reihen antreten, und nach einem kurzen Gespräch mit einem anderen Offizier, der vom Gros der Streitmacht zu uns geritten war, schickte er uns im Dauerlauf los, seitlich den Hang hinauf nach Norden.
    Unten war es noch dunkel, und in Hinsicht auf die Aufstellung der beiden Heere konnte ich nicht viel erkennen. Fahnen und Standarten zeigten sich als bunte Flecken im Lager der Verteidiger, aber Moaradrid schien von solchen Dingen nicht viel zu halten; er benutzte vielleicht andere Methoden für die Kennzeichnung der einzelnen Gruppen seiner Streitmacht. Er hatte sein ganzes Heer am östlichen Flussufer zusammengezogen, wohingegen die Castovalaner eine kleine Streitmacht auf der westlichen Seite des Casto Mara hatten; ihre Abwehrreihe war rings um die Brücke postiert. Diese Brücke war die einzige Sache weit und breit,

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