Im Schatten der Giganten: Roman
weggespült wurden. Nichts konnte stark genug sein, der reißenden Strömung des durch die Regenfluten angeschwollenen Flusses zu widerstehen. Dieser Gedanke ging mir gerade durch den Kopf, als Schultern zum Vorschein kamen, gefolgt von Armen, einem Oberkörper und schließlich Oberschenkeln dick wie Baumstämme.
Die sich zurückziehenden Verteidiger, von drei Seiten angegriffen, bemerkten zunächst nichts davon. Niemand von ihnen sah in ihre Richtung, als der letzte Riese aus dem Fluss kam und sie alle den Castovalanern entgegenstapften, die das westliche Ufer hielten. Erst als die Reiter aus der letzten Reihe über die Brücke wollten und riesige Gestalten sahen, die ihnen entgegenkamen, breitete sich Panik aus. Die Handvoll Männer am anderen Ufer ergriff sofort die Flucht. Die Hauptstreitmacht wusste noch immer nicht, was auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses geschah, und setzte den Versuch des Rückzugs fort. Die Riesen kamen näher, und die Leute auf der Brücke stellten plötzlich fest, dass ihnen auf beiden Seiten der Weg versperrt war. Das Holz der Brücke, nicht für eine derartige Belastung bestimmt, begann zu splittern.
Bei den Castovalanern herrschte bereits Chaos, als die Riesen sie erreichten. Mit Tränen in den Augen wandte ich den Blick ab. Als ich wieder hinsah, hatte ein Riese ein Pferd hoch über seinen Kopf gehoben und warf es ins Kampfgewühl, während der Reiter noch an den Steigbügeln baumelte. Ich glaubte, das entsetzte Wiehern des Tiers über dem Klirren von Schwertern zu hören.
Unterdessen drängte Moaradrids Heer noch immer gegen die vorderen Linien der Verteidiger, deren Formation zu einem Keil geschrumpft war, mit den Reitern – bei einem solchen Nahkampf nicht nur nutzlos, sondern eine Behinderung für die anderen – in der Mitte. Die Brücke hielt nicht länger stand, zerriss wie feuchtes Papier und ließ alles, was sich auf ihr befunden hatte, in den Fluss stürzen. Das verunsicherte die Riesen. Sie blieben am westlichen Ufer stehen und schienen nicht recht zu wissen, was sie tun sollten.
Die castovalanische Kavallerie, beziehungsweise ihre Reste, wählte diesen Moment für einen Ausbruchversuch. Gemeinsam griffen sie den Feind an, dessen Linien zwar ein wenig nachgaben, doch ohne dass sich eine Lücke in ihnen bildete. Die Castovalaner wichen zurück und unternahmen einen zweiten Angriff, ritten dabei noch dichter nebeneinander als zuvor. Diesmal hielten Moaradrids Reihen nicht stand. Der entschlossene Vorstoß riss sie auseinander, und die Reiter wandten sich sofort hangaufwärts.
Was bedeutete, dass sie in Richtung der mittleren der drei Freiwilligenbrigaden preschten. Wir nahmen das zum Anlass, einige Jubelrufe auszustoßen.
Doch im letzten Augenblick, als die mittlere Brigade schon ein wenig vorgerückt war, wandten sich die Kavalleristen in unsere Richtung. Sie waren unglaublich schnell und hatten es geschafft, eine diagonale Lücke in unserer Abwehrlinie entstehen zu lassen. Darauf hatten sie es abgesehen; auf diese Weise wollten sie entkommen, so gering die Chance auch sein mochte. Ich schätzte ihre Anzahl auf etwa zweihundert, nichts im Vergleich mit der Streitmacht, die in der Nacht losgeritten war. Ich erkannte die Insignien von fünf verschiedenen Städten. Ganz vorn bahnten zwei Reiter den Weg: der Anführer klein und zart gebaut, mit einem geschlossenen Helm über dunklem Haar, das hinter ihm wehte; der andere groß, fast dick, eine Gestalt, die mir irgendwie vertraut vorkam.
Ich hatte keine Zeit, mich nach dem Grund dafür zu fragen – sie würden uns in wenigen Sekunden erreichen. Von einem Moment zum anderen beschloss ich, bei Lugos zu bleiben. Entweder war er ein guter Offizier, der versuchte, seine Männer zu schützen, oder, tausendmal wahrscheinlicher, er war eine Ratte, bereit dazu, jeden von uns zu opfern, um die eigene Haut zu retten. Was auch immer der Fall sein mochte, ich hielt es für vernünftig, in seiner Nähe zu sein. Deshalb trat ich eine Reihe vor und huschte nach links.
Lugos wählte diesen Moment, um sich halb umzudrehen und zu rufen: »Haltet eure Stellung, ihr Hurensöhne!«
Einen Augenblick später machten wir genau das nicht.
Viele der Reiter hielten Kurzbögen bereit. Als die Spitze der Gruppe auf die kleiner werdende Lücke zuhielt, schwärmten die Kavalleristen weiter hinten aus, wurden langsamer und machten von ihren Bögen Gebrauch. Es mochte unbeholfen und schwerfällig sein, aber deshalb war es nicht weniger
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