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Im Schatten der Giganten: Roman

Im Schatten der Giganten: Roman

Titel: Im Schatten der Giganten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Tallerman , Andreas Brandhorst
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zappelte, versuchte ich, meine Zeit besser zu nutzen. Ich beobachtete, wie die Gegend felsiger und zerklüfteter wurde, als wir uns dem Gipfel näherten. Immer wieder lauschte ich in der Hoffnung, das Plätschern von Wasser zu hören, aber wenn es solche Geräusche gab, so verloren sie sich im rhythmischen Stampfen von Salzlecks Füßen. Der größte Teil meiner Aufmerksamkeit galt den fernen Gestalten, die hinter und unter uns über die Straße krochen.
    Ich verlor sie aus den Augen, als sie den Buckel erreichten. Inzwischen bestand kein Zweifel mehr daran, dass sie zu uns aufschlossen – immerhin konnte ich Einzelheiten erkennen, die mir bis dahin verborgen geblieben waren. Selbst wenn sie uns derzeit noch nicht im Visier hatten: Das würde sich ändern, sobald sie uns sahen oder von einem Riesen hörten, der einfach so durch die Landschaft spazierte. Ich überlegte, ob ich Salzleck sofort seinem Schicksal überlassen und eine möglichst große Entfernung zwischen uns legen sollte. Diese Vorstellung hatte einen gewissen Reiz, bis ich an den Versuch dachte, allein und zu Fuß hundert bewaffneten Reitern zu entkommen. Nein, solange ich keine alternative Transportmethode fand, musste ich mit dem Riesen vorliebnehmen. Dass er wie ein Fanal die Aufmerksamkeit von Verfolgern auf mich lenkte, musste ich in Kauf nehmen.
    Kurz vor Sonnenuntergang erreichten wir den Gipfel des Buckels. Die höchste Stelle befand sich auf seiner nördlichen Seite, und ich konnte einen großen Teil des Plateaus einsehen, das sich vor uns erstreckte, ein weites, eintöniges Gebiet mit braunem Gras, kleinen Krüppelbäumen und welkendem Gestrüpp. An manchen Stellen ragten weiße Felsen auf und wirkten wie helle Narben in dieser Landschaft. Hier und dort stand ein einzelner Kaktus Wache neben einem Fleck steiniger Erde. Im Osten stieg das Gelände allmählich an und ging schließlich in die Berge über. Voraus senkte es sich langsam über einige Meilen hinweg, bis es am Südhang steil abfiel und zum Castoval zurückführte.
    Im Südosten konnte ich in der Ferne Muena Palaiya erkennen. Über ein Ziel hatte ich bisher kaum nachgedacht, aber Muena Palaiya, die nächste größere Stadt, kam durchaus infrage. Ich hatte dort Freunde. Nun, zumindest einen. Zwar wusste ich nicht, wie viel Hilfe ich von ihm erwarten durfte, aber er bot zumindest eine Möglichkeit. Und meine Möglichkeiten schienen immer mehr zu schwinden, als der Tag zu Ende ging.
    Wie dem auch sei, in der kommenden Nacht konnten wir Muena Palaiya gewiss nicht erreichen. Im Gegensatz zu einigen näher gelegenen Dörfern; vor dem Hintergrund einer ausgedörrten Landschaft glühten die cremefarbenen Wände der dortigen Häuser und Hütten bernsteinfarben im Licht der untergehenden Sonne. Ich durfte nicht hoffen, dort Barmherzigkeit zu finden, eher das Gegenteil. Gewisse frühere Vorfälle in dem einen oder anderen Dorf würden eher dazu führen, dass ich eine Tracht Prügel kassierte, sobald man mich erkannte. Andererseits … Ich brauchte dringend Nahrung und Wasser.
    »Siehst du das Dorf da, Salzleck?« Ich deutete zur nächsten Siedlung.
    Er neigte den Kopf, sah an meinem Zeigefinger entlang und brummte zustimmend.
    »Lauf dorthin. Bald müsste eine Abzweigung nach links kommen.«
    Und tatsächlich, nach einer knappen Meile teilte sich die Straße. Der Weg, auf dem wir uns befanden, setzte sich am westlichen Rand des Buckels fort und bot einen Blick auf den unten fließenden Casto Mara. Die Abzweigung führte in die andere Richtung, den Bergen entgegen. Salzleck befolgte meine Anweisungen und lief über den zweiten Weg, vorbei an schartigen Felsen und kleinen, knotigen Bäumen. Der scharlachrote Ball der Sonne versank hinter dem Horizont, und überraschend schnell schwand das Licht. Düsternis breitete sich aus, als wir einige letzte Felsen passierten und den Rand des Dorfes erreichten.
    Ein elender Ort erstreckte sich vor uns. Ein Dutzend strohgedeckte Hütten aus gekalktem Stein umgaben einen kleinen Platz. Bei den meisten von ihnen gab es Schutzdächer aus Flechtwerk an den Seiten, behelfsmäßige Ställe, in denen Tiere angebunden waren und die den Eindruck erweckten, keinem Wind, der stärker war als ein laues Lüftchen, widerstehen zu können. Der Platz war einmal gepflastert gewesen, aber die Steinplatten waren gebrochen, und einige von ihnen hatte man dafür verwendet, Löcher in den Wänden der einen oder anderen Hütte zu flicken.
    Mir war der Zustand dieses Ortes schnuppe.

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