Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Im Schatten der Giganten: Roman

Im Schatten der Giganten: Roman

Titel: Im Schatten der Giganten: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Tallerman , Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
unerwartete Zugabe, und eure Kinder haben meinen Gefährten erfreut. Kurz gesagt, ich frage mich, ob drei Onyx-Münzen als Bezahlung genügen.«
    In den Augen des Patriarchen rangen Habgier und Argwohn miteinander. »Das stimmt, unsere Güte genießt in dieser Gegend einen legendären Ruf. Dennoch, wir haben eine Vereinbarung getroffen, und durch Änderungen im letzten Moment wird sie bestimmt nicht besser.«
    Ich nahm den Rubin und legte ihn dem Patriarchen auf die Hand.
    »Dies sollte ein Geschenk für meine Geliebte sein«, sagte ich. »Je mehr ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir, dass sie bei zu vielen Gelegenheiten untreu und unaufmerksam war. Der Stein ist tausendmal mehr wert als die drei vereinbarten Onyx-Münzen. Trotzdem sollst du ihn bekommen.«
    Ich wich zu Salzleck zurück und beäugte das Netz. Hinter dem Patriarchen konnte ich die Fackeln erkennen, halb hinter einer Anhöhe verborgen – sie waren noch ein ganzes Stück näher als vorher. Ich hatte die vage Hoffnung, dass der Alte die Aufmerksamkeit der Verfolger auf den Rubin lenkte, indem er sich damit brüstete oder ihn zu verkaufen versuchte, und dass die Fackelträger die Verfolgung dann vielleicht aufgaben. Aber wenn wir noch etwas länger warteten, konnte ich ihnen den Edelstein persönlich übergeben.
    Der Patriarch starrte auf die glitzernde Pracht in seiner Hand. Die anderen Dorfbewohner waren gekommen und glotzten ebenfalls. Nur die Kinder blieben unbeeindruckt.
    Schließlich fand der Alte die Stimme wieder. »So schön dieser Rubin auch sein mag, wir können damit kein Korn kaufen.«
    »Er ist das gesamte Korn des Buckels wert.«
    »Schmuck ist für Reiche schön und gut«, fuhr der Patriarch mit festerer Stimme fort. »Für Bauern hingegen sind Münzen besser.«
    Ich zeigte an ihm vorbei. »Wenn du den ästhetischen Wert des Steins nicht zu schätzen weißt … Die Leute dort werden dir den Rubin bestimmt abnehmen.«
    Er wurde nervös. »Sind das Reiter?«
    »In der Tat. Und sie werden nicht um Unterkünfte bitten, sondern sie verlangen .«
    Ich griff nach dem Netz und wollte auf Salzlecks Schulter klettern, doch der Blick des Alten hielt mich fest. Ich sah keine andere Möglichkeit, holte eine Onyx-Münze hervor und warf sie dem Patriarchen zu.
    »Hier, für eure dringende Not, obwohl ich jetzt weniger geneigt bin, Reb Panzas Gastfreundschaft zu loben.«
    Ich kletterte auf Salzlecks Rücken, während der Alte noch im Staub nach der Münze suchte.
    »Ich kann nicht behaupten, dass es ein Vergnügen war, mit dir Geschäfte zu machen. Trotzdem wünsche ich dir eine gute Nacht.«
    Ich zeigte für Salzleck zur Straße, und der Riese lief los, bevor der Patriarch weitere Einwände erheben konnte.
    Die Straße brachte uns schnell höher, was dazu führte, dass Bäume und Blattwerk lichter wurden, die Felsen häufiger und größer. In langen Kurven wand sich der Weg den Hang empor. Dadurch bekam ich einen guten Blick auf die bereits hinter uns liegende Strecke – und auf die Fackeln der Verfolger.
    Ich hatte mir alle Mühe gegeben, Salzleck auf die Dringlichkeit unserer Flucht hinzuweisen, obwohl ich vermutete, dass er ebenso wenig eingefangen werden wollte wie ich. Er lief noch schneller als vorher, weshalb ich meine ganze Kraft brauchte, um auf seiner Schulter zu bleiben, und meine ganze Willenskraft, um mich nicht zu übergeben. Aber ich wollte mich nicht beklagen. Inzwischen vermutete ich, dass sich die Reiter tagsüber Zeit gelassen hatten, vielleicht in der Annahme, dass wir müde wurden und versuchten, irgendwo Unterschlupf zu finden. Was auch immer der Grund sein mochte, nach Einbruch der Nacht hatten sie es plötzlich eiliger; während unserer Stunde in Reb Panza hatten sie eine erstaunlich große Strecke zurückgelegt. Sie holten selbst jetzt noch zu uns auf, obwohl Salzleck mit einer für mich atemberaubenden Geschwindigkeit lief.
    Nach einigen Minuten zog sich die Lichterkette zu einem Haufen zusammen. Das erschien mir seltsam, bis ich begriff, dass die Reiter das Dorf erreicht hatten. Es gab kein anderes Licht, nur das der Fackeln, gelbe Punkte auf schwarzem Grund. Einige gerieten in Bewegung und formten einen Kreis, und die anderen sammelten sich in seiner Mitte.
    Als sich nach fünf Minuten nichts an diesem Muster geändert hatte, begann ich mich zu entspannen. »Du brauchst nicht mehr so schnell zu laufen«, teilte ich Salzleck mit. »Ich glaube, sie haben angehalten.«
    Der Riese wurde langsamer, und ich setzte

Weitere Kostenlose Bücher