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Im Schatten der Königin: Roman

Im Schatten der Königin: Roman

Titel: Im Schatten der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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nicht etwa der Vertreter einer auswärtigen Macht sein, mit dem der Held meiner kleinen Fabel sprach, noch ehe er mit Cecils Sekretär redete, und der ihm wahrlich Verwunderliches über William Cecil erzählte?«
    »Sollte dergleichen geschehen sein«, erwiderte Diego und seufzte, »dann nur, weil es höhere Pflichten geboten.«
    Ich seufzte ebenfalls. »Und das bedeutet leider, dass alles, was der Vertreter einer auswärtigen Macht über Cecils Gespräche zu berichten wusste, nun nicht mehr glaubhaft ist.«
    Diego legte eine Hand auf meine Schulter; ich rührte mich nicht, obwohl mein Nacken schon wieder schmerzte. »Das wäre ein Jammer«, sagte er ernst. »Denn es war die Wahrheit. Gebt auf Euch acht, Tomàs.«

    »Wir könnten bis morgen warten und mit dem Schiff nach Abingdon zurückkehren«, sagte Frobisher, als ich ihn in den Ställen fand. »Ich habe mich erkundigt.«
    »Lieber Stunden auf einem verfluchten Gaul und eine gottverlassene Herberge unterwegs als eine Nacht bei Hofe«, knurrte ich.
    Natürlich hatte ich mir nicht eingebildet, ernsthaft mit einem papistischen Spanier befreundet zu sein, aber er hatte meiner Base Jane und mir geholfen, als wir dringend Hilfe benötigten, und es war leicht gewesen, ihn zu mögen. Außerdem war ich nun so klug wie vorher, was Cecil betraf, und das gerade, nachdem mir Mall den genauen Zeitpunkt genannt hatte, an dem der Hof von Amys Tod erfuhr. Wenn Cecil zwei Tage vorher bereits Gespräche mit dem spanischen Botschafter geführt hatte, bei denen er Robin und der Königin Mord- und Heiratspläne unterstellte, dann hatten wir ihn am Allerwertesten.
    Aber mein einziger Zeuge dafür hatte gerade durch die Blume erkennen lassen, einen Angriff auf mich vorgetäuscht zu haben, und selbst, wenn er jetzt sagte, die Behauptung über Cecil entspräche der Wahrheit, so war das genauso vertrauenswürdig wie der Schwur einer Hure im Bordell, sie sei noch Jungfrau und dies sei ihr erstes Mal. Aber dergleichen soll ja einmal in einem Jahrhundert vorkommen. Ich fluchte innerlich, weil ich wirklich nicht mehr wusste, ob ich Diego glauben konnte oder nicht.
    »Im Übrigen«, fuhr ich fort, »kann ich mich nicht erinnern, dass du mich schon überzeugt hast, dass ich weiter auf deine Anwesenheit Wert lege, also kommst du vielleicht doch in den Genuss von Windsor bei Nacht, wenn nirgendwo mehr ein Platz frei ist. Erzähl mir eines der Geheimnisse, die du herausgefunden haben willst, Frobisher, und versuch erst gar nicht, lange darum herumzureden oder es aufzubauschen.«
    Meine Ungeduld war nicht gespielt. Wir hatten noch drei Tage, und wenn die Geschworenen dann nicht ein Urteil über Amys Tod gesprochen hatten, das Robin entlastete, dann konnte ich mich bestenfalls im Verfassen von Gnadengesuchen für meinen Vetter üben.
    »Seid Ihr sicher, dass Ihr nicht erst die Tugenden des Pferdes, das ich für Euch gefunden … schon gut, Master Blount. Aber eine Entscheidung müsst Ihr treffen, ehe ich spreche. Wollt Ihr etwas wissen, was Euch selbst betrifft, oder etwas, was Anthony Forster angeht, und den Grund, warum er Harkness wirklich entlassen hat? Mit Verlaub, eines von beiden werde ich Euch erst erzählen, wenn wir wieder in Cumnors gastlichen Hallen weilen. Wenn ich Euch beides gleich jetzt erzähle, dann ist durch nichts gewährleistet, dass Ihr mich noch nach Cumnor mitnehmt.«
    An jedem anderen Tag hätte ich vermutlich die Auskunft über Forster gewählt, denn seine Weigerung, zu erklären, was genau er am Sonntagvormittag getan hatte, gab mir immer noch Rätsel auf; Robin hätte mir den Brief geben sollen, um den ich gebeten hatte. Aber gerade jetzt war ich in der Stimmung dafür, selbstsüchtig zu sein.
    »Wenn du einen Mann beeindrucken willst, Frobisher, dann erzähle ihm etwas über sich selbst«, gab ich zurück, ohne eine Miene zu verziehen. Er trat näher, und mir wurde bewusst, dass er, anders als ich, nicht Gelegenheit gefunden hatte, seit Cumnor Place seine Kleidung zu wechseln. Vielleicht hatte er auch keine zum Wechseln. Auf jeden Fall stank er, und wenn einem das an einem Ort wie dem Hof auffällt, wo zu viele Menschen in zu wenigen Gängen zusammengepackt sind wie Fische auf dem Fischmarkt, dann will das einiges heißen. Unter anderem sprach es dafür, dass er tatsächlich auf seine Schauspielerei und erhoffte Patronage von Robin Dudley angewiesen war, denn wenn ihn sonst jemand, ob nun Mrs.Ashley oder eine andere Person bei Hofe, bezahlen würde, dann hätte er heute

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