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Im Schatten der Königin: Roman

Im Schatten der Königin: Roman

Titel: Im Schatten der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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etwas anderes an.
    »Master Blount«, sagte Frobisher, »Pirto ist sehr wohl des Lesens mächtig.«
    Was bedeutete, dass sie Amys fehlende Briefe hatte. So viel zu dem Eindruck sanfter Harmlosigkeit, mit dem sie sich umgab. Wenn sie gerissen genug gewesen war, Amys Papiere auf Briefe durchzusehen, die ihr nützen konnten, dann war sie wohl auch klug genug, sie so zu verstecken, dass es nicht genügen würde, sie bei der Rückkehr nach Cumnor einfach nur zur Rede zu stellen. Ich werde zu härteren Mitteln greifen müssen, dachte ich, und kam mir wie ein alter Narr vor. Dann wurde mir etwas bewusst, und ich runzelte die Stirn.
    »Das zu wissen ist mir in der Tat wichtig«, gab ich zu, »aber warum sollte es mich mehr betreffen, als es eine Auskunft über Anthony Forster getan hätte?«
    Frobisher trat noch einen Schritt näher, und diesmal streifte mich sein Haar, als er sich vorbeugte und mir ins Ohr flüsterte: »Weil sie offenbar zu wissen glaubt, dass my lady Dudley eine Korrespondenz mit Euch unterhielt, die bei ihr besser aufgehoben ist.«

FÜNFTES ZWISCHENSPIEL
    W aschfrauen zu beaufsichtigen gehört ganz gewiss nicht zu meinen Aufgaben. Aber erstens gibt es immer ein paar Waschfrauen, die gerne mit dem Wissen um die Geheimnisse ihrer Herrschaft angeben, ob sie es nun tatsächlich besitzen oder nicht, und natürlich auch diejenigen, die sich mit kleinen Spionierereien ein Zubrot verdienen wollen. Und zweitens erschien mir die Waschküche ein guter Ort zu sein, um mit dem Sohn meines ehemaligen Schließers vom Fleet-Gefängnis zu reden, ohne von drei Dutzend Hofdamen beobachtet zu werden. Ich muss sagen, dass John Frobisher selbst aussah, als ob er und alles, was er am Leibe trug, in den nächsten Waschtrog gesteckt werden sollte, doch dazu war natürlich keine Zeit.
    Was John zu erzählen hatte, beruhigte mich zumindest in einer Beziehung: Wenn Robin Dudley ein Mörder war, dann zumindest keiner, der vorausplante. Statt jedes Mitglied der Dienerschaft in Cumnor zu bestechen, damit sie den Geschworenen erzählten, was er wollte, jagte sein Mann Blount jedem noch so kleinem Hinweis nach, den er fand – und was er fand, ließ mehr als eine Schlussfolgerung zu.
    Zuerst hörte es sich für mich so an, als ob Anthony Forster für Amy Dudleys Tod verantwortlich sein könnte, doch dann erzählte mir Frobisher, was er über dessen sonntägliche Abwesenheit herausgefunden hatte, was meine Meinung über Forster nicht unbedingt verbesserte, aber ihn des Verdachts enthob, selbst an Amy Dudleys Ableben beteiligt gewesen zu sein. Dafür rückte die Zofe in den Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit.
    »Ich werde dir Geld mitgeben«, sagte ich kurz entschlossen, »genügend, damit du ihr diesen Brief abkaufen kannst, ehe Blount es tut.«
    John hustete, weil ihm eine übereifrige Waschfrau etwas Wasser ins Gesicht gespritzt hatte, dann sagte er: »Danke für Euer Vertrauen, Mistress Ashley. Habt Ihr denn nicht Angst, dass ich mich mit dem Geld auf und davon mache?«
    »Dann hättest du zwar eine stattliche Summe, aber sie würde dir schnell zwischen den Fingern zerrinnen, und einen Patron für eure Truppe hätten du und deine Freunde immer noch nicht«, stellte ich fest. »Ganz zu schweigen von einer Lizenz oder der Chance, je an den Hof gebeten zu werden. Ich habe dich schauspielern und jonglieren sehen, John. Es macht dich glücklich. Und daher glaube ich daran, dass es dir wichtiger ist, damit weiterzumachen, als mir mein Geld zu stehlen.«
    »Ihr seid eine Frau, die in Menschen liest wie andere in Büchern, Mistress Ashley«, schmeichelte er mir, und ich hätte fast aufgelacht, weil er nicht wusste, wie oft ich in der Vergangenheit falschgelegen hatte. »Aber was, wenn Pirto mir den Brief nicht verkaufen will? Sie scheint mir wirklich sehr an ihrer Herrin gehangen zu haben und die Art von Mensch zu sein, die anhänglich genug ist, um ihn aus reinem Gefühl für sich selbst behalten zu wollen.«
    »Dann hätte sie ihn dir gegenüber erst gar nicht erwähnt«, sagte ich kurz angebunden, zückte meine Börse, die ich an meinem Rock befestigt trug, und zählte ihm mehrere Geldstücke in die Hand. »Das letzte ist für dich, John«, fügte ich hinzu. »Du siehst viel zu dünn aus, und neue Kleider könntest du auch vertragen.«
    Ein Grinsen erhellte sein Gesicht. »Aber wenn ich gut gekleidet und proper daherkomme, dann bemitleiden mich keine freundlichen Damen mehr, Mistress Ashley«, sagte er. Ich rollte die Augen gen Himmel,

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