Im Schatten der Königin: Roman
Verbindung brachte und sehr, sehr selten, mit einigen Frauen in Frankreich.
»Vetter Tom«, sagte sie, »ich war in Sorge um dich, als du heute nicht in den Garten kamst.«
Seit ihrer Ankunft hatte ich beinahe jeden Abend mit ihr einen kleinen Spaziergang durch unseren Garten unternommen. Es war ursprünglich ihr Einfall gewesen, »um frische Luft zu schöpfen«, wie sie sagte, und um über Neuigkeiten aus London zu sprechen. Sie hatte nie um Margerys Anwesenheit bei diesen Spaziergängen gebeten; aber da sie den größten Teil des Tages mit meiner Gemahlin verbrachte, hatten weder Margery noch ich das als Zurücksetzung empfunden. Manchmal folgte uns Pirto, doch nicht an diesem Abend.
»Entschuldigt, my lady.«
»Dafür gibt es keinen Grund. Du bist ein guter Vater«, fuhr Amy fort. »Das überrascht mich nicht. Robin hat mir erzählt, dass du immer Zeit für ihn hattest, wenn du deine Base besuchtest, und jungen Männern sind Kinder sonst lästig. So ging es zumindest meinem Bruder John immer.«
Der Umstand, dass mir die Erwähnung ihres Gemahls in diesem Moment unangenehm war, hätte mich warnen müssen. Ich hätte auch nach ihrer Zofe fragen können oder bemerken, dass inzwischen die Sonne untergegangen und es damit zu spät für einen Gang durch den Garten war, von ihrem offenen Haar ganz zu schweigen. Morgen, hätte ich sagen sollen. Verschieben wir es auf morgen.
»Lasst mich die Kerze nehmen«, sagte ich stattdessen und bot ihr meinen Arm.
Eine Spur letzter Röte war noch am Himmel zu erkennen, doch es war dunkel genug, um mein kleines Anwesen größer erscheinen zu lassen, als es war, und jeden Strauch zu einem Baum zu machen, der in der Nacht versank. Amy sprach von Norfolk und dass sie es nicht vermisste. Sie fragte mich, was ein Parlamentsabgeordneter eigentlich zu tun habe, wenn kein Parlament tagte. Kurzum, es war eine völlig harmlose Unterhaltung, bis sie abrupt stehen blieb.
»Oh, wie dumm«, sagte sie. »Ich hätte die Kette längst richten lassen sollen.«
»Was ist denn geschehen?«
»Mein Anhänger …« Ich musste nicht fragen, welches Schmuckstück sie meinte. Das juwelenbesetzte R, das immer zwischen ihren Brüsten tanzte und die Blicke der meisten Männer magisch anzog. »Die Kette ist gerissen, und nun ist er zu Boden gefallen. Kannst du mir beim Suchen helfen?«
Es ist dunkel, hätte ich sagen sollen. Selbst mit einer Kerze ist es dunkel. Lasst uns entweder nach einem Knecht mit einer Fackel rufen oder morgen früh wieder hierherkommen. Stattdessen spürte ich ihre warme Hand auf der meinen und roch den Duft ihrer Haut.
»Seid Ihr sicher, dass der Anhänger zu Boden gefallen ist?«, fragte ich stattdessen. Meine Stimme klang belegt.
»Nein«, murmelte sie. »Vielleicht steckt er noch irgendwo in meinem Mieder. Aber wie ich schon sagte … ich brauche Hilfe beim Suchen. Wirst du mir helfen, Tom?«
Ich sagte gar nichts mehr. Aber ich nickte. Ihre Wange berührte die meine.
Und dann spürte ich ihren Mund.
»Wisst Ihr, wovon Pirto spricht, Master Blount?«, riss Frobisher mich aus meinen Gedanken.
Ich habe Amy keine verfänglichen Briefe geschrieben. Ich wäre nie so töricht gewesen, dergleichen zu tun, selbst dann nicht, wenn nicht alles zwischen uns vorbei gewesen wäre, als ich sie nach Cumnor Place brachte. Daher hatte ich alle möglichen verfänglichen Dokumente unter den verschwundenen Briefen gewähnt, Briefe Robins oder Cecils, vielleicht sogar Briefe der Königin, nur nicht etwas, das mit mir zu tun hatte.
Er lügt, dachte ich und starrte Frobisher an, er fischt im Trüben und versucht, wichtig zu klingen, weil er in Wirklichkeit nichts zu bieten hat. Gleichzeitig sagte etwas in mir: Das ist die Strafe des Herrn. Und dafür bist du nie zu alt.
»Nun, es scheint mir, um Pirtos Lesekünste ist es nicht so weit bestellt, wie sie dich glauben ließ. Ich habe keine Korrespondenz mit my lady Dudley unterhalten«, sagte ich kalt und trat einen Schritt von Frobisher zurück. »Meine Gemahlin schrieb ihr ein paarmal. Frauengeschichten, nehme ich an; ich habe mich nie darum gekümmert.«
Frobisher betrachtete mich stumm, und ich musste daran denken, wie er behauptet hatte, ich sei ein schlechter Lügner. Seinem Blick nach zu urteilen, wollte er das gerade wiederholen. Dabei hatte ich die Wahrheit gesprochen; es gab keine Briefe von mir an Amy. Doch es gab mehr als eine Art zu lügen, und vielleicht konnte er tatsächlich so gut zwischen Wahrheiten unterscheiden, wie er
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