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Im Schatten der Königin: Roman

Im Schatten der Königin: Roman

Titel: Im Schatten der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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dass ein anderer Gast sehr wohl einen Nachttopf bekommen hatte, einen Nachttopf, den er nun vom ersten Stock aus geradewegs über mir ausleerte. Früh am Morgen mit Pisse durchtränkt zu werden ist Grund genug, dem Täter den Hals umzudrehen, vor allem wenn man wie ich nur mit dem nötigsten Gepäck reist und daher keine Kleidung zum Wechseln hat. Ich stank schlimmer als die Eier eines Esels. Wütend stapfte ich ins Haus und wollte mir den Übeltäter schnappen, um ihn zumindest um ein frisches Hemd zu erleichtern. Wie sich aber herausstellte, handelte es sich um einen dünnen Strich in der Landschaft, der überdies mit seiner Gemahlin und einem Kind reiste. Das Kind brüllte, die Frau blickte mich mit schreckgeweiteten Augen an, und obwohl ich doch der Geschädigte war, meldete sich bei mir das schlechte Gewissen. Ich überließ die Familie sich selbst und griff mir stattdessen den Wirt, dessen Schultern breit genug waren, damit mir seine Hemden passten. Das einfache Wollhemd und das Wams aus Schafshaut statt aus ordentlichem Rindsleder waren nichts, mit dem sich ein Mann von Stand bei Hof hätte blicken lassen können; Leinen war dort selbst für Bedienstete selbstverständlich, und niemand über dem Rang eines Grafen verzichtete auf sein Seidenhemd. Aber für jetzt und Cumnor würde es genügen.
    Der Wirt versuchte, so viel Geld wie nur möglich für seine Sachen herauszuschlagen. Entweder hatte er inzwischen eins und eins zusammengezählt, oder Frobisher hatte geplaudert; in jedem Fall vertrat er auf einmal entschieden die Meinung, er könnte für das Zimmer mehr Geld verlangen, als ausgemacht gewesen war, da ich doch »direkt vom Hof der Königin« gekommen sei. Immerhin stellte das klar, dass ihm noch keine echten Höflinge begegnet sein konnten; solche Zechpreller gibt es sonst nirgendwo auf dieser Welt. Ich selbst bin ein ehrlicher Mann, der seine Schulden begleicht, aber ich kann rechnen.

    Cumnor war früher ein Klostergebäude gewesen, wie so mancher heutige Herrschaftssitz; das Haus für die Kranken und Genesenden, um genauer zu sein. Anthony Forster hatte eine ordentliche Summe für die Renovierung ausgeben müssen, was doppelt bitter für ihn war, da der Leibarzt des alten Königs es seinerzeit natürlich fast umsonst bekommen hatte, als die Klöster aufgelöst wurden. Soweit ich mich erinnerte, waren die Räume, wie in Klöstern üblich, sehr hoch und die Treppen entsprechend lang.
    Der Himmel war diesig, und da Cumnors Mauern alle aus grauem, solidem Stein bestanden, rieb ich mir die Augen, als ich dort eintraf, um den Eindruck zu verlieren, dass dieses Gebäude direkt in den Himmel überging.
    Der erste Beweis dafür, dass ich erwartet wurde, ließ nicht lange auf sich warten; Anthony Forster war bei mir, noch ehe ich abgesattelt hatte. Er musste auf glühenden Kohlen gesessen haben, seit sein Bote aufgebrochen war, und redete sofort los. Seine Pferdeknechte wären wohl auch ohne seine Gegenwart wesentlich weniger auskunftsfreudig als diejenigen im Wirtshaus zu Abingdon gewesen; sie kamen sehr schnell ihren Pflichten nach und verschwanden dann eilig, während Forster klagte, was für ein Unglück das alles doch sei und wie sehr er mit Lord Robert fühle. Als wir alleine in der Stube saßen, wo die Klosterärzte früher ihre Instrumente aufbewahrt hatten, wechselte er die Tonart.
    »Blount, ich möchte nur klarstellen, dass nichts davon mein Fehler ist«, sagte er scharf, »und ich bin nicht bereit, irgendeine Verantwortung zu übernehmen. Sie wäre in deinem Haus nicht sicherer gewesen, und wir haben alles getan, um es ihr so angenehm wie möglich zu machen. Mein Weib ist vor Wochen schon zu ihrer Schwester nach Suffolk gegangen, nur, damit my lady mehr Raum für sich hatte.«
    Ich ging nicht auf seine Unschuldsbekundungen ein. »Im Ort erzählen sie, dass my lady alles Gesinde am Sonntag aus dem Haus geschickt und ihnen befohlen hat, auf den Markt zu gehen. Warum?«
    »Woher soll ich das wissen?« Forster warf wütend die Hände in die Luft. »Aber was hätte ich tun sollen, Blount? Sie hatte sogar einen Streit mit Mrs.Odingsells deswegen.«
    Er begann, mir gehörig auf die Nerven zu gehen. Aber immerhin: Mrs.Odingsells, eine mir wohlbekannte Witwe und seine Schwägerin, hatte ich als zäh wie Leder in Erinnerung und konnte mir nicht vorstellen, dass sie so einfach nachgegeben hatte wie ihr Schwager. Mit etwas Glück hatte Amy ihr einen Grund für diesen Befehl genannt, der mir weiterhalf.
    »Also

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