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Im Schatten der Königin: Roman

Im Schatten der Königin: Roman

Titel: Im Schatten der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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ging.
    »Verrate mir eines«, fuhr ich ihn an. »Willst du my lord als Schutzpatron, damit dich deine Zuschauer für ein derartiges Gesabbere nicht umbringen?«
    »Das sagt Ihr jetzt, Sir«, entgegnete Frobisher würdevoll. »Wenn ich Euch das Leben rette, weil mich hier keiner ernst nimmt und deswegen nicht beachten wird, dann werdet Ihr ein anderes Lied darüber singen. Es gibt Schlimmeres, als in einem Haus, wo vielleicht ein Mord begangen wurde, für harmlos und verrückt gehalten zu werden, Master Blount.«
    Ich musterte ihn erstaunt, denn natürlich hatte er recht. Ich sollte ihn nicht unterschätzen. Immerhin war es ihm auch gelungen, mich dazu zu beschwatzen, ihm eine Chance zu gewähren, obwohl ich wahrlich kein weichherziger Einfaltspinsel bin.
    »Vorerst ist dies ein Haus, in dem my lady Dudley durch ein Unglück zu Tode kam«, sagte ich streng. »Es sei denn, du hast auf dem Jahrmarkt etwas erfahren, das dem widerspricht.«
    »Außer dem Gerede der Leute, meint Ihr? Nun, davon gibt es sehr viel. Genügend, um Dutzende an den Schandpfahl zu bringen. Zwei waren sich gewiss, dass unsere Königin guter Hoffnung ist und my lord Dudley binnen eines Monats heiraten wird, zwei schworen, dass er sie mit Hilfe schwarzer Magie behext hat, und dann gibt es noch die, die sicher sind, dass sie selbst eine Hexe ist, weil Anne Boleyn eine war, und ein Püppchen von my lady Dudley angefertigt hat, um sie zu Tode durch Nadelstiche zu bringen. Außerdem«, er machte eine kleine Pause, »war ein Mann sicher, den Teufel um Cumnor Place streichen gesehen zu haben.«
    Ich horchte auf. »Ach. Und woher wollte er wissen, dass es der Teufel war?«
    »Weil der Mann schwarze Haare und eine Haut hatte, die dunkel wie die eines Zigeuners war«, sagte Frobisher so freimütig, als sei nichts dabei, nur um dies im nächsten Moment Lügen zu strafen. »Sagt mir, edler Blount, ist dies nicht auch zufällig eine Beschreibung, die auf unseren gemeinsamen Herrn zutrifft? Ich hatte ja noch nicht das Glück, ihm zu begegnen.«
    »Einmal abgesehen davon, dass my lord es nicht nötig hätte, um Cumnor herumzustreichen, und in den letzten Wochen ständig an der Seite der Königin in Windsor oder Hampton Court war«, sagte ich so gelassen wie möglich, »gehe ich davon aus, dass man ihn hier erkennen und nicht mit dem Teufel verwechseln würde. Er hat die Gegend hin und wieder besucht. Die Geschichte mit dem Teufel könnte trotzdem wichtig sein, Frobisher. Wer war es, der den Leibhaftigen gesehen haben will?«
    »Ein Mann, der schon bessere Tage erlebt und nun zu viel Zeit hat, ganz zu schweigen von zu viel Ale auf seiner Zunge. George Harkness. Wenn Ihr ihn braucht, könnte ich ihn wieder für Euch auftreiben.«
    »Hmm«, brummte ich. »War er auch am Sonntag auf dem Jahrmarkt?«
    »Nein. Er sagte mir, dass er gehört habe, dass der gesamte Haushalt von Anthony Forster kommen würde, und es gibt wohl böses Blut zwischen ihm und denen. Deswegen ging er erst heute.«
    »Ach wirklich. Er hat dir nicht zufällig verraten, wo das böse Blut denn herrührt?«
    »Nun, er wurde entlassen.«
    »So viel weiß ich auch«, sagte ich ungeduldig. »Aber weswegen?«
    »Davon war nicht die Rede, Master Blount«, gab Frobisher zurück, statt von auskeilenden Pferden und Tritten an den Schädel zu sprechen, wie ich es hier gehört hatte. Ich war nicht sehr überrascht. »Er hat nur über Undankbarkeit als Wurzel allen Übels geflucht, und dann war auch schon vom Leibhaftigen die Rede. Der soll ja schon vor zwei, drei Jahren einmal Abingdon heimgesucht haben und in irgendein Mädchen gefahren sein, nach dem, was die Leute erzählen. Da wunderte es nicht viele, dass er wieder zurückgekommen ist.«
    Ich erinnerte mich an mein Gespräch mit dem Wirt; einige Pamphlete über den Vorfall waren selbst in London herumgereicht worden: Dämonen in Oxfordshire. Nun glaube ich durchaus, dass es böse Geister auf uns Menschen abgesehen haben können, aber es schien mir doch andere Erklärungen für ein junges Mädchen mit gewölbtem Bauch zu geben, das mit Gegenständen um sich warf und alle um sich herum anschrie. Gewiss, gewöhnlich schrien Dienstmägde nicht in Latein, und in fremden Zungen zu sprechen, war eines der Zeichen für das Wirken des Teufels, aber die Universität von Oxford liegt nahe genug, dass sich ein loser Scholar die Zeit mit mancherlei vertreiben konnte, einschließlich damit, seinem Liebchen ein paar Ausdrücke beizubringen, die nicht in Gebeten

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