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Im Schatten der Königin: Roman

Im Schatten der Königin: Roman

Titel: Im Schatten der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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vorkamen. Wie auch immer, der Dämon wurde vertrieben, und was aus dem Mädchen geworden war, hatte ich nicht erfahren; eine Hinrichtung hätte wohl ebenfalls Pamphlete und Balladen hervorgebracht, also ging ich davon aus, dass sie noch lebte.
    »Vielleicht sollte man das Mädchen befragen«, sagte ich. »Als jemand, der den Teufel erkennen kann, wenn sie ihn sieht, könnte sie hilfreich sein. Gewiss würde sie es wissen, wenn er wieder hier ist.«
    Zum ersten Mal erlebte ich Frobisher unsicher. »Meint Ihr das ernst, Sir?«
    »So ernst wie deine Anstellung, mein Freund. Und nun lass mich den Rest meines Kapauns verzehren. Dann werde ich meinen ersten Bericht an my lord schreiben. Er wartet darauf.«
    »Mit dem Kapaun könnte ich euch helfen, Master Blount. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob die holde Küchenfee dem Ruf meines Magens wirklich nachkommen wird. Und ich habe Euch noch mancherlei zu erzählen, aber ich fühle mich schwach, so schwach …«

    Bis Claire Latimer sein Ale brachte, war von dem Kapaun nichts mehr übrig, aber ich war tatsächlich um einiges an aufschlussreichem Geschwätz reicher. Leider nicht, soweit es Amy betraf, aber Anthony Forsters Haussegen schien schon schief gehangen zu haben, ehe Robin ihn bat, Amy bei sich aufzunehmen. Sein Weib besuchte ihre Schwester in Sussex nicht zum ersten Mal, und er begleitete sie nie.
    »Ich selbst bin weder verheiratet noch reich«, meinte Frobisher unschuldig, »und daher vermag ich nicht zu sagen, ob man mehr der Anwesenheit als der Abwesenheit frönt, wenn man in jenem Stande ist. Was meint Ihr, Master Blount?«
    »Meine Meinung tut hier nichts zur Sache«, sagte ich und wies ihn an, zu der Treppe zu gehen, von der Amy gestürzt war, und dort in verschiedenen Lautstärken zu rufen. Auf diese Weise fand ich heraus, dass man von Amys Zimmer aus nur einen sehr lauten Schrei hätte hören können, von den meisten anderen Räumen dagegen bereits einen mittleren Ruf. Es half mir nicht weiter, aber es schützte mich davor, an Margery zu denken, an unsere Söhne und daran, dass ich in den letzten Jahren von ihnen weniger gesehen hatte als von Robin Dudley. Es hätte ein größeres Opfer für mich sein müssen, hätte mein Herz mehr beschweren müssen, aber wenn ich zurückdachte, dann erinnerte ich mich nicht daran, anfangs in den Tagen, Wochen und manchmal Monaten, die ich ohne Margery und die Kinder verbracht hatte, wirklich unglücklich gewesen zu sein, nicht, bis das alltägliche Bestechungsgeschäft bei Hofe anfing, mich anzuekeln, und mir bewusst wurde, dass meine Söhne weniger von mir wussten, als Robin es tat.
    Ich schrieb Margery, schrieb ihr sogar regelmäßig. Alles, was ich tat, war zum Besten unserer Familie, für meine Söhne, die eines Tages der Königin vorgestellt werden würden, vielleicht sogar Teil des Hofstaats werden konnten, so wie die Dudleys jetzt. Das war gewiss kein Grund, sich schuldig zu fühlen. Natürlich war ich Margery in der Ferne nicht immer treu, aber mein Herz würde ihr keine andere je streitig machen; ich hatte mit keiner der Frauen, mit denen ich mir die Zeit verkürzte, mehr als ein paar Stunden verbracht.
    Bis auf eine Ausnahme.
    Frühjahrswahnsinn, sagte ich mir beschwörend, das war nichts als der Frühjahrswahnsinn, doch meine Worte klangen mir selbst hohl. Ich stellte mir Margerys Gesicht vor, wenn sie erfuhr, wessen Tod ich hier untersuchte, und ich wusste, sie würde nicht glauben, dass ich nur meine Pflicht tat.
    Vielleicht hatte sie recht.

    In meinem Brief an Robin berichtete ich von Pirto und von Amys Befehl, sie am Sonntag allein zu lassen und zum Jahrmarkt zu gehen, der bisher von jedem bestätigt worden war. Ich bedauere sehr, dass es eine Weile dauern wird, um zu entschleiern, was mit Eurer Gattin vor sich ging, warnte ich ihn. Bisher gibt es aber keinen Hinweis auf den Zaunkönig. Das war der Spitzname, den wir für Cecil hatten. Ich zögerte, dann setzte ich hinzu: Was ich von ihr höre, lässt mich glauben, dass ihr Seltsames auf der Seele lastete; ich werde Euch mehr darüber berichten, wenn wir uns sehen. Von Anthony Forsters Angelegenheiten und den Zwistigkeiten in seinem Haushalt erwähnte ich nichts; das war erst dann für Robin wichtig, wenn sich zeigte, dass es in einem Zusammenhang mit Amys Schicksal stand.
    »Soll ich den Brief für Euch nach Windsor bringen?«, fragte Frobisher, und ich schüttelte den Kopf. Er war enttäuscht, sei es, weil er gehofft hatte, sich auf diese Weise bei

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