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Im Schatten der Königin: Roman

Im Schatten der Königin: Roman

Titel: Im Schatten der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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war immer Vetter Blount für ihn. Zum einen, weil Jane mich ihren Kindern so vorgestellt hatte, zum anderen – so behauptete er immer –, weil es so viele Toms wie Harrys in der Welt gäbe, und fast so viele Roberts und Robins, aber nur einen Blount. Die Anrede verriet mir nun noch mehr als die Umarmung, dass auch für ihn nichts an diesen Tagen normal war. In gewisser Weise beruhigte mich das. Seit ich Windsor verlassen hatte, schwankte ich zwischen Schuldbewusstsein und Ärger, was Robin betraf, und wenn ich ihn so vorgefunden hätte, als sei nichts geschehen, dann hätte der Ärger über ihn womöglich das Übergewicht erhalten.
    »Bleibt Mr.Secretary Cecil zum Abendessen, oder ist der große Mann schon wieder fort?«, fragte ich, nicht so sehr wegen der Köchin, sondern weil ich es wirklich wissen wollte. Ich konnte nicht über die Lage in Abingdon und bei Hofe sprechen, wenn sich Cecil und seine Leute noch im Haus befanden.
    »Er hat sich bereits verabschiedet«, gab Robin zurück, ließ mich los und trat zu dem kleinen Tisch inmitten des Raums, auf dem ein angefangenes Schreiben lag. »Für das, was er hier wollte, brauchte er nicht lange.«
    »Was war das, my lord?«
    »Unter anderem hat er mindestens dreimal erwähnt, dass er gleichzeitig mit dir angekommen sei und was für ausführliche Gespräche ihr gehabt hättet«, entgegnete Robin mit einer Grimasse. »Mutmaßlich, um mich auf den Gedanken zu bringen, dass du für ihn spionierst. Im Grunde sollte ich das aufmunternd finden, denn es beweist, dass Cecil es immer noch der Mühe wert hält, mich gegen meine Leute misstrauisch zu machen. Wenn er glaubte, ich sei entweder so gut wie verurteilt oder endgültig bei der Königin erledigt, würde er das kaum tun. Insofern muss ich ihm für seinen Besuch tatsächlich dankbar sein.«
    Er zog noch nicht einmal in Erwägung, dass ich ihn an Cecil verraten könnte. Einerseits brachte es mich dazu, ihn noch einmal umarmen zu wollen, andererseits wollte ich ihn deswegen auch einen Dummkopf heißen. Ich hatte eine Wahl, und er hätte daran denken müssen. Je nachdem, wie die Dinge verliefen, könnte es meine einzige Möglichkeit sein, die lebenslange Scharte der Verbindung zu den Dudleys auszuwetzen, indem ich Cecil einen Gefallen tat. Nur so mochte es mir am Ende möglich sein, Margery und meine Söhne nicht nur ein letztes Mal zu sehen, sondern mit dem Kopf auf den Schultern zu ihnen zurückkehren zu können. Mir schauderte bei dem Gedanken.
    »In Abingdon und Cumnor haben sie Euch ebenfalls noch nicht abgeschrieben«, sagte ich schnell und hoffte, dass meine Stimme nicht die Gefühle in mir verriet, die verlangten, in Worte gewandet zu werden. »Da halten sie Euch jetzt für den zukünftigen Gemahl der Königin und wollen entweder in Eure Dienste treten oder mit dem Erbe Eurer Gattin abgefunden werden.«
    Er zuckte zusammen, und ich sah an dem Ausdruck seiner Augen, dass er diesmal wohl zumindest eine Ahnung von dem hatte, was mich bewegte.
    »Dann irren sie sich«, sagte er.
    »Tun sie das?« Ich wünschte, ich hätte uns aus der Küche etwas Wein kommen lassen. Dies war die Zeit für Wein. »My lord«, fuhr ich fort, »Euer Schwager John Appleyard behauptet, Eure Gattin hätte ihn nach den Möglichkeiten gefragt, gegen eine einseitig gewünschte Auflösung der Ehe einzuschreiten. Habt Ihr sie darum gebeten? Oder gibt es einen Brief von Euch, in dem Ihr etwas von Scheidung schreibt?«
    »Hast du nicht Amys Papiere eingesehen?«, fragte er. Ich erkannte eine ausweichende Antwort, wenn ich sie hörte, vor allem von Robin.
    »Ja, das habe ich«, sagte ich. »Deswegen weiß ich, dass irgendjemand jeden einzelnen Brief, der von mehr als einer Schneiderrechnung oder Reiseplänen handelte, entfernt haben muss. Jemand, der all diese Papiere jetzt vermutlich noch hat. Deswegen frage ich Euch, ob es einen Brief gibt, in dem Ihr zum Ausdruck bringt, dass Ihr ein Ende Eurer Ehe wünscht.«
    Robin lehnte sich gegen den Sekretär, und mit der Art, wie sich seine rechte Hand um die Tischkante krampfte, gab er mir die Antwort einen Augenblick, ehe er sie aussprach.
    »Ja.«
    »Himmelherrgott, Robin!«, fuhr ich ihn an, zum ersten Mal seit der Nacht in Frankreich alle Formalität in den Wind werfend.
    »Es ist bereits ein paar Monate her«, verteidigte er sich matt. »Ich habe ihr aber danach geschrieben, dass ich keine derartigen Schritte in die Wege leiten werde.«
    »Nun, wenn dieser Brief noch existierte, als sie starb, dann

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