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Im Schatten der Königin: Roman

Im Schatten der Königin: Roman

Titel: Im Schatten der Königin: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Kinkel
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wiederholen: Die Königin hat keine Hochzeitspläne.«
    »Ihr habt mir erzählt, dass sie geschworen hat, nie zu heiraten, als sie acht Jahre alt war«, verbesserte ich ihn. »Auch dass sie Eurer Ansicht nach ihre Meinung dazu nicht geändert hat. Aber Ihr habt nie etwas über Eure eigenen Hoffnungen gesagt. Wenn man so lange Seite an Seite mit dem Ehrgeiz gelebt hat, wie ihn Euer Vater hatte und auch Ihr, dann lernt man, auf das zu achten, was nicht geleugnet wurde oder ausgelassen wird oder ungesagt bleibt, my lord.«
    »Wenn mein Schweigen für dich so beredt ist«, gab er zurück, und sein Ton wurde noch heftiger, als habe er, genau wie ich, die letzte Woche damit verbracht, jeden Zorn im Gespräch mit anderen zu unterdrücken und könne nun nicht mehr an der Gelegenheit vorbeigehen, sich Luft zu machen, »was für einen Sinn haben Worte dann? Du scheinst doch bereits entschieden zu haben, was du glauben willst und was nicht.«
    Ich schaute ihn an, Janes Sohn, mit dem dunklen Haar und den dunklen Augen der Dudleys, die ihn unter den übrigen Noblen mit ihrem blonden, hellbraunen oder roten Haar immer etwas wie ein Wechselbalg wirken ließen.
    »My lord«, sagte ich, »ich werde nach Cumnor zurückgehen. Ich werde das Begräbnis Eurer Gattin in die Wege leiten, ich werde mein Bestes tun, um dafür zu sorgen, dass nicht auch Euch von Euren Feinden ein Grab ausgehoben wird. Doch ich will es nicht blind tun. Ein Mann mit einer Binde um seine Augen stolpert in die nächste Grube. Ich muss wissen, was mir begegnen kann und was nicht.«
    Robin wandte sich von mir ab. Während er mir den Rücken zudrehte, erwiderte er: »In keinem Brief und keinem Gespräch habe ich jemals den Wunsch geäußert, die Königin zu heiraten. Das schwöre ich bei allem, was mir heilig ist. Also kannst du sicher sein, dass dir dergleichen nicht zugetragen werden wird.« Er zögerte einen Augenblick. »Willst du wirklich wissen, was in meinem Herzen ist, Vetter? Was nützt dir das?«
    Ich dachte darüber nach. Soweit es die jetzige Lage betraf, konnte es mir tatsächlich gleich sein, und auch in Zukunft war es gewiss besser, weniger und nicht mehr über Robins Liebesleben oder seinen Ehrgeiz zu wissen. Ich war weder sein Bruder noch der Hüter seines Gewissens, und Vertrauen kann eine Bürde sein, die beschwert.
    Doch sosehr ich die Absicht hinter Cecils Worten heute durchschaut hatte, so sehr gingen sie mir nach. Außerdem fragte ich mich, wen sonst es für eine solche Beichte noch gab, an den mein Vetter sich wenden konnte. Robin war nicht der Älteste, doch irgendwann zwischen dem Tod seines Vaters und der Krönung Elizabeths war er trotzdem zum Oberhaupt der Dudleys geworden; selbst sein älterer Bruder Ambrose und seine Schwestern Kat und Mall schauten zu ihm auf, und er war sich dessen bewusst. Er würde ihnen kaum etwas anvertrauen, was sie beunruhigte, denn keiner der Dudleys würde je vergessen, wie der letzte Versuch, sich ehelich mit der königlichen Familie zu verbinden, ausgegangen war.
    »Es nützt mir nichts, Robin«, sagte ich leise und verfiel in die vertrauliche Anrede der Zeit, als er noch ein Kind gewesen war. »Es mag auch dir nichts nützen, aber ich würde es trotzdem gerne hören.«
    Schweigen folgte meinen Worten, und ich fragte mich, ob ich gerade das Schlusswort zu dem gesprochen hatte, was uns verband, und mich bald in Worcester bei Margery und den Kindern wiederfinden würde. Freiheit lag in dieser Aussicht, doch noch mehr Leere und Verlust. Dann begann Robin zu sprechen, und die Erleichterung, die mich packte, war so stark, dass ich ein paar Herzschläge brauchte, bis ich verstand, was er sagte.
    »Als mein Vater mir sagte, dass König Edward im Sterben lag und was er für Guildford plante, da hätte ich mich zuerst fragen sollen, ob das Land wirklich die Lady Jane unterstützen würde statt die Lady Mary, oder ob Vaters Pläne dadurch nicht von Anfang an zum Scheitern verurteilt waren. Ich hätte mich fragen sollen, ob Jane Grey als Königin und mein kleiner Bruder als König überhaupt gut für das Land sein würden. Ich hätte mich fragen sollen, was aus Elizabeth werden würde, denn Vaters Plan sah schließlich vor, sie genauso zu übergehen wie Mary. Und ich habe mich all das gefragt, aber später. Mein erster Gedanke, mein allererster Gedanke, war, dass ich es hätte sein können, dass ich es hätte sein sollen, nicht Guildford. Vater sprach von etwas, was entweder Hochverrat oder die Rettung des Landes

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