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Im Schatten der Leidenschaft

Titel: Im Schatten der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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einige Jahre nicht gesehen.«
    »Vierzehn wenigstens«, stimmte ihm Lord Carrington zu und schüttelte ihm die Hand. »Wir waren beide noch junge Burschen. Ich glaube, Sie sind damals zur Marine gegangen, oder?«
    »Ja, für eine Weile. Nach Waterloo bin ich dann ausgeschieden.«
    »Und was führt Sie nach London? Die Freuden der Saison?« Carringtons Stimme klang etwas spöttisch. Er war kein Anhänger des gesellschaftlichen Wirbels der High Society.
    Hugo zuckte lässig die Schultern. Er erinnerte sich an ein früheres Gerücht, als es hieß, daß eine zerbrochene Verlobung Carringtons Interesse an gesellschaftlichen Amüsements dezimiert hatte. »Ich habe ein Mündel bekommen«, sagte er mit einem Lächeln. »Und es scheint, daß die Organisation eines richtigen Debüts in der Verantwortung eines Vormunds liegt.«
    Er sah sich in der gut besuchten Buchhandlung um. »Sie muß irgendwo in der Nähe sein, auf der Suche nach dem letzten Buch von Miss Austen.«
    »Diese Miss Austen war eine interessante Dame«, bemerkte Marcus. »Ein wirklich scharfer Geist, wenig Geduld mit dummen Männern und ihren Schwächen.«
    »Ja«,stimmte ihm Hugo zu. »Stolz und Vorurteil...«
    »Vernunft und Gefühl«, konterte Marcus prompt. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, Lattimer... Vielleicht sehen wir uns ja mal bei White’s oder Watier’s?«
    Hugo neigte als vage Zustimmung den Kopf. Er war zwar immer noch Mitglied in beiden Clubs, hatte aber zur Zeit weder die Lust noch das Geld, um zu spielen - das war die Hauptbeschäftigung der Mitglieder dieser exklusiven Clubs - wollte aber auch nicht unnötig Aufsehen erregen, indem er sich den massiven Trinkgelagen entzog, die zu den Spielen dazugehörten.
    Der Marquis verließ die Buchhandlung und stand, den Blick in Richtung Piccadilly gewandt, auf der Straße, während er darauf wartete, daß sein Kutscher den Wagen brachte, dessen Pferde er bewegt hatte, während seine Lordschaft einkaufte.
    Er bemerkte kaum die Bewegung zwischen den Straßenjungen in einer Gasse hinter ihm, bis eine schlanke Gestalt aus dem Buchladen gerannt kam und mit einem zornigen Schrei an ihm vorüber auf die Jungen zustürzte. Neugierig drehte er sich um, da wandte sich ihm die junge Frau plötzlich wieder zu.
    »Kann ich Ihre Peitsche haben?« fragte sie mit leidenschaftlichem Blick. »Bitte, schnell.« Ungeduldig streckte sie die Hand nach der langen Reitpeitsche aus, die er locker in der Hand hielt.
    Marcus glaubte nicht, daß er je ein schöneres oder auch zornigeres Gesicht gesehen hatte. Sie war erfüllt von dem klaren Feuer des gerechten Zorns. Doch noch bevor er auch nur ein Wort sagen konnte, hatte sie ihm auch schon die Peitsche entrissen und rannte zu der lärmenden Gruppe in der Gasse zurück.
    Er sah in völliger Verblüffung zu, wie sie sich mitten zwischen die Jungen stürzte und dabei wild nach allen Seiten um sich schlug, ganz ungerührt von den Schreien derer, die sie dabei traf.
    »Was zum Teufel... Chloe!« Hugo Lattimer erschien auf der Straße. »Ich kann es nicht glauben«, rief er. »Kaum drehe ich ihr für zwei Minuten den Rücken zu, schon hat sie sich wieder in irgendwelche Schwierigkeiten gebracht.«
    »Das kommt wohl öfter vor, wie?« fragte Marcus sowohl amüsiert als auch fasziniert.
    »Wenn es um mißhandelte Tiere geht, ja«, erwiderte Hugo knapp. Er ging hinüber zu der sich auflösenden Gruppe, wo sich eine Menschenansammlung bildete.
    Neugierig folgte der Marquis.
    Chloe Gresham kam siegreich aus dem Haufen hervor, während die Jungen sich die Gasse hinunter davonmachten. Sie hielt etwas fest an die Brust gedrückt. Ihr Hut war verbogen, der Rock schlammig und ein schmutziger Streifen zierte ihre Wange. Ihre Augen glänzten in einer Mischung aus Zorn und Triumph.
    »Schau nur!« forderte sie Hugo auf, und ihre Stimme klang gefühlsschwer. »Sie haben ihn mit angespitzten Stöcken gequält.«
    »Mein Gott«, murmelte Hugo und starrte Chloes Beute an. »Das ist ja ein Bär!«
    Marcus konnte das Entsetzen des anderen Mannes gut verstehen. Trotzdem mußte er ein Lachen unterdrücken, als Chloe sagte: »Er ist noch ein Baby ... kann nicht älter als zwei Monate sein ... und sie haben ihn gequält. Ich dachte, es wäre verboten, Bären zu quälen.«
    »Ist es auch«, sagte Marcus. »Es tut mir leid, aber ich habe, glaube ich, noch nicht die Ehre gehabt...«
    »Mein Mündel«, sagte Hugo mit einem Seufzer. »Chloe Gresham. Chloe, darf ich dir Lord Carrington

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