Im Schatten der Leidenschaft
die Karaffe.
Seine Stimme klang in einer Weise kühl, die zwar nicht direkt unhöflich, aber auch nicht sehr ermutigend war. Der jüngere Mann lehnte das Angebot ab und ging innerhalb der nächsten paar Minuten. Chloe gab ihm noch einmal die Hand, eine Geste, die Hugo genauso mitbekam wie den kurzen, verschwörerischen Blick, den sie ihrem Gast zuwarf, als er sich verabschiedete.
Die kleine Füchsin hat wieder irgend etwas vor, dachte er mit Unbehagen. Warum zum Teufel mußte ihr Partner dabei ausgerechnet Brian DeLacys Sohn sein?
»Was hast du vor, Mädel?« fragte er ohne Umschweife.
»Nichts«, behauptete Chloe schlicht und vermied es sorgfältig, nicht zu dem Päckchen mit den Kleidern zu schauen, das in der Sofaecke lag. »Warum warst du so unfreundlich zu Denis?«
»War ich das?« Er zuckte mit den Schultern. »Das war nicht meine Absicht. Aber ich finde es nicht gut, wenn du mit einem jungen Mann hier allein bist.«
»Ach Quatsch, die Tür war doch offen«, sagte sie. »Es war wirklich nichts Unziemliches dabei. Jeder in der Halle konnte uns sehen. Außerdem«, setzte sie mit etwas Nachdruck hinzu, »wie soll ich einen Ehemann finden, wenn ich niemals einen Augenblick in Ruhe mit einem möglichen Kandidaten reden kann?«
Hugo verbarg seinen Ärger. Fühlte sich Chloe so sehr zu dem jungen DeLacy hingezogen? »Es liegt mir völlig fern, ein derart erhabenes Ziel zu hintertreiben, Mädel«, sagte er freundlich. »Ich hatte nur nicht bemerkt, daß du dich so ernsthaft für DeLacy interessierst.«
»Ich finde, daß er intelligenter als die meisten anderen ist«, erklärte sie.
»Tja, aber wird er denn ausreichend auf dich eingehen?« fragte Hugo, setzte sich auf die Kante des großen Schreibtisches und schaukelte mit einem Bein, während er sein Mündel mit einem amüsierten Blick musterte, um sich seine Beklommenheit nicht anmerken zu lassen.
»Das wird er wohl müssen«, sagte Chloe schlau. »Denn ich habe nicht die Absicht, jemanden zu heiraten, der mich nicht mein Geld selbst verwalten läßt.«
»Dann schätze ich, mein liebes Mädchen, daß du dich mit einem dummen Mann zufriedengeben mußt«, sagte Hugo. »Denn ich kann mir nicht vorstellen, daß ein intelligenter Mann sich freiwillig für die Rolle des alptraumgeplagten Ehemannes entscheidet.«
»Aber ich würde ihm keine Alpträume verursachen«, protestierte Chloe indigniert. »Das ist wirklich ungerecht, Hugo. Wann habe ich dir je Alpträume verursacht?«
»Noch nie ... und ich erwarte auch nicht, daß du es noch tun wirst«, sagte er und wechselte das Thema. »Wie geht es der jungen Mutter?«
»Mrs. Herridge kommt besser mit ihr klar als ich«, sagte Chloe. »Ich scheine irgendwie nicht die richtige Sprache zu sprechen.«
»Das überrascht mich nicht weiter«, sagte er sanft.
»Nein, wohl kaum.« Sie zuckte mit den Schultern. »Solange sie jemand überreden kann, dem Baby die Brust zu geben, ist das auch unwichtig.«
Wie beiläufig ging sie zum Sofa hinüber und setzte sich in die Ecke, wo das Päckchen lag, so daß es nicht mehr zu sehen war. Dabei fragte sie sich, wie sie es anstellen sollte, es unter Hugos Augen aus der Bibliothek zu schleusen. Und hierlassen konnte sie es auch nicht, sonst würde er es bestimmt bemerken.
»Ich glaube, ich werde heute Abend zu Hause bleiben«, sagte sie und strich die Spitze an ihrem Ärmel glatt. »Lady Smallwood wird sich freuen, Gesellschaft zu haben.«
»Ganz bestimmt«, stimmte er ihr lächelnd zu. »Wiedergutmachungversuche, Mädel?«
Das war als Entschuldigung auch gut. Sie hob den Blick und erwiderte mit etwas schlechtem Gewissen sein Lächeln. »Ich dachte, das wäre vielleicht das Beste.«
»Eine gute Idee«, sagte er. »Möchtest du, daß ich euch auch noch Gesellschaft leiste?«
»Nein.« Chloe schüttelte den Kopf. »Ich bin zur Sühne entschlossen und werde den ganzen Abend Backgammon mit ihr spielen. Außerdem braucht Mrs. Herridge auch mal etwas Freizeit, und so werde ich heute abend die Stellung halten. Du bist ganz schön staubig ... Vielleicht solltest du vor dem Mittagessen noch andere Stiefel anziehen.«
»Meinst du?« Hugo betrachtete fragend seine Stiefel. »Ich habe bisher noch keinen Haushalt erlebt, in dem Reitkleidung außer beim Abendessen ungern gesehen wird. Trete ich dir damit zu nahe, mein liebes Mündel?«
»Eigentlich nicht«, sagte sie. »Aber nach dem eher eindringlichen Geruch im Zimmer zu schließen, hast du nicht nur Staub an deinen Stiefeln.«
»Ich
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