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Im Schatten der Leidenschaft

Titel: Im Schatten der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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Gedanken wegen eines möglichen Unfalls zu machen brauchte. Was zum Teufel war nur los? Hugo zog seinen Fuß zurück, machte eine abwinkende Handbewegung in Richtung auf den Butler und rannte zur Straße.
    Samuel kam von den Ställen zurück. »Zwei Graue sind da, und sie sehen ziemlich erschöpft aus«, sagte er, während er neben Hugo herging. »Jemand hat sie ganz schön gehetzt. Der Stallmeister hat schlimmer geflucht als der Papagei von dem Mädel. Sagt, sie seien vor zwei Stunden gebracht worden, von jemandem, der sie einfach wortlos abgegeben hat. Der Stallbursche hat sie immer noch nicht richtig abgekühlt.«
    »Zwei Stunden«, wiederholte Hugo. »Also kamen die Pferde zusammen mit einem Fremden und der Nachricht, daß der Fahrer nicht zurückkommen würde. Samuel, was zum Teufel ist eigentlich los?«
    »Sieht ganz so aus«, sagte Samuel langsam, »als würde es noch Mode werden, daß Leute versuchen, mit dem Mädel zu verschwinden.«
    »Jasper!« Hugo blieb plötzlich mitten auf der Straße stehen. »Jesus, Maria und Joseph, natürlich! Die Bruderschaft. Warum habe ich nur nicht... ?«
    Wenn Denis DeLacy seinem Vater in die Bruderschaft gefolgt war wie Crispin Jasper, dann wäre Denis durch seinen Eid gezwungen, seinem Anführer bedingungslos zu gehorchen. Hugo hatte sich so eifrig Sorgen gemacht, daß Chloe die Wahrheit über ihn selbst von ihrem Verehrer hören würde, daß ihm völlig entgangen war, welche Gefahr tatsächlich noch in jener Verbindung zur Bruderschaft stecken konnte. DeLacy schien ein so unauffälliger Kerl gewesen zu sein ... aber war das nicht bei ihnen allen der Fall gewesen - meistens ?
    »Bruderschaft?« Samuel sprang zur Seite, um einer Kutsche auszuweichen, und zog Hugo mit sich. Der Kutscher fluchte hinter ihnen her.
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte Hugo mit finsterer Miene. »Eine lange und alte Geschichte.« Er stand da und wälzte im Geiste die verschiedenen Möglichkeiten für sein Handeln in dieser Situation.
    Wo würde Jasper sie hinbringen? In London würden sie erst einen Pfarrer finden müssen, der bereit wäre, ein junges Mädchen gegen seinen Willen zu verheiraten ... und Chloe würde diese Tatsache bestimmt absolut deutlich machen. Sie würde nicht schweigend zum Altar gehen. Es würde einige Zeit brauchen, sie in einen Zustand zu versetzen, daß sie willig erschien, und diese Zeit hatte Jasper nicht. Er würde wollen, daß sie ohne Verzögerung heiratete und die Hochzeitsnacht verbrachte. Wenn er das erst geschafft hatte, würde Chloes Vermögen automatisch in die Verfügungsgewalt ihres Mannes kommen. So lautete das Gesetz. Was danach mit Chloe geschah, würde ihren Bruder wahrscheinlich nicht mehr besonders interessieren, Crispin dafür aber um so mehr.
    Hugo erinnerte sich an die böse Stimmung, die Crispin an jenem Tag in Manchester gezeigt hatte, als Chloe Rosinante zur Hilfe geeilt war. Er erinnerte sich auch an seine dumpfe Feigheit, als Hugo auf der Straße nach Manchester die Wahrheit aus ihm herausgepreßt hatte. Ein derartiger Charakter würde das größte Vergnügen daran finden, sich an einer hilflosen Gefangenen zu rächen. Und wenn er Mitglied der Bruderschaft war - und das war er bestimmt - dann würde er inzwischen wissen, welche Genüsse er sich verschaffen konnte, wenn er seine Partnerin in einen Drogentaumel versetzte, um in der Krypta alle Grenzen des Bösen zu überschreiten. Er und Denis hatten bestimmt schon alles darüber erfahren, selbst wenn sie noch nicht ganz so tief gesunken sein mochten wie ihr Anführer.
    Also brachten sie sie nach Shipton. Hugo wußte es so genau, als hätte Jasper es ihm gesagt. In Shipton hatte Jasper seine Leute, die wußten, daß sie schweigen mußten und was passierte, wenn sie es nicht taten. In Shipton würde er Chloe vor neugierigen Blicken verschlossen halten können und konnte seinen eigenen Pfarrer einsetzen. Jasper hatte die Saat seines Einflusses großflächig ausgestreut, mit Hilfe von Angst, Einschüchterung, Bestechung oder was sonst er im jeweiligen Fall brauchte. Er würde auch den Pfarrer haben, der alle Augen zudrückte.
    Und es gab dort die Krypta.
    Er sah Elizabeth, wie sie in der Krypta gestanden hatte, den betäubten Blick voller Schrecken, als sie endlich verstanden hatte, welche Rolle ihr ihr Ehemann zugedacht hatte. Er sah Elizabeth ... aber es war nicht Elizabeth, es war ihre Tochter, Chloe, die dort im Licht der Altarkerzen vor der Bahre stand. Die Tochter an Stelle der Mutter ...

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