Im Schatten der Leidenschaft
zurück und schloß die Augen.
Chloe biß sich auf die Lippen. Das Ziehen in ihren Armen wurde langsam unerträglich, und die Taubheit in ihren Händen beunruhigend. »Bitte«, sagte sie.
Jasper öffnete die Augen. »Du bist eine schlecht erzogene Göre«, bemerkte er. Er beugte sich vor, griff nach ihrem Kinn und betrachtete im letzten Abendlicht ihr Gesicht. »Doch ich gedenke, das so schnell wie möglich zu beheben. Wenn du noch einmal versuchst, deine Hände so zu gebrauchen wie vorher, wirst du die ganze Reise nach Shipton mit Tag und Nacht gebundenen Händen verbringen, hast du verstanden?«
Chloe nickte. Es schien keine Alternative zu geben.
»Binde sie los.« Jasper lehnte sich wieder zurück, und Crispin zog sie aus ihrer Ecke wieder über seinen Schoß, um das Halstuch loszubinden. Seine Hände wanderten über ihren Körper, und sie drückte fest die Augen zu und biß sich auf die Lippen, um ihn nicht anzuschreien und sich mit Händen und Füßen auf ihn zu stürzen.
Doch schließlich ließ er sie los, und sie zog sich in ihre Ecke zurück und massierte sich die Handgelenke. Ihre Hände brannten, während das Blut sie langsam wiederbelebte. Sie rollte langsam die Schultern und versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen.
Was hatten sie als Hochzeitstermin vorgesehen? Wahrscheinlich würden sie warten, bis sie in Shipton waren. Wie würde Jasper versuchen, sie zu überreden, um sie zum Altar zu bekommen? Und wieviel konnte sie ertragen?
Die letzte Frage konnte sie überhaupt nicht beantworten, sagte sich aber, daß sie es wohl bald herausfinden würde.
Es war schon ganz dunkel, als die Kutsche vor einem Gasthaus direkt außerhalb von St. Albans anhielt.
Jasper lehnte sich wieder vor und packte Chloe fest an ihrem Kinn. Dann gab er ihr eine Ohrfeige. Der Schlag war nicht sehr hart, kam aber völlig unerwartet, und die Tränen traten ihr eher vor Schreck als vor Schmerz in die Augen. Denis holte scharf Luft, und Crispin lächelte.
»Das nur zur Erinnerung, kleine Schwester«, sagte Jasper leise. »Du wirst deine Augen gesenkt halten und deinen Mund geschlossen, und wenn du auch nur einen Schritt aus der Reihe tanzt, werde ich dir eine Tracht Prügel verpassen, an die du dich bis ans Ende deines Lebens erinnerst.«
Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern ließ sie nur los und sprang aus der Kutsche. Die anderen folgten, Chloe als letzte, immer noch wie betäubt vor Schreck. Jasper legte seinen Arm um ihre Schultern und drückte sich ihr Gesicht an die Brust, so daß der Abdruck seiner Hand auf ihrer Wange nicht zu sehen war. Die beiden anderen standen dicht neben ihm, als der Wirt herausgeeilt kam und sie begrüßte.
»Meine Schwester fühlt sich nicht wohl«, sagte Jasper. »Ich brauche zwei aneinander angrenzende Schlafzimmer und ein privates Eßzimmer.«
Der Wirt verbeugte sich, so daß seine Nase fast seine Knie berührte, während er seinen Gästen versicherte, sie würden das Beste bekommen, was sein Gasthaus zu bieten hatte. »Und meine Frau wird der jungen Dame gern beim Zubettgehen helfen, Sir«, sagte er und ging rückwärts zur Tür. »Ein Kräutertee wird ihr sicher auch gut tun. Werden die Herren auch den Wunsch haben, zu Abend zu essen? Es gibt eine Hammelschulter mit roter Johannisbeersauce und Pilzkompott, wenn Sie wünschen?«
Jasper machte sich nicht die Mühe, auf dieses Angebot zu antworten, sondern folgte nur dem Mann in den ersten Stock, um sich die Zimmer anzusehen. Chloe blieb eng an seiner Seite und versuchte auch nicht, sich zu entfernen. Zwei aneinander angrenzende Kammern, die eine mit zwei großen Betten, die andere mit nur einem, wurden ihm gezeigt, und er nahm sie an.
»Nein, meine Schwester braucht keine Hilfe«, erklärte Jasper auf das erneute Angebot, die Hausfrau könne helfen. »Bringen Sie nur in beide Zimmer heißes Wasser und haben Sie in einer halben Stunde das Abendessen bereit. Und eine Flasche von Ihrem besten Burgunder«, rief er noch, als der Gastwirt davoneilte.
»Also gut.« Er wandte sich seinen Gefährten zu. »Ihr zwei könnt dieses Zimmer haben, meine kleine Schwester und ich werden uns hier Gesellschaft leisten.« Er schob sie vor sich her durch die Verbindungstür in das kleinere der beiden Zimmer.
»Du willst hier bei mir schlafen?« fand Chloe schließlich wieder Worte.
»Ja«, kam die knappe Antwort. Jasper sah sich im Zimmer um und ging zum Fenster. Draußen wuchs dichter Efeu an der Wand, der Chloes Gewicht ohne weiteres gehalten
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