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Im Schatten der Leidenschaft

Titel: Im Schatten der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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schöner als dies.« Sie leckte sich die Finger und sammelte damit Brotkrumen vom Tisch auf.
    »Nun, ich denke, es ist Zeit, daran etwas zu ändern. Wir reiten nach Manchester und schauen, ob wir nicht deine Garderobe etwas verbessern können.« Er wischte sich den restlichen Schaum mit einem Handtuch vom Gesicht und strich sich prüfend über das Kinn. »So ist es besser.«
    Er betrachtete Chloe, die immer noch auf der Tischkante saß, prüfend. »Aber bei dir noch nicht. Samuel, gib dem Mädel einen Krug mit heißem Wasser, damit sie sich waschen kann.«
    Samuel füllte einen kupfernen Krug aus dem Kessel am Feuer. Er sah Chloe abschätzend an. »Ich bringe ihn besser nach oben. Wie Sie aussehen, könnte Sie ja ein kräftiger Windstoß umwerfen.«
    »Ich bin viel kräftiger, als ich aussehe«, sagte Chloe und streckte die Hand nach dem Krug. »Ich kann sogar Hufe auskratzen, und die sind wirklich schwer zu halten.«
    »Mein Gott«, murmelte Hugo, »wie zum Teufel bist du nur zum Tierarzt geworden?«
    »Der erste Stalljunge in den Mietställen von Bolton hat mir einiges beigebracht. Ich bin immer sonntags aus dem Internat geflüchtet und den Tag über bei ihm geblieben. Das wurde natürlich nicht sehr gern gesehen«, fügte sie noch hinzu.
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Aber sie konnten mich nicht aufhalten«, fuhr sie fort. »Und dann gibt es einen Wilddieb im Dorf in Shipton. Der hat mir gezeigt, wie man mit Vögeln und kleinen Tieren umgeht.«
    »Ich bin erstaunt, daß die leidgeplagten Damen Trent dich überhaupt so lange behalten haben«, bemerkte Hugo.
    »Ich bin sicher, daß sie gut dafür bezahlt worden sind«, sagte Chloe spitz. »Schließlich war ich fast das ganze Jahr dort.« Sie hob den Krug und ging zur Tür. »Reiten wir heute morgen nach Manchester?«
    »Wenn du nichts anderes vorhast«, sagte er.
    »Nein, ich glaube nicht«, erwiderte sie mit dem gleichen spöttischen Ernst.
    Hugo schmunzelte und fragte sich, woher sie wohl ihren Sinn für Humor hatte. Elizabeth war immer extrem ernst gewesen, und Stephen hatte nur an außergewöhnlichen Dingen Spaß gehabt. »Ich muß mit deinen Bankverwaltern sprechen. Wieviel steht dir im Augenblick monatlich zu?«
    »Monatlich?« Chloe blinzelte angesichts dieser Vorstellung. »Ich habe noch nie Geld gehabt. Wenn ich etwas brauchte, habe ich es von Miss Emily bekommen. Aber sie haben die Kleider besorgt ... und es gab kaum etwas anderes, wofür ich Geld hätte ausgeben können.«
    Hugo kratzte sich am Kopf. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, welche Summe angemessen für dich wäre.« Das würde natürlich auch davon abhängen, wo sie lebte. Nach dem Besuch, den sie am Morgen bekommen hatten, dachte er nicht mehr daran, sie irgendwo privat bei einer angesehenen Dame unterzubringen. Zumindest nicht im näheren Umkreis von Shipton, denn dann wäre es ihr unmöglich, ihrem Halbbruder und Crispin aus dem Weg zu gehen.

Sie stand immer noch mit dem Wasserkrug an der Tür. »Geh und zieh dich um Mädel. Ich werde das schon regeln.«
    »Also, was wollen Sie mit ihr tun?« fragte Samuel, als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte.
    »Weiß der Himmel«, seufzte Hugo.
    »Wollen Sie sie vielleicht hierbehalten?«
    »Im Augenblick gibt es wohl kaum eine andere Möglichkeit.« Doch irgendwo muß es noch eine Verwandte außer den Greshams geben, dachte er. In diesem jungen Alter durfte es einfach nicht sein, daß sie niemanden hatte, der für sie sorgte.
    Dennoch befürchtete er, daß es so war. Ihr ganzes Leben war bis zu diesem Augenblick bestimmt gewesen von einer blutbefleckten Vergangenheit, in der auch er eine tragende Rolle gespielt hatte. Und jetzt sah es ganz so aus, als müßte er auch noch die Folgen dieser Vergangenheit tragen.

KAPITEL 5
    »Sie sehen wirklich elegant aus«, sagte Chloe bewundernd, als sie eine halbe Stunde später auf den Hof kam. Ihr Vormund hatte statt seiner Bauernkleidung hirschlederne Hosen, Halstuch und Reitstiefel angezogen.
    Hugo betrachtete ihr Reitkostüm aus braunem Serge und verzog das Gesicht. »Ich wünschte, ich könnte das auch von dir sagen, Mädel. Haben alle deine Kleider diese schreckliche Farbe ?«
    »Ja«, sagte sie beiläufig und betrachtete kritisch das scheckige graue Pony, das Billy hielt. »Soll ich das Pony reiten?«
    »Ich werde dich nicht auf eines meiner Jagdpferde setzen«, sagte er. »Und der Schecke ist die einzige Alternative.«
    »Aha.« Chloe ging einmal um das kurze, dicke Pony herum. »Die

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