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Im Schatten der Leidenschaft

Titel: Im Schatten der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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sie, sich Hugos Rat zu Herzen zu nehmen und ihre Energien zum Aufräumen des Hauses einzusetzen. Sie nahm die Vorhänge und Bettvorhänge in ihrem Schlafzimmer ab, wusch sie und hängte sie zum Trocknen in den Hof. Mit Samuels widerstrebender Hilfe schaffte sie den großen Teppich nach draußen und klopfte den Staub heraus, dann wischte und polierte sie den eichenen Fußboden und die schweren Möbel. Bei Sonnenuntergang war sie erschöpft, aber zufrieden. Dante, der mit Billy einen langen Spaziergang gemacht hatte, war ebenfalls friedlich und ließ sich, schmutzig, wie er war, in der Küche vor ihre Füße fallen.
    Samuel war beunruhigt und klapperte mit den Kupfertöpfen auf dem Wandregal. Er war schon den ganzen Tag immer wieder in der Bibliothek gewesen und hatte Kaffeekannen, Schüsseln mit Suppe und anderes hinein und dann unberührt wieder mitgebracht.
    Chloe hatte das alles bemerkt, doch als sie fragte, was mit Sir Hugo los sei, erklärte ihr Samuel, das gehe sie nichts an, und wechselte das Thema. Nach einigem Überlegen kam sie zu dem Schluß, daß sich Hugo wohl bewußtlos getrunken hatte und Samuel darauf wartete, daß er wieder zu sich kam. Sie dachte daran, in den Garten zu gehen und durch die geschlossenen Fensterläden in die Bibliothek zu schauen, schreckte aber doch davor zurück, als sie daran dachte, was geschehen würde, wenn Hugo sie erwischte.
    Sie lag im Bett und wartete auf die quälenden Klänge des Klaviers, aber Hugo hatte sich so weit von der tröstenden Wirkung seiner Musik entfernt, daß er seinen Schmerz damit nicht mehr zum Ausdruck bringen konnte. Dabei wäre es so leicht, seiner Agonie ein Ende zu bereiten. Nur ein Schluck, und schon würde er sich besser fühlen, aber er kämpfte auch noch weiter, als er begann, bewegliche Schatten in den Zimmerecken zu sehen, irgendwelche Wesen über seinen Arm kriechen zu spüren und Tausende Füßchen auf seinem Rücken kribbelten, die weder zu sehen noch zu fangen waren. Er wünschte sich innig, er könnte schlafen, nur eine Stunde lang den Qualen entrinnen, aber er blieb wach, saß schwitzend in seinem Sessel und sah jeder Erinnerung und jeder Scham aus seiner Vergangenheit ins Gesicht.
    Am nächsten Morgen war nichts von Crispin zu sehen, und Chloe vermutete, daß sie ihn wohl doch schwer gekränkt hatte. Das machte ihr mehr aus, als sie gedacht hätte, was ihre Stimmung auch nicht gerade hob. Am späten Nachmittag war sie fast so weit, das Verbot zu übertreten und einen langen Spaziergang durch die Felder zu machen, als Crispin in den Hof ritt.
    Seine Abwesenheit war sorgfältig geplant gewesen und hatte das erwünschte Ergebnis erzielt, denn Chloe begrüßte ihn mit einer Wärme, die sie vorher nicht zustandegebracht hatte.
    »Einen recht schönen guten Tag, Chloe«, sagte er mit einem etwas selbstgefälligen Lächeln, als sie eilig auf ihn zukam und ihn eifrig willkommen hieß. »Vielleicht ist es auch eher Abend? Es tut mir leid, daß ich nicht früher kommen konnte, aber Sir Jasper hatte mich zu einer Besorgung nach Manchester geschickt.« Er stieg vorsichtig vom Pferd, drückte dabei eine kleine Schachtel sorgfältig an die Brust. »Ich habe eine Überraschung für dich.«
    »Ja?« Chloe nahm die Schachtel. Sofort wußte sie, daß etwas Lebendiges darin war. Sie hob vorsichtig den Deckel, in den je-mand Luftlöcher gebohrt hatte. »Oh«, sagte sie. »Armer Kleiner. Wo hast du ihn gefunden?«
    Eine kleine Schleiereule lag in einem Nest aus Stroh, ihre dunklen Augen in dem herzförmigen Gesicht blinzelten nicht. Ihre Federn waren struppig, und der eine kurze Flügel stand in einem seltsamen Winkel vom Körper ab.
    »Er muß wohl aus dem Nest gefallen sein«, sagte Crispin. »Er lag in der Nähe der Ruinen von Shipton Abbey. Ich glaube, er hat sich den Flügel gebrochen.«
    »Ja, ganz bestimmt.« Vorsichtig berührte sie den schiefen Flügel. »Wenn es ein einfacher Bruch ist, werde ich ihn wohl schienen können. Gut, daß du ihn mitgebracht hast.«
    Er lächelte wohlwollend. »Ich hoffe, damit habe ich meine Bemerkungen über deine Schindmähre ausgeglichen.«
    Chloe lachte. »Ja, du hast verdient, daß ich dir verzeihe.«
    »So daß du mit mir zum Picknick kommen willst?« Er klatschte sich mit den Zügeln in die Handflächen und sah sie prüfend an.
    »Natürlich«, sagte Chloe sofort und streichelte zärtlich die Brust des Vogels. »Ich habe schon alles geplant. Ich werde dich am unteren Ende der Auffahrt treffen. Doch am besten machen

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