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Im Schatten der Leidenschaft

Titel: Im Schatten der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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sie seinem Pferd auf die Kruppe zu schlagen, doch im selben Augenblick beugte sich Hugo in einer fast gemächlichen Bewegung vor und packte sein Handgelenk. Als Hugo seine Finger schloß, schnappte Crispin vor Schmerz nach Luft und ließ die Peitsche fallen.
    »Und jetzt«, sagte Hugo immer noch freundlich, »wollen wir an den Straßenrand gehen, Crispin, denn ich glaube mitten in diesem Durcheinander werden wir uns wohl kaum in Ruhe unterhalten können.« Er ließ Crispins Handgelenk los, griff statt dessen nach seinem Zügel und führte ihn an den Schatten der Eiche.
    »Steig doch ab, ja?«
    Auch diese Einladung erfolgte mit einem Lächeln, daß mit einer Rasierklinge geschnitten zu sein schien.
    »Ich protestiere -«
    »Nein ... nein, Crispin, das wäre wirklich Zeitverschwendung«, sagte Hugo, schwang sich von seinem Pferd und hängte sich Crispins Zügel dabei über den Arm. »Möchtest du lieber mit meiner Hilfe absteigen?« Er zog mit bedrohlicher Bestimmtheit seine Handschuhe aus und klatschte sie, immer noch lächelnd, in seine geöffneten Handflächen.
    Crispin fühlte sich machtlos, als wäre er noch in der Schule, im Angesicht der absoluten Macht der Autorität. Fast wie hypnotisiert stieg er von seinem Pferd.
    »Sehr vernünftig«, meinte Hugo nur, ließ den Zügel fallen und lehnte sich scheinbar lässig an den Stamm der Eiche. Aber bei der Kraft, die sein Körper ausstrahlte, fühlte sich Crispin wie ein Wurm.
    »Also«, sagte Hugo, »kommen wir zur Sache, Crispin. Wo ist mein Mündel, bitte sehr?«
    »Chloe?«
    »Genau die.«
    »Woher sollte ich das wissen?« Mehr als diese dumme Antwort brachte Crispin nicht zustande.
    »Nun, ich gehe davon aus, daß du es wissen solltest, da sie so freundlich ... oder vielleicht vorsichtig ... war, mir mitzuteilen, daß sie heute morgen mit dir ausreiten wollte.« Das Lächeln war verschwunden, und die grünen Augen hatten einen eisigen Glanz bekommen.
    »Das ist doch absurd«, versuchte Crispin zu bluffen. Er drehte sich zu seinem Pferd um. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, Sir Hugo. Sie sind für Chloe verantwortlich, nicht ich, und wenn Sie sie nicht hart genug an die Kandare nehmen, ist das wohl kaum meine Schuld.« Er schnappte nach Luft, denn zwei Hände legten sich von hinten um seine Kehle.
    »Oh, wenn du dich da nicht täuschst, mein Freund. Mein Griff ist kräftig genug«, sagte Hugo leise.
    Crispin spürte Hugos Atem im Nacken. Er versuchte, den Kopf zu bewegen, aber die langen, weißen Finger schlossen sich fester... und fester.
    »Wo ist sie?«
    Er würgte und schüttelte den Kopf. Der Druck auf seine Luftröhre nahm zu.
    »Wo ist sie?« Die Frage erklang unerbittlich direkt an seinem
    Ohr. Schwarze Flecken tanzten vor seinen Augen, und er hatte das Gefühl, als würde seine Brust platzen. »Wo ist sie?«
    Seine Schultern sackten nach vorn, als er versuchte, zu reden. Er war dankbar, als der Druck etwas nachließ, während die Frage wiederholt wurde.
    »Weiß ich nicht«, stieß er hervor.
    Der Schraubstock schloß sich wieder, und Crispin meinte, sein Kopf und seine Lungen würden explodieren. Roter Nebel drohte ihn zu verschlingen. »Wirklich«, flüsterte er. »Bitte.«
    »Erkläre das genauer.« Die Härte des Griffes ließ gerade so viel nach, daß er zu sprechen in der Lage war. Mit röchelndem Flüstern stieß Crispin hervor, daß Chloe ihn aus irgendeinem unbekannten Grund verlassen habe und eilig in Richtung Stadt geritten sei.
    Hugo nahm seine Hände von Crispins Kehle und wischte sie sich mit angeekelter Miene ab. »Ich bin sicher, daß du den Grund kennst, aber das hat Zeit. Du kannst gehen. Und du kannst Jasper sagen, daß es ein Zeichen von Feigheit ist, wenn man sich hinter den unwirksamen Fehlschlägen seiner Untergebenen versteckt. Wenn er eine Auseinandersetzung will ... ich bin bereit dazu. Schon seit vierzehn Jahren«, fügte er hinzu. »Sag’ ihm das, Crispin.«
    Er trat zurück und sah zu, wie der junge Mann mit rotem, fleckigem Gesicht wieder auf sein Pferd stieg und sich dabei unbewußt die Kehle rieb, wo sich die Abdrücke seiner Finger dunkel auf der dünnen Haut abzuzeichnen begannen.
    Crispins Kehle schmerzte zu sehr, als daß er Lust auf eine Antwort gehabt hätte, selbst wenn ihm eine eingefallen wäre. Einen schrecklichen Augenblick lang hatte er sich dem Tode nahe geglaubt. Er hätte sich niemals vorstellen können, daß ein Mann soviel Kraft in den Fingern haben könnte. Tief über den Hals seines Pferdes gebeugt

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