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Im Schatten der Leidenschaft

Titel: Im Schatten der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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mit.
    »Ich habe es nicht versucht.«
    »Oh, dafür wirst du wohl deine Gründe gehabt haben.«
    »Genau, Mädel. Aber wir kaufen dir heute nachmittag ein Pferd. Squire Gillingham in Edgecombe hat eine gute Zucht. Ich bin sicher, daß er etwas Passendes hat.«
    Sein Arm umfaßte sie locker, um die Zügel zu halten, und sie lehnte sich so natürlich an seine Schulter, als wäre sie immer schon so geritten. Die scheinbare Unbefangenheit ihrer Nähe bewirkte ein wildes Durcheinander an Reaktionen sowohl in Hugos Geist wie auch in seinem Körper, und er hatte den beunruhigenden Eindruck, daß sich Chloe ihrer Wirkung durchaus bewußt war. Jedesmal, wenn er sich gut zuredete, sie müsse beschützt werden als kleine Unschuld auf der Schwelle zum Erwachsenwerden, tat oder sagte sie etwas, was zweifellos bewies, daß sie diese Grenze schon längst überschritten hatte.
    Samuel kam in den Hof heraus, als sie in Denholm Manor ankamen. »Du hast mich ganz schön überrascht«, sagte er finster. »Ich hatte nämlich nicht gewußt, daß Sir Hugo gesagt hatte, du könntest mit ihm kommen.«
    »Hatte ich auch nicht«, sagte Hugo und stieg ab. Er streckte die Hand aus, um Chloe herunterzuhelfen.
    »Er hat nicht gesagt, ich könnte mit ihm kommen«, erklärte Chloe mit einem sonnigen Lächeln. »Aber er hat auch nicht gesagt, ich könnte nicht mitkommen.«
    Samuel starrte sie verblüfft an und schüttelte den Kopf wie ein Hund mit einem Floh hinter dem Ohr, während ihm der Mund offenstand, weil er nach Worten suchte.
    »Am besten ist, du sagst lieber nichts, Samuel«, meinte Hugo mit einem schiefen Grinsen. »Wenn es darum geht, der Logik den Garaus zu machen, ist das Mädel besser als alle anderen, seit Eva den Apfel gegessen hat.«
    Am gleichen Abend vor dem Abendessen spielte Hugo Klavier, als Chloe zögernd die Bibliothek betrat. Er drehte sich mit einem Lächeln zu ihr um und spielte weiter. Es war lange her, seit er das letzte Mal nur zum Vergnügen gespielt hatte ... lange, seit er zum letzten Mal die Musik nur um ihrer selbst willen genossen hatte.

Chloe setzte sich in den großen Ohrensessel am Fenster und zog die Füße an. Von dort aus konnte sie beim Zuhören sein Gesicht sehen. Sie war fasziniert von den vielen Gefühlen, die es zum Ausdruck brachte, während Hugos lange, schlanke Finger eine Musik den Tasten entlockten, die lebendig das Zimmer erfüllte. Die Dämmerung nahm zu, als die letzten Sonnenstrahlen aus der Bibliothek verschwunden waren, und Hugos Gesicht lag im Schatten. Nur den beweglichen Mund sah sie noch, entspannt und mit einem kleinen Lächeln, während seine lange Haarlocke ihm in die Stirn hing.
    Chloe wurde klar, daß seine machtvolle Gestalt mehr als nur eine Persönlichkeit beherbergte. Sie kannte schon den entspannten, humorvollen Gesellschafter, hatte die Kraft des autoritären Befehlshabers zu spüren bekommen; einmal war sie auch seinem leidenschaftlichen Ich begegnet. Hier sah sie Hugo den Musiker. Vielleicht vereinigten sich in dieser Gestalt all die anderen und fanden ihren Ausdruck.
    Hugo hörte auf zu spielen und drehte sich zu ihr um, wobei er einen Unterarm auf den Rand des Instrumentes stützte. »Hast du im Internat spielen gelernt?«
    »O ja, ich habe alle nötigen Fähigkeiten erworben«, versicherte sie ihm ernsthaft.
    Hugo unterdrückte ein Lächeln. »Dann laß mich doch einmal hören.« Er stand auf und deutete auf die Sitzbank.
    »Aber das Stück könnte ich nicht spielen«, sagte sie und stand sehr widerstrebend auf.
    »Würde ich auch nicht erwarten. Ich habe es selbst komponiert.« Er schlug mit dem Feuerstein Funken, entzündete den Zunder des Feuerzeugs und damit den mehrarmigen Kerzenleuchter, dann stellte er ihn so hin, daß das Licht auf die Tasten fiel. »Ich suche dir etwas Einfacheres.« Er blätterte durch einen Stapel Noten und suchte ein bekanntes Volkslied mit einer hübschen Melodie heraus. »Versuch es damit.«
    Chloe setzte sich und fühlte sich wie bei einer Prüfung, als er die Noten aufstellte. Sie dehnte ihre Finger. »Ich habe schon seit Ewigkeiten nicht mehr geübt.«
    »Das macht nichts. Entspann dich und gib dir einfach etwas Mühe.« Er setzte sich in den Sessel, den sie verlassen hatte, und schloß die Augen, um zuzuhören. Er öffnete sie schon nach ein paar Takten ihres Spiels wieder, und sein Gesichtsausdruck wurde undurchsichtig.
    Chloe endete mit einem kräftigen Akkord und drehte sich mit triumphierender Miene zu ihm um. Es war leichter

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