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Im Schatten der Leidenschaft

Titel: Im Schatten der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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sie. »Oder wenigstens hatte ich bis gestern keine Angst. Ich konnte ihn nur aus tiefstem Herzen nicht leiden. Aber da er ja keine Macht über mich hat, gibt es eigentlich keinen Grund für mich, ihn zu fürchten, oder?«
    »Das wollen wir hoffen«, sagte er neutral.
    Chloe schien das zu billigen und wechselte das Thema. »Sollen wir zur Vordertür gehen?«
    »Ich kann mir kaum vorstellen, wo man sonst hingehen sollte, wenn man einen Besuch macht.«
    »Ich habe immer die Seitentür benutzt, wenn ich hier war ... vermutlich, weil ich zur Familie gehöre.«
    »Nun, diesmal wirst du es so machen wie ich.«
    »Natürlich«, sagte sie bescheiden, als sie den Kies vor dem Haus betraten. »Soll ich klopfen?«
    »Wenn du möchtest«, sagte er und gab den Versuch auf, ernst bleiben zu wollen. Es war unmöglich, ihr länger als eine Minute böse zu sein, und Ärger vorzutäuschen war offensichtlich sowohl Zeitverschwendung als auch mühsam.
    Chloe rutschte von ihrem Pferd, rannte die Stufen hinauf, griff nach dem großen Messingklopfer und schlug ihn mit erkennbarem Vergnügen an die Tür.
    »Guten Morgen, Hector. Ist Sir Jasper zu Hause?«
    »Na so was, wenn das nicht meine kleine Schwester ist«, erklang Jaspers Stimme hinter dem Diener. »Das ist alles, Hector.« Er trat an die Tür und sah mit einer erhobenen Augenbraue auf Chloe hinunter. »Was führt dich her?« Sein Blick streifte über ihren Kopf hinweg kurz Hugo, der immer noch unbeweglich auf seinem Pferd saß.
    »Ich bin gekommen, um Maid Marion zu kaufen«, teilte ihm Chloe mit. »Ich habe Crispin schon gesagt, daß ich sie nicht als Geschenk annehmen kann, aber kaufen möchte ich sie gern.«
    Jasper legte seine Hände auf ihre Schultern und schob sie zur Seite. Er ging langsam die Stufen hinunter auf Hugo zu, während Chloe ihm folgte, ohne sich dadurch einschüchtern zu lassen, daß er sich nicht um sie kümmerte.
    Crispin kam um die Hausecke herum, und sie rief ihm zu: »Guten Morgen, Crispin. Wir sind gekommen, um Maid Marion zu kaufen, und ich dachte, du würdest vielleicht gern wissen wollen, wie es der Eule geht. Ich habe einen Holzsplitter als Schiene an dem Flügel angebracht.« Ihr Lächeln umfaßte die drei Männer mit einem Selbstvertrauen, das ihr keiner wirklich abnahm.
    Hugos Blick begegnete ihrem in stummer Billigung der Art und Weise, wie sie vorging. »Hör’ auf zu quasseln, Chloe«, sagte er mit gespielter Verärgerung und stieg vom Pferd. »Jasper, wieviel wollen Sie für die Stute ?«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich sie verkaufen will«, sagte er.
    »Oh, aber warum denn nicht?« rief Chloe. »Du wolltest sie mir doch schenken, also kannst du jetzt nicht sagen, daß du sie behalten willst. Und es hat mir gestern so viel Spaß gemacht, sie zu reiten. Ich könnte den Gedanken nicht ertragen, sie wieder hergeben zu müssen.« Sie wandte Crispin ihr strahlendes Lächeln zu. »Es war wirklich schade, daß wir kein Picknick machen konnten, Crispin, aber ich bin in die Menge geraten, die auf dem Weg zur Reformversammlung in die Stadt war, und konnte nicht mehr umkehren.«
    Crispin legte eine Hand an seine Kehle. Ein gestärktes Halstuch verbarg die Fingerabdrücke von seiner Begegnung mit Hugo, aber Jasper und Hugo wußten beide, was die Geste bedeutete.
    Jaspers Augen wurden schmal, während er zwischen seinem Stiefsohn und Hugo Lattimer hin- und hersah. »Es ist bedauerlich, daß du das Picknick versäumt hast, kleine Schwester«, sagte er knapp. »Crispin hatte sich große Mühe gegeben, dafür zu sorgen, daß es dir Freude machen würde.«
    »Ja, das habe ich bemerkt«, erwiderte sie. »Ich war untröstlich, daß ich ihm den Spaß verdorben habe.«
    Hugo beschloß, daß es an der Zeit war, sich ebenfalls an der Auseinandersetzung zu beteiligen. Chloe schien kaum noch zu bremsen. »Chloe, ich hatte dich doch gebeten, mit dem Gequassel aufzuhören. Jasper, gibt es einen Preis für die Stute?«
    »Dreitausend Pfund«, lautete die prompte Antwort. »Da meine Schwester das Geschenk nicht annehmen will, wäre ich dumm, keinen guten Preis zu verlangen.«
    »Einen guten Preis!« kreischte Chloe. »Dreitausend-«
    »Halt den Mund!« Hugo legte ihr die Hand schwer auf die Schulter. »Dieses Benehmen ist außerordentlich unziemlich.«
    »Ja, aber-«
    »Ruhe!«
    Chloe verstummte und sah ihren Halbbruder finster an. Sein kalter Blick streifte sie, und zum ersten Mal sah sie in seinen Tiefen nicht nur die übliche Abneigung, sondern auch eine Drohung. Dann

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